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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 233
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1971/0235
Schäften und Verwaltungsrückständen des Abtes aufgearbeitet werden9. Vor allem
dürfte man nicht die Urteile der noch kurz vor der Auflösung des Ordens mit
der Sammlung und z. T. Redaktion der Materialien beschäftigten Klosterhistorio-
graphen ignorieren10.

Doch auch aus dem Tagebuch läßt sich ein vorläufiges Charakterbild des Autors
entwerfen. Seine Grundstimmung ist, wie schon die Tatsache der Tagebuchführung
beweisen kann, vorwiegend meditativ, Noch jung an Jahren, überläßt er das
Kloster in schwierigen Zeiten lieber der Tatkraft seines Priors, um in Griesbach
im Renchtal die nötige Übersicht und die rückwärtigen Verbindungen zu erhalten.
Es mag dabei auch eine übertriebene Ängstlichkeit um die Gesundheit, die er bei
dem »Sauerbrunnen« besser gewahrt sah, mitgespielt haben, doch glaubt er auf
diese Weise auch möglichen Erpressungsversuchen der nahen Straßburger Garnison
entgehen zu können.

Sein religiöser Eifer innerhalb und außerhalb des Klosters ist ernst, dabei nicht
ohne Liberalität, was sich etwa im Umgang mit den seiner Herrschaft unterstehenden
evangelischen Geistlichen11 oder der Behandlung schwieriger Ordensleute
zeigt12.

Bei allen Vorbehalten, die man bei einem Urteil dieser Quellenlage machen muß,
darf man doch sagen, daß er überlegt und verständnisvoll die Unzahl praktischer
Entscheidungen trifft, die ihm eine schwierige Zeit aufzwingt. Schon die Rechenschaftsgabe
durch ein Tagebuch zeigt die reflexe Struktur dieser Entschlüsse, die
zumindest einen Besitzverlust des exponierten Klosters vermieden und den wirtschaftlichen
Aufschwung des 18. Jahrhunderts vorbereiten halfen.

Doch auch wenn dies nicht der Fall wäre, müßte eine wertende'Charakterisierung
des Menschen Jakob Vogler fehlgehen, wenn sie von wirtschaftlichen oder kulturellen
Leistungen aus urteilen wollte. Es ging dem Verwalter des kleinen Territoriums
unabhängig von den sich in dieser Zeit durchsetzenden Tendenzen zunächst
nur um Verwirklichung jenes Stück Gottesreiches, das er sich aufgegeben wußte.
Wenn man die Krise des benediktinischen Lebens im 16. Jahrhundert in Rechnung
stellt, so wird man erst richtig einschätzen, was hier erreicht wurde. Bei diesem
Wachsen des Gottesreiches, als dessen Kern die klösterliche Gemeinschaft,
als dessen weiterer Kreis die Untertanen und Pächter des Klosters gelten mochten,
traten die beiden am Rhein zusammenstoßenden Machtblöcke Habsburg und Bour-
bon in eine nicht leicht zu bestimmende Position. Wir haben uns hier vorgenom-

9 So etwa GLA 104/69; 104/71; 104/81.

10 Einer dieser Historiographen schreibt GLA 65/1908, f. 105: „. . . wohl aber wurden statt dessen, die gesamt
Breysgauische Stände von dem markgräflich-badischen Hause dermaßen bedränget und beeinträchtigt, daß
wir die kaiserlich-königlich-vorderösterreich. Regierung um Hilfe anrufen mußten, die hinlängliche Reme-
dur auch ganz ungezweiflet erhalten haben würden, soferne die sich schon wiederum erhobene Kriegs-
Troublen solche nicht gesterket hätten, welche endlichen unseren ruhmvollesten Abbten Jacobum im Jahr
1708 unter die Erde drucketen . . ."

11 So etwa Tgb. 12. 10. 1689: „Der Prädikant von Allmannsweier, dem als Entgelt eine Fuhre Wein bezahlt
wurde, kam und aß zugleich mit dem Ortsgeistlichen von ,Kirzell' mit uns zu Mittag." (Eigene Übersetzung)

12 Vgl. etwa die Referenzen zu P. Vincentius im Tagebuch 1689, 1697, besonders zum 9. 3. 1689. In einem
späteren Fall läßt Vogler die entflohenen und in Ostfrankreich wieder eingefangenen geistlichen Untergebenen
in verschärftem Kerker bei Wasser und Brot büßen: Tgb. 20. 2. 1702.

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