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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 172
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welche die Mererin sei. bei ihm hatte, und Hansen und Nesen, welche Anne die
Jegerin jetzt bei ihm hat, eine gilt zu Wiler in dem Dorf ensit der Kinzigen, eine
Matte vor Hagspach, die an den Milenbach stößt, und sein Haus in der Stat
Hasela an dem bach und den Garten in der Niiwenstat. Geben an Mentag nach
der alten vastnaht 1350." 41 Zwei Dinge sind in der Urkunde städtebaulich bemerkenswert
, einmal, daß in dem erweiterten Baugebiet innerhalb der Ummaue-
rung noch Platz war für private Gärten, dies ist für jene frühe Zeit nichts Außergewöhnliches
. In Urkunden aus jener Zeit kann man immer wieder feststellen,
daß sich noch vielfach Gärten innerhalb der engen befestigten Stadt befanden,
zum andern das Haus am Bach. Mit diesem Bach kann nur der Stadtbach gemeint
sein, der inzwischen an die Stelle des Festungsgrabens der ersten Stadtbefestigung
getreten ist, und der der Bachgasse den heutigen Namen gegeben hat. Dieser
Stadtgraben floß jetzt mitten durch das vergrößerte Stadtgebiet. Bei den Überlegungen
wegen der Planung der ursprünglichen Stadtanlage bildete dieser Stadtgraben
ein Rätsel, solange nicht erkannt war, daß der Kern der Altstadt in zwei
Abschnitten entstanden und dies der Grund für die Bildung des Stadtbaches war.
Diesem Stadtbach fielen verschiedene Aufgaben zu: Er diente den an ihm liegenden
Gewerbebetrieben, in erster Linie den Gerbern, die in dem fließenden Wasser
ihre Felle wässerten, dann lieferte er bei Bränden das Löschwasser, später war er
wichtig für die Pumpen der Feuerwehr, von der ein Haslacher, der Schmid Josef
Sandhaas (1704—1760), angeblich die erste Feuerspritze erfunden haben soll42.
Und später, als das Löschwasser nicht mehr mit Eimern in die Spritze getragen
werden mußte und die Spritzen selbst ein langes Rohr hatten und dieses einfach
in den Stadtbach hineingehängt zu werden brauchte, wurde er immer noch gebraucht
. Schließlich konnte auch das Oberflächenwasser in den Straßen in den
Kanal geleitet werden, der in geradem Lauf durch die Vorstadt in die Kinzig
geleitet wurde. In das heutige Stadtbild paßte der offene Stadtbach nicht mehr
recht, es wurde deshalb angefangen, ihn zu überbrücken und ihn zu einem unterirdischen
Kanal zu machen. Als dann vor einigen Jahren die letzte Gerberei am
Stadtbach verschwunden war, sah man den Zeitpunkt gekommen, auf ihn ganz
zu verzichten, und fing an, ihn zuzuschütten. Ob diese Maßnahme richtig und vertretbar
war, wird eine spätere Zeit einmal erweisen. Gewiß, Gewerbebetriebe
brauchten den Stadtbach nicht mehr, auch das städtische Waschhaus, durch welches
der Stadtbach offen hindurchfloß, an welchem die städtischen Wäscherinnen die
schmutzige Wäsche von ganz Hasle wuschen und aus welchem die Waschfrauen im
Sommer 1841 den kleinen Hansjakob herausfischten und ihm das Leben retteten43,

41 FUB II, Nr. 277. Der Ausdruck „nach der alten Vastnacht" in dieser frühen Zeit fällt auf, und es läßt
sich nicht ohne weiteres eine Erklärung dafür finden. Man könnte vermuten, daß der Begriff „alt" mit
einer Verschiebung der Fastnacht auf einen neuen Zeitpunkt zusammenhängt. Aber ein Blick in das
Wörterbuch der deutschen Volkskunde" (Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1955, S. 189) zeigt, daß auch
eine andere Deutung möglich und wahrscheinlich ist, wenn dort ein Altfaseltag, Altfascnd erwähnt und
von Geschlechts-, Alters- und Berufsgruppen gesprochen wird, denen gewisse Narrentage vorbehalten
sind (Weiber-, Mädchen-, Buben-, Bauernfastnacht usw.). Noch deutlicher drücken sich Bezeichnungen aus
wie Altweibermarkt und Altweibertanz, die im Zusammenhang mit der Fastnacht genannt werden.

42 Siehe Heinrich Hansjakob, „Wilde Kirschen", Kapitel „Die Sandhaasen", Neuaufl. 1962, S. 175.

43 Siehe Heinrich Hansjakob, Aus meiner Jugendzeit, Neuaufl. 1960, S. 83 und 84.

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