Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 164
(PDF, 52 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1971/0166
werker, ein Schmied und ein Wagner (in Haslach Krummholz geheißen) können
sich angesiedelt haben. Sie verrichteten handwerkliche Arbeiten, welche die Hofbauern
, sonst auf Selbstversorgung eingestellt, nicht selbst verrichten konnten.
Und ein Wirtshaus wird auch nicht gefehlt haben. Auch Kaufleute werden sich
nach und nach seßhaft gemacht haben. Angezogen durch Verdienstmöglichkeiten
werden auch andere Menschen sich am Ort niedergelassen haben. So wuchs mit
der Zeit die Notwendigkeit, den ursprünglichen Marktplatz zu einer kleinen
Stadtanlage zu erweitern, die in Abbildung 14 anhand des späteren Stadtgrundrisses
aufgezeichnet wurde.

Das kleine Städtchen ist schon befestigt mit Mauer und Graben und mit zwei
Toren versehen. Die Kirche ist mit ihrem ummauerten Kirchhof in die Befestigung
mit einbezogen. Der Stadtgrundriß ist sehr einfach, eine breite Hauptstraße, zwei
hintere Gassen, ein Grundrißtyp, der auch sonst in kleinen mittelalterlichen Städten
üblich war und auch sonst vorkommt. Die Hauptstraße war Geschäftsstraße
und diente für den vergrößerten Markt auch als Marktstraße. Auffallend ist die
rechtwinklige Knickung der Hauptstraße. Diese Knickung hatte einen Sinn und
einen natürlichen Grund. Der obere Torturm hielt die im Kinzigtal gefürchteten
kalten Ostwinde ab, während das längere Stück der Hauptstraße in Nord-Süd-
Richtung verlief, in welcher Richtung wegen der abschließenden Berge Winde nur
ganz selten auftreten. Das untere Tor riegelte die westlichen Regenwinde ab.
Daß die Erbauer der ersten Stadtanlage bei ihrer Planung auf diese von der
Natur gegebenen Gesichtspunkte Rücksicht nahmen, beweist, daß sie noch eng mit
der Natur verbunden waren. Schon mehr als 1000 Jahre vorher schrieb der
römische Festungsbaumeister und Architekt Vitruvius Pollio zehn Bücher „De
Architectura" und behandelte dabei auch die Stadtbaukunst. Dabei verlangte auch
er schon bei der Planung von Straßen auf die vorherrschende Richtung von Winden
Rücksicht zu nehmen. Es ist nicht anzunehmen, daß den Baumeistern von
Haslach dieses antike und älteste Lehrbuch der Baukunst bekannt war.

Um über die Beschaffenheit der ältesten Stadtbefestigung Klarheit zu erhalten, ist
es notwendig, das älteste Stadtbild von 1655, eine Federzeichnung auf der Ment-
zingerschen Karte33 (Abb. 15) zur Betrachtung heranzuziehen. Dort erkennen wir,
daß auf der Südseite kurz nach dem Anschluß der Stadtmauer an die Kirchhofmauer
ein Befestigungsturm angeordnet wurde, der nur Befestigungsturm, Wehrturm
, kein Torturm war. Dies hatte zur Folge, daß die früher von Mühlenbach
und Hofstetten her in den alten Marktplatz einmündenden Straßen nicht mehr
möglich waren. Es mußte also schon damals für die Mühlenbacher Straße eine
neue Zufahrt zur Stadt geschaffen werden. Dies geschah durch die heutige Sandhaasstraße
, die zum oberen Stadttor führte. Im Stadtbauplan vom Jahre 1920
führt diese Straße noch die Bezeichnung „Alte Mühlenbacher Straße", und in
einem Kaufkontrakt vom Jahre 1655 werden Almendgärten außerhalb der Stadt
am „Mühlenbacher Gäßlein" genannt. Ob der Verkehr von Hofstetten ebenfalls
durch die neue Zufahrtsstraße zum oberen Tor geleitet wurde, oder ob er schon

33 Siehe darüber den Aufsatz von Otto Göhler über Mentzinger, in: Die Ortenau 28 (1941), S. 64.

164


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1971/0166