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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 219
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1971/0221
9. „Da die sämtliche Schrifften seit 22. Dezember im Schloß zu Bischofsheim geflüchtet
waren, und ich solche alle Augenblik nötig brauchte, so fuhr ich heute dahin, um solche
wieder zu holen. Als wir eben von Bischofsheim zurük fahren wolten, so kamen etl. Ex-
preße nach Kork mit der Nachricht, daß Kehl über seye. Nach der Zurückkunft nach Kork
erfuhr ich, daß es an dem wäre."

10. „Diesen Nachmittag gieng alles nach Kehl, wo die Kaiserlichen und Franzosen untereinander
herum giengen. Man erzählte uns, daß die Kaiserl. von dem Rheinkopf her die
Schifbrük so sehr beschoßen, daß niemand mehr paßiren konnte. Auf der andern Seite
kamen die Kaiserl. mit ihren Laufgräben bis an die Kinzigbruk und den schwarzen Adler,
so, daß sie ganz unter den französischen Canonen waren. Auf einmal seye Stillstand geworden
, die französische Generalität kam heraus auf die Kreuzstraße zu der Kaiserlichen,
woselbst die Kapitulation dahin geschlossen wurde, daß die Franzosen mit allem, was in
der Festung Kehl war, frei abziehen und die Kaiserlichen hinein rücken sollen. Bis 4 Uhr
Nachmittag hatten die Franzosen alles Geschütz, Munition, Pallisaden, kurz alles — bis
auf die lezte Spän Holz über dem Rhein und die Truppen zogen ab, bis auf die Hauptwache
. Der Erzherzog Karl K. H. stunden auf der Werb am Rhein, bei dem französischen
Genrai Deßaix. Punkt 4 Uhr kamen die ungarnischen Grenadier mit einer prächtigen Musik
und lösten die französische Hauptwache ab, welche sofort nebst allen übrigen Franzosen
über die Schiffbruk hinüber giengen, worauf sogleich die Schiffbrüke abgetragen worden.
Die deutschen Frey Corps besezten die Posten dicht am Rhein und nun glaubte jedermann,
es seye für immer Ruhe bei uns, doch wußte man nicht, ob auf lange der Stillstand ge-
schloßen sey."

11. „Ging gleich der Generalstab fort bis auf das Genie Corps. Die Baraquen wurden leer.
Kork bekam neuerdings Befehl 402 Centner Heu zu liefern. 130 Mann vom Regiment
dAlton wurden hier einquartiert." Wenn auch die kriegerischen Ereignisse beendet waren,
so gab es viel Aufräumungsarbeiten, aber auch den Neuaufbau von Kehl; zu diesem
Zweck wurden am 14. „Quartier für 2 Comp. Kaunicz — 250 Mann, 118 Mineurs, 120 Sa-
peurs, 25 Ingenieur Offiziers, 40 Pioniers" gemacht. Vom 17. an mußten täglich 24 Mann
Schanzer nach Kehl mit Schaufeln, Pikel und Rührhauen, um eine neue Verschanzung zu
machen, auch Fuhren wurden dazu bestellt. Am 18. „Mußten alle Pferdte frohnen. Großherzog
Toskana abmarschiert aus denen Barraquen im Kazenloh." Weiterhin mußte alle
Munition sowie Lebensmittel nach Freiburg abgeführt werden.

Am 10. und 11. Februar wurde der Schaden auf abgehauene Bäume festgestellt; er betrug
28 284 fl. 6 ß. 6 Pfg. Unterm 10. März vermerkt Zuflucht: „Hat die Zusammenwerfung
der Festungswerke in Kehl angefangen. Da mußte ich mit denen sämtlichen Vorgesezten
nach Kehl, wo die Ingenieurs Officiers unter sämtlichen Gemeinden der ganzen Gegend
die zu demolierende Pläze, Wälle zu ebnen vertheilten, . . . . " Am 14. März befahl Erzherzog
Karl, den Betrag, den die Gemeinde für den Zehnten an die Franzosen für 1796
entrichten mußte, an die Schaffnei des Domkapitels in Offenburg zu zahlen. „Zugleich
gienge ich mit einigen des Gerichts zu dem General von Stzarray (der in Kork wieder
Quartier bezogen hatte) und bäte ihn, daß Er sich dahin verwende, daß die vielen Laufgräben
zwischen Neumühl und Kehl auch mit Beihilfe der fremden Schanzer eben gemacht
werden sollen, weil sonst die Gemeind Kork in 10 Jahren es allein nicht zwingen würde."
15. „Durch die Kaiserl. Freicorps wurden die Feuersprizen — Gerätschaften, z. B.
Schläuche, Messing und Eisen verschlept, weil nun bei so vielen Umständen und Einquartierungen
beständig Feuersgefahr vor Augen schwebte, so habe ich durch den jungen Hartlaub
von Buchsweiler sämtliche Feuersprizen in den Stand sezen lassen und dafür bezahlt
216 fl. 2 ß. 8 Pfg. Wurde durch die Ing. Officiers die neue Strase bei dem Leimen Egert
ausgestekt."

23. März. „In der Nacht vom 23. auf 24. entstand ein Brand dahier. Der K. Ing. Hauptmann
Louis war in des Biersieders Pfrimmers Haus (Grüner Baum) einquartiert. Der be-
dienstete oder Fourierschütz lag im Futtergang und schlief. Neben ihm brannte eine Laterne
, die vermutlich angieng, in wenigen Augenbliken stund Scheuer und Haus in Flam-

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