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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 222
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1971/0224
Am 17. „Hat der franz. Kriegs Commißaire 150 Centner Weizen abschläglich auf den
diesjährigen Zehnden gefordert; deswegen bei Amt gewesen. 20. sind 252 Burger, 34 Witwen
(im Gericht). Die Verzeichnis und Abrechnung von der Schwanenwirtin gestolenen
Sachen gemacht. Nemlich ein Weibsbild von Bodersweier (die Kieferbarb genannt) wußte,
daß die Schwanenwirtin Conrad Wörles Wb. und ihre Geschwister wegen dem bevorstehenden
Übergang der Franzosen mehrere Wägen voll Effecten zu einem Verwandten in
das Gutacher Thal geflüchtet. Diese gieng nun nach der Plünderung dahin und gab sich für
die Braut des jungen Conrad Wörles aus, brachte eine Fuhr mit und schleppte einen ganzen
Wagen voll Sachen zurück bis Ofenburg, dort verkaufte sie vieles, so daß der Fuhrmann
Verdacht bekam und Nachricht hierher schickte. Als man ins Gutach geschikt, hatte das
Mensch schon den 2ten Wagen voll Sachen geladen und wolte abrüken. Man nahm sie aber
bis nach Ortenberg mit, wo sie in Verhaft genommen wurde und entwischte."
3. Sept. „Da Andreas Soth als Gerichtsmann seine Entlassung begehrte, so wurde Georg
Kriegk von Herrschaftswegen dazu ernannt, weil in der Waal nicht recht gestimmt worden
. Nemlich der größere Theil der Burger glauben immer, die Vorgesetzten handelten
nicht treu, und daß zu einem Vorgesetzten es blos erforderlich sei, wenn er ein frech Maul
hat und nicht viel nach der Herrschaft und dero Beamten fragt, ein solcher verdient das
allgemeine Zutrauen, man sieht nicht auf Rechtschaffenheit und einen guten Wandel, des
wegen fand die Waal nicht statt, wodurch Hanns Georg Diebold die meisten Stimmen
erhielt — da er doch in keinem Betracht zu einem solchen Amt tauglich ist, wiewohl es ihm
an Maul und äußerlichen Ansehen nicht fehlt."

9. „Erscheinen die Gebrüder Dillmann von Straßburg und forderten in Gefolge einer
französischen Ordre, wie Billet, den 1797er Zehnden an die Gmeind, in Natura oder
Geld. 10. Da die Früchten in der Zehndscheuer größtenteils schon zu militärischen Lieferungen
verwendet werden mußten, so war nicht abzusehen, wie man dies Jahr das Geld
für den Zehnden bekommen wolte. Das Gericht beschloß Vorstellung."

10. —27. Petition an den General, Waldbäume, Bach abschlagen, Lieferungen, Brodabgabe,
Heu, Haber, Kiesführen, Fruchtablieferungen, Fleischlieferungen. 28. Wieder mit den Dillmännern
herumgemacht. 29. deswegen nach Straßburg und den Accord mit ihnen gemacht
auf 1500 fl.

2. November. „Kamen noch mehr Sappeurs und die Officiere verlangten auch die Kost im
Schwanen, welches ich abwenden wollte. Allein da hat der Adjutant vom 4ten Bataillon
Sappeurs so gräulich mit mir gezankt und den Degen auf die Brust gehalten, daß ich keinen
Augenblick wußte, wann er mir das Herz durchbohrt. Von der Zeit an trachtete er, wie er
mich verfolgte, welches auch bald geschehen. So mußte ich manche Gefahr ausstehen, doch ist
mein Lohn immer Undank. 3. Nov. Hat die Schwanenwirtin, welche die Sappeur-Officiers
über Kost hatte, absolut Geld auf Abschlag verlangt, auf Anstiften gemeldeten Adjutant
Schamber, damit er mir desto besser auf den Leib käme. Auf Bitten hat der Hl. Rat Neß-
ler 30 Louisd'or vorgeschoßen. 7. Petition an General Angerau wegen dem Korker Wald,
wo die Sappeurs alles zusammen hieben. In der Nacht kam ein voller Husar und verlangte
Spek, Butter, Zwiebeln und hieb in die Fenster. 8. Wieder an Angerau, wegen Holzabhauens
geschickt. Da man nothwendig Geld gebraucht, so hat das Gericht den Handel mit
Factor Rindenschwender für 42—52 Stämme verstümmelter Eichbäume auf 1100 fl. versezt
— dieses Geld wurde bar bezalt."

13. Für „Grindige" mußte ein Haus besorgt werden. Am 25. Nov. war Zuflucht in Appenweier
und schreibt: „Buonaparte allda gesehen". 4. Dezember. „Allerlei Rechnungen weil
der General Angereau (ein fanatischer Revolutionär Gr.) beständig gedroht, alle Emigranten
einzusperren oder fortzujagen, deswegen suchte ich die nötigsten Artikel in Ordnung
zu bringen. 5. Dies war abermal ein fürchterlicher Tag für mich. Morgens früh kam ein
Befehl von General Angereau an den hiesigen Commandant von den Volontairen, daß er
augenbliklich alle Emigranten aufheben — fangen — und in die Verhaft nehmen soll;
diesen Auftrag eröfneten die beiden Officiere meinem Bruder, dem Amtsboten, in der
Meinung, er sei der Schultheis; dieser führte sie zu Amt, indessen sprang ich auf einen

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