Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0146
tung bei der Ausbildung und Erziehung ist auch die Behandlung und Unterbringung der
angehenden Lehrer. Und hier, meine ich doch, sollte man im Großherzogtum Baden nach
und nach zu einer etwas besseren Dotation der Lehrerseminare kommen . ..
Man ist in den letzten Jahren dazu übergegangen, Irrenhäuser, Kasernen und derartige
Anstalten im Pavillonsystem aufzuführen; man sollte doch in Zuknuft auch bei der Erstellung
der Seminare nicht den Kasernenstil beibehalten. Dann ließe sich durch eine
höhere Dotation der Lehrerseminare auch wohl ermöglichen, die innere Einrichtung etwas
besser auszugestalten . . . Wir sind der Ansicht, daß das Recht der freien Meinungsäußerung
keinem Beamten, auch nicht dem Lehrer, eingeschränkt werden darf. In der Form
der Kritik aber muß gerade auch der Beamte sich gewisse Grenzen ziehen. Wenn die
Kritik aus den Kreisen der Lehrerschaft . . . etwas schärfer wird, so muß man zugutehalten
, daß auch von uns anerkannte Wünsche und berechtigte Forderungen jahrelang
nicht oder nur teilweise erfüllt worden sind .. . Wenn einer der Herren Abgeordneten-
Kollegen gemeint hat, es wäre bedauerlich, daß in seiner Heimat die gesamten Sparkassenüberschüsse
Verwendung zur Deckung für die Kosten der Mittelschule finden müßten
. . ., so stehe ich auf dem Standpunkte, daß die Hebung der Schule eine Kulturaufgabe
allerersten Ranges ist, und ich meine, für deren Unterstützung und Förderung müssen
wir alles tun, was überhaupt in unsern Kräften steht!"

Diese Beweise einer fortschrittlichen Gesinnung zeigen, daß es unter den liberalen
Repräsentanten der Bauernschaft Badens schon vor dem ersten Weltkrieg Männer
gab, die der Bildungsarbeit und dem Lehrerstand auf dem Lande gegenüber aufgeschlossen
waren.

Nach längeren Verhandlungen und auf Drängen des Prinzen zu Löwenstein erklärte
sich Friedrich Saenger bereit, sich als Vizepräsident der Landwirtschaftskammer
in die I. Kammer des Karlsruher Landtags wählen zu lassen und auf sein
Mandat in der II. „Volkskammer" zu verzichten. Am 8. November 1911 teilte
ihm ein „Großherzoglich Geheimer Oberregierungsrat und landesherrlicher Wahlkommissär
" mit, er „habe die Ehre, Euer Hochwohlgeboren zu benachrichtigen,
daß Sie bei der heute vorgenommenen Ersatzwahl eines Mitglieds der Landwirtschaftskammer
zur Ersten Kammer der Landstände als Abgeordneter gewählt
wurden ..."

Die Norddeutsche Hagel-Versicherungs-Gesellschaft auf Gegenseitigkeit zu Berlin
wählte ihn dort am 20. Februar 1912 in ihren Verwaltungsrat als Vertreter des
Großherzogtums Baden.

In den Jahren 1912 und 1913 war Friedrich Saenger viel auf Reisen nach Berlin
und in andere Städte des damaligen Kaiserreichs. Meist waren Sitzungen landwirtschaftlicher
Organisationen, Besichtigungen von Ausstellungen oder Mustergütern
, Teilnahme an bäuerlichen Kongressen oder Festlichkeiten unter Mitwirkung
von führenden Persönlichkeiten der Landwirtschaft der Anlaß. Aus den zum
Teil wohlerhaltenen Briefen jener Zeit — sämtliche in der aufrechten, schwungvollen
Handschrift, zugleich Beweis eines tiefen Gemüts und packender sprachlicher
Ausdruckskraft — spricht rührender Familiensinn und Vaterstolz, glühende
Heimatliebe und tiefe Gläubigkeit. Mit Herzensgüte und Anhänglichkeit umsorgte
er seine stets schlicht und zurückgezogen lebende Ehefrau und die beiden Töchter
Luise und Marie, die er nach seiner Rückkehr aus der Fremde meist durch großzügige
Geschenke zu überraschen pflegte.

144


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0146