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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 163
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angenommen werden, daß in der Zwischenzeit ein Zuzug alemannischer Bauern
vom Osten her erfolgt ist, die sich mit ihren Viehherden auf den Berghöhen
niederließen und dort neben der Feldgraswirtschaft vornehmlich Weidewirtschaft
betrieben. Deren Höfe lagen so weit oben wie möglich am Quellhorizont über
dem Urgestein, und sie brachten als alteuropäische Konstruktionsart die Firstsäulenhäuser
als sogenannte Heidenhäuser mit32.

Über die Besiedelung des nördlichen Schwarzwaldes hat Gotthold Knödler in
jahrelanger Arbeit Untersuchungen angestellt und diese veröffentlicht in seiner
Schrift „Wirtschafts- und Siedlungsgeographie des nordöstlichen Schwarzwaldes
und der angrenzenden Gäulandschaften" 1930. Eine gleich umfangreiche Untersuchung
sollten wir haben für den mittleren Schwarzwald für die Besiedlung von
Osten her. Hier tappen wir vorerst reichlich noch im Dunkel. Aus den Seitentälern
werden die Bauern in der ersten Zeit zu den Sonntagsgottesdiensten in die
Kirche zusammengeströmt sein, und hierbei wird sich auch der erste Markt angebahnt
haben. Zur bildhaften Erläuterung dieses Vorgangs möchte ich die Schilderung
eines kleinen Erlebnisses einschalten: Jahrzehntelang hat die Ortsgruppe des
Haslacher Schwarzwaldvereins jeweils im August an dem Geroldsecktreffen der
Ortsgruppen des Schuttertals teilgenommen. Um mit den Wanderwegen dorthin
abzuwechseln, führte die Wanderung einmal über das Dorf Prinzbach. Zeitlich
wurde die Wanderung so eingerichtet, daß in der dortigen Dorfkirche der Hauptgottesdienst
besucht werden konnte. Die mit dem Kirchhof und dem Pfarrhaus
allein im Gelände liegende Kirche war aber mit stehenden Männern bis zur hinteren
Türe so angefüllt, daß für alle Wanderer kein Platz mehr war. Die übrigen
setzten sich gegenüber der Kirche auf einen Stoß Langholz und warteten das Ende
des Gottesdienstes ab. Gegen Ende des Gottesdienstes erschien ein Bäckerjunge mit
einem Korb frischer Brezeln auf dem Rücken und stellte sich vor dem Friedhoftor
auf, um dem aus der Kirche kommenden Bauernvolk seine Brezeln zu verkaufen
. Darauf sagte ich zu meinen Mitwanderern: „Ihr habt jetzt einen geschichtlich
bedeutsamen Vorgang miterlebt, ,die Uranfänge eines Marktes'." So ähnlich,
nur in größerem Umfang, müssen wir uns auch in Haslach vor dem Tor des
Kirchhofes die Entstehung des Marktes vorstellen. Wandernde Kaufleute werden
sich nach dem Gottesdienst mit ihren Waren zum Verkauf vor dem Kirchhoftor
aufgestellt und schließlich dort auch fliegende Stände aufgebaut haben, um den
Bauern Waren zu verkaufen, die sie auf den einsamen Höfen sich nicht beschaffen
konnten. So bildete sich der erste Markt und ganz von selbst der erste Marktplatz
, der über tausend Jahre hinweg den Namen Marktplatz getragen hat, bis
er in den letzten Jahren, nun allseits von Häusern umbaut, die Bezeichnung
„Mühlenbacher Straße" erhalten hat.

Die von allen Seiten kommenden Straßen als Zufahrtswege führen alle in gerader
Richtung auf diesen Marktplatz zu, der auch den Zugang zur Kirche bildete, wie
dies auf Abbildung 13 ersichtlich gemacht ist. Neben der Kirche am Marktplatz
wird ein Pfarrhaus und ein Mesnerhaus entstanden sein, auch einzelne Hand-

32 Siehe Hermann Schilli, Das Schwarzwaldhaus, 1953, Kapitel „Das Schwarzwälder Heidenhaus".

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