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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0042
Von den Brücken

Zum kulturgeschichtlichen Bild unserer Heimat in der vorindustriellen Zeit
Von Oskar Kohler

„Es sind alle Weg, Steg, Strassen und Brukken eingefallen." Diese Stelle aus einem
Schütterer Bericht vom Jahre 1658 zeigt, in welchem Zustand man die Landschaft nach
dem Dreißigjährigen Krieg vorfand und wie man sich noch jahrelang mit den bösen Verhältnissen
herumzuschlagen hatte.

Die Menschen waren gleichsam wieder auf einen vorgeschichtlichen Zustand zurückgeworfen
. Wie ehedem mußten sie sich wieder mit Furten behelfen, indem sie eine geeignete
Stelle des Flußlaufs ausmachten, wo das Wasser durchwatet und durchfahren werden
konnte. In dieser Zeit mußte man auch zur Überquerung der Kinzig bei Biberach eine
Furt benutzen. Aber diese Art, durch ein Wasser zu kommen, war nicht gerade bequem
und zudem nicht ungefährlich. So heißt es bezüglich der ebengenannten Biberacher Furt
in einem Schreiben des Amtsmanns Koberlin zu Wolfach aus dem Jahre 1748: „Den
Kinzigfluss bei Biberach zu passieren, ist gefährlich und penible und ist auch schon manch
gross Unglück dort geschehen." Aber die Furt als Notbehelf war nicht immer zu vermeiden
. Selbst die Fahrwege der Postkutschen warteten dann und wann mit einer Furt
auf, sehr zum Ärger der Postillone und der Reisenden. Von der Furt über den Reichenbacher
Bach bei Gengenbach schreibt der dortige Posthalter: „Zur Winterszeit ist der Bach
wegen sich steckendem und und weit ausbreitendem Grundeis fast impracticable, bei anlaufenden
Gewässern aber höchst gefährlich zu passieren."

Der Nutzen und die Wohltat guter Brücken lag daher auf der Hand. Aber Brücken sind
kostspielige Bauwerke, vor allem, wenn sie solide aus Stein ausgeführt werden sollen.
Brücken aus Holz waren rascher herzustellen und kamen auch nicht so teuer. Die hölzerne
Brücke war daher das Nächstliegende und gleichsam der nächste Schritt, wenn es galt,
eine Furt abzuschaffen. So steht die Holzbrücke gleichsam zwischen Furt und Steinbrücke.
Man greift aber auch immer wieder auf sie zurück, wenn Kriege oder Naturkatastrophen
die Steinbrücke zu Fall gebracht haben.

Dies läßt sich gut an den Brücken der südlichen Ortenau zeigen, als die Kriegsjahre des
ausgehenden 18. Jahrhunderts über die Landschaft hinwegbrausten. Dort hatte man nach
dem Dreißigjährigen Krieg und den französischen Expansionskriegen einiges für den
Brückenbau getan. In den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts wurde ein beachtliches
Brückenbauprogramm durchgeführt. Nicht weniger als fünf Brücken wurden allein im
Raum Kenzingen erstellt. Als Brückenbauer betätigte sich damals vor allem der Kenzinger
Maurermeister Mathis. Sein bedeutendstes Werk scheint die Brücke über den „Hauptelzfluß
" gewesen zu sein, die mit drei Bogen auf 6700,— Gulden zu stehen kam.
Den Brücken an Elz und Bleich wurde dann eine strategische Maßnahme während der
französischen Revolutionskriege gegen Ende des Jahrhunderts zum Verhängnis. Als der
österreichische General Fröhlich 1796 in Abwehrkämpfe gegen die Franzosen verwickelt
war, gab er, um den Feind am weiteren Vordringen zu hindern, den Befehl, daß sämtliche
Bleichbrücken einzureißen seien. Nachdem die Franzosen die Bleichlinie erreicht

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