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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0026
Und noch eine dritte Bemerkung sei mir erlaubt: Die frühe Geschichte des Ettenheimer
Gebietes liegt — wie auch sonst fast überall — in tiefem Dunkel. Die wenigen Urkunden,
die wir aus dieser Zeit besitzen, sind durchweg als Fälschungen entlarvt worden. Doch,
obwohl ich mir dieser Problematik bewußt bin, möchte ich auf die Darstellung der Frühgeschichte
nicht verzichten, denn auch Fälschungen sind ja nicht aus der Luft gegriffen.
Entweder vermitteln sie uns die bisherige mündlich überlieferte Gründungsgeschichte,
oder man hatte aktuelle Gründe, die Anfänge in einem bestimmten Licht zu sehen.
Beides ist geschichtlich interessant. Und so möchte ich mich nun ohne allzu viele Skrupel
an die Darstellung der Frühgeschichte, vor allem des Klosters, machen.

Die Anfänge des Klosters Ettenheimmünster

Wie schon erwähnt: Die gemeinsame Wurzel, aus der sowohl die Stadt als auch das Kloster
hervorgegangen sind, ist Straßburg.

Wir wissen, daß um das Jahr 730 der fränkische Graf Ruthard, der der hochadeligen
und vermögenden Herzogsfamilie der Ettikonen im Elsaß entstammte, einen Teil seiner
rechtsrheinischen Güter an die Straßburger Marienkirche schenkte. Diese Schenkung wird
als „Marcha Euenheim" bezeichnet, und wir dürfen annehmen, daß damit etwa das Tal
der Unditz gemeint gewesen ist. Diese Schenkung benutzte der Straßburger Bischof
Widigern nun keineswegs dazu, dieses Gebiet als Grundstock für späteren rechtsrheinischen
Besitz seiner Kirche auszubauen. Er übergibt diese Güter vielmehr der kleinen, von
ihm gegründeten oder zumindest stark geförderten Mönchszelle im Brudergarten oberhalb
von Münchweier, also dem nachmaligen Kloster Ettenheimmünster.

Die Gründung dieses kleinen Klosters scheint jedoch nicht sehr lange Bestand gehabt zu
haben, denn bereits 20 Jahre später sehen wir die Mönchsgemeinschaft zerfallen und in
Auflösung.

Um das Jahr 760 erfolgt dann die zweite Gründung des Klosters, diesmal mit Mönchen,
die nach der Regel des hl. Benedikt lebten. Zweiter und eigentlicher Gründer des Klosters
ist wiederum ein Straßburger Bischof, nämlich der für die Stadt Ettenheim so wichtige
Etto, dessen Standbild wir heute noch am Rathausgiebel bewundern können; er soll auch
der angeblich von seinem Vater Ettiko II. gegründeten Stadt Ettenheim seinen Namen
gegeben haben. Bischof Etto gibt dem Kloster auch eine noch bessere materielle Ausstattung
, als dies bei der ersten Gründung der Fall war, nämlich einen Teil der Güter, die
seine Kirche vom Allemannenherzog Ernst geschenkt bekommen hatte. Diese Güter decken
sich wohl etwa mit der ersten Ruthardschen Schenkung, also der Marcha Ettenheim,
gehen aber über diese noch hinaus und verleihen dem Kloster Nutzungsrechte und Einkünfte
in zahlreichen Orten des nördlichen Breisgaus und der südlichen Ortenau.

Aus dem Jahr 926 ist uns nun eine Urkunde erhalten, in der das Kloster zum ersten Mal
deutlich als handelndes Wesen hervortritt. Es scheint mir wichtig, dieses frühe Dokument
etwas näher in Augenschein zu nehmen, und zwar deswegen, weil sich hier ein Satz
vorfindet, der später den Straßburger Bischöfen wie auch dem Kloster als Argument in
der Auseinandersetzung um ihre Rechte gedient hat. Ob die Urkunde nun echt ist oder
gefälscht, was W. Schwab in seiner Festschrift zum 125jährigen Bestehen des Gymnasiums
Ettenheim nachweist, diese Frage scheint mir für die Aussagekraft und das historische
Gewicht dieser Urkunde weniger ausschlaggebend zu sein.

Nun ganz kurz, um was es geht: Unser Kloster Ettenheimmünster erhebt an der Gerichtsstätte
Kinzigdorf, dem heutigen Offenburg, in Anwesenheit des Alemannenherzogs
Burkhard Klage gegen das St.-Margareten-Stift in Waldkirch, weil dessen Klosterleute
ins Ettenheimmünsterer Gebiet eingedrungen waren und dort widerrechtlich geerntet
hatten. In der Urkunde über die Beilegung dieses Streitfalls finden wir nun über die
anfangs schon erwähnte Ruthardsche Schenkung, den Urbesitz des Klosters also, folgenden
Satz, der zu unterschiedlichen Auslegungen Anlaß gegeben hat: „Er übergab sein

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