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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0181
gefangen, einer bleßirt und auch ein Pferd bleßirt. Wein und Brandwein forderten sie,
auch einige waren sehr ungestüm, doch haben sie weiter keinen Unfug treiben dörfen. Zu
Legelshurst sind auch wieder Kaiserliche, desgleichen Landmilizen. Heute kamen keine
Patrouillen mehr. 2. September: Frühe, 30 Blankensteiner Husaren. Brandwein, ferner
20 dito, ferner 10 Scharfschützen, viel Brandwein. Diese greifen die Franzosen im Bahn
(nördlich der Landstraße zwischen Kork und Neumühl) an. Haben einen rothen Chaßeur
zu Fus hinten bei Fröschburg gefangen. Ein Scharfschütz hat einen frz. Cavallier im Bahn
vom Pferd geschoßen.

Die junge Traubenwirtin erschossen

Desgleichen hat sich ein groses Unglük zugetragen. Zu Neumühl hat des jungen Traubenwirt
Michel Köbel Frau, welches eine Tochter von Hanns Georg Krieg von Odelshofen
ist, Heu über der Kinzig gemacht, nebst ihren Leuten. Einsmals schoß ein Franzos von
seinem Posten in sie hinein und traf diese junge Frau in den Hals, so daß sie gleich tod
war. Sie war im 7. Monat schwanger und das Kind lebte noch 2 Stund nach ihrem Tod.
Welche unerhörte Grausamkeit!

Nachmittag kamen die französischen Chaßeurs bis in das Thurnfeld (nordwestlich an das
Dorf anschließend) doch nicht in das Dorf. Ich ging nach Legelshurst, wegen den Frz.
Baraquen im Korker Wald; auch nahm ich die teutschen Piqueter auf. Ich fand wieder
10 Husaren bei und hinter der Ziegelscheuer, 10 Infanteristen nebst Offizier alda. 20
Husaren und 1 Officier im Gänsloh, 10 Infanteristen auf dem Ritt Egerten, 10 dito beim
Mederfeld, ohne die Piqueter in und um Querbach. Odelshofen: im Willstetter Bann
10 Inf. von heut an täglich 10 Holzhauer und Ordonnanzen zu den Piqueter für Wasser
tragen.

3. September: Früh um 6 Uhr K. Patrouillen, Cavallerie und Infanterie. Brandwein. —
Eine ungeschikte Frage von einem Husaren Offizier. Ob es an dem sei, daß diese Nacht
die Franzosen mir sagen laßen, daß sie um 5 Uhr hierher kommen wollen. Entweder
müßte ich ein Spion von den Franzosen sein, welches nicht seyn kan! oder die Franzosen
recht dumme Teufel. Überhaupt habe ich schon oft die Bemerkung hier gemacht,
daß die Kaiserlichen immer mistrauisch auf uns sind, als ob wir zu den Franzosen hielten,
und die Franzosen glauben dann mit Recht, daß wir wirklich den Kaiserlichen zugethan
seien. Wiewol es auch Leute gibt, die würklich den Franzosen noch geneigt sind, ungeachtet
all unser Unglük von ihnen herkomt, manche Kaiserliche auch eben durch ihr mistrauisches
und grobes Betragen die die hiesige Leute gegen sie einnimmt, denn wenn man gegen mir
grob ist und mit Drohungen herausplant, da hat man es bei mir dahin, und so wird es
auch jedem anderen seyn. Hundemäsig ist man nicht gewohnt zu laßen. Vieles komt auch
daher. Die Burger in der Kaiserlichen Ortenau stiften gewöhnlich die Kaiserl. Truppen
gegen uns auf. Sie sind katholisch und hängen noch an ihrm alten Wesen, da glauben sie
weil wir es nicht sind, so müssen wir mit den Franzosen halten. O Welt, wie verkehrt
bist du noch. Sollten nicht die grosen aufgeklärte Mächte und Köpfe daran arbeiten, daß
dieser unsinnige Wust ausgerottet werde! Daß man auf einen der Gottheit würdigen
Fus, Gott in der Welt ehre! Oder muß man noch ein Jahr Hundert so im Finstern herum
tappen! Bald ist ein Jahrhundert vorüber und es ist leider noch gar dunkel in vielen
Gegenden und bei manchen leuchtet auch falsches Licht, welches nicht mit dem wahren
Lichte bestehen kan. Die Land Milizerey macht uns viel Verdrus. Ein Offizier von Kaiser
Husaren forderte bei dem Schwerdwirth Jakob Geier, welcher in des Grenadierwirth
Jakob Maken Haus Wirtschaft treibt, 4 Maas Wein für sich und 12 Husaren. Aber er
zalte sie nicht.

Heute ist des Michel Köbel jun. Ehefrau von Neumühl begraben worden. Der französische
Commandant von dort lies blos zu, daß der Leichnam unter alleiniger Begleitung des
Wittwers und seines Vaters nebst dessen Ehefrau nach Kork gebracht worden.

(Wird fortgesetzt)

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