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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 254
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1971/0256
sich vor allem zur Aufgabe, Licht in das Dunkel der Herkunft von Hansjakobs Vorfahren
zu bringen. Sie versucht die von Hansjakob selbst ausgesprochene Vermutung (vgl.
H. Hansjakob, Meine Madonna, Bonz, Stuttgart 1903, S. 24 und S. 30), seine Vorfahren
seien aus dem Elsaß in den Schwarzwald eingewandert, als Tatsache zu beweisen. Dieser
Nachweis gelingt ihr jedoch nicht. Zwar hat M.-P. Stintzi in den Archiven und Kirchenbüchern
von Markirch (Sainte-Marie-aux-Mines), Hunaweier (Hunawihr) und Colmar
gründliche Nachforschungen über die elsässischen Hansjakob-Familien angestellt, sie hat aber
kein einziges Familienmitglied feststellen können, das nach Oberkirch ausgewandert ist,
von wo 1627 der Schreiner Mathias Hansjakob, der Stammvater der Haslacher Hansjakob-
Sippe, nach Gengenbach gezogen ist. Bei ihren Untersuchungen über die elsässischen Hansjakob
-Familien geht M.-P. Stintzi nur von bewiesenen Tatsachen aus. Bei der Kinzigtäler
Hansjakob-Sippe geht sie jedoch an den Schreiner Mathias Hansjakob mit lauter unbewiesenen
Annahmen und Vermutungen heran. Sie führt zwar die in einer alten Bürgerliste
von Oberkirch enthaltenen Namen Hansjakob Elias (1590—1616) und Hansjakob Mathias
(1600—1628) an, bemüht sich aber nicht, deren Herkunft herauszufinden, sondern beharrt
aus dem Wunschgedanken heraus, die Vorfahren der Kinzigtäler Hansjakob müßten aus
dem Elsaß stammen, auf der unbewiesenen Behauptung, der Schreiner Mathias Hansjakob
sei über den Rhein gekommen. Ja, sie vermutet sogar, daß zwischen den beiden Ober-
kirchern Hansjakob und dem Schreiner eine gewisse Verwandtschaft bestanden habe und
daß die Kenntnis von diesen Verwandten der Grund gewesen sein könnte, warum der
Schreiner-Mathis (so nennnt ihn Heinrich Hansjakob) gerade nach Oberkirch zugewandert
sei. Wir wollen nicht in die gleiche Fabulierkunst verfallen, sonst könnten wir mit nicht
weniger Wahrscheinlichkeit zur Vermutung kommen, der Schreiner Mathias Hansjakob
sei der Sohn des Krämers Mathias Hansjakob, wofür schon der gleiche Vornamen sprechen
könnte, und der ältere Elias sei der Großvater des Schreiners gewesen. Doch das sind
alles unbewiesene Vermutungen, für die bis jetzt jeglicher urkundliche Nachweis fehlt.
Die Aufgabe von M.-P. Stintzi wäre es gewesen, nach diesen Urkunden zu suchen. Dieser
Mühe unterzog sie sich jedoch nicht, obwohl sie wußte (vgl. S. 32), daß die Herrschaft
Oberkirch von 1592 bis 1665 von den Bischöfen von Straßburg an die Herzöge von
Württemberg verpfändet worden war. Deshalb befinden sich alle Oberkircher Akten aus
dieser Zeit nicht in Oberkirch oder Straßburg (Kirchenbücher sind in Oberkirch erst ab
1647 vorhanden), sondern im Hauptstaatsarchiv in Stuttgart. Laut freundlicher Mitteilung
des Stuttgarter Archivs umfaßt der Bestand an Oberkircher Archivalien aus den Jahren
1596 bis 1664 ein Meter Akten („Amt Oberkirch", A 444). Nur wer diese Archivalien
durcharbeitet, kann eventuell über die Herkunft des Schreiners Mathias Hansjakob Endgültiges
aussagen. Die Tatsache, daß M.-P. Stintzi dies nicht getan hat, macht ihre Nachforschungen
über Heinrich Hansjakobs Vorfahren praktisch wertlos. Und so stellt sie
schließlich selbst fest: „Der Beweis einer Auswanderung eines Hansjakob aus Markirch
nach Oberkirch wird damit an Hand von Dokumenten nicht gebracht werden können"
(S. 33). Oder vielleicht doch, wenn man — was ja Aufgabe einer Dissertation sein sollte —
wirklich alle vorhandenen und zugänglichen Archivalien durchgesehen hätte.

Geradezu peinlich berühren den Hansjakob-Kenner die übrigen Kapitel der Doktorarbeit.
Was im Kapitel „Das Lebensbild" über das Leben und Wirken Heinrich Hansjakobs
gesagt wird, ist ein braves Wiedergeben dessen, was schon J. K. Kempf 1917 und Oswald
Floeck 1922 in ihren Hansjakob-Biographien festgehalten hatten. Statt sich kritisch-inter-
pretierend mit Hansjakobs Schriften auseinanderzusetzen, gibt M.-P. Stintzi kurze
Inhaltsangaben der wichtigsten Werke. Ein Blick ins Literaturverzeichnis der Dissertation
bestätigt die Oberflächlichkeit der ganzen Arbeit: Viele Quellen und wichtige Literatur
über Hansjakob, älteren und neueren Datums, wurden überhaupt nicht zur Kenntnis
genommen. So wurden die Bestände des Hansjakob-Archivs in Haslach nicht eingesehen,
ebenso nicht die Archivalien des Erzbischöflichen Ordinariats Freiburg i. Br. sowie das
Archivmaterial des Pfarramtes in Waldshut, der Nervenheilanstalt zu Illenau und der in
der Badischen Landesbibliothek teilweise vorhandene Briefwechsel Hansjakobs. Wir ver-

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