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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0187
In Offenburg selbst, der flächenmäßig wohl größten römischen Siedlung des Landes,
konnten dagegen keine neuen Aufschlüsse gewonnen werden, so daß die Frage nach
einem eventuell dort angelegten Kastell immer noch offenbleibt. In dem etwa mit der
Altstadt zusammenfallenden Siedlungsareal sind nur selten Beobachtungen möglich, und
dann zeigt sich immer wieder, daß die mittelalterliche Überbauung doch zu weitgehenden
Zerstörungen geführt hat. Hier werden wohl kaum noch wesentliche Planstrukturen zu
ergraben sein, wenn auch immer mit außerordentlichen Funden gerechnet werden kann.
Dafür ergab die Beobachtung von Neubaugebieten östlich der Stadt erstmals Hinweise
auf das Siedlungsbild, das sich „außerhalb der Mauern" bot. Hier lagen, anscheinend an
landschaftlich bevorzugten Punkten, einzelne Gutshöfe, die den städtischen Markt mit
landwirtschaftlichen Erzeugnissen versorgen konnten. Teile einer solchen „villa rustica",
dabei ein mit Eisengerät aller Art gefüllter Keller, konnten im Gewann „Tagmesse" festgestellt
, wenn auch leider nicht konserviert werden. Aus anderen Gewannen liegen mit
Oberflächenfunden Anhaltspunkte für ähnliche Plätze vor.

Abschließend noch ein Blick auf Baden-Baden, weltberühmter Kurort schon in römischer
Zeit, das neben Offenburg die meisten Steindenkmäler, aber auch Grundrisse großer
Thermenanlagen überliefert hat. Auch hier die Ausgangssituation recht ungünstig: das
Siedlungsareal größtenteils mittelalterlich und neuzeitlich überbaut, dazu durch umfangreiche
Planierungen und Abtragungen zusätzlich beeinträchtigt. Was an Bäderfundamenten
im steilen Quellhang noch erhalten war, ist restauriert und zugänglich oder doch vor der
Zerstörung dokumentiert. Viele Forschungsmöglichkeiten schienen nicht mehr gegeben, bis
der Einbau einer Heizung in der hochgelegenen Stiftskirche eine Chance bot. Sie konnte
genutzt werden und ergab wesentliche Ergänzungen zu den bisher vorliegenden Plänen
des Bäderbezirks, dazu genauere Vorstellungen über die bauliche Entwicklung in verschiedenen
Perioden. Wenig früher waren aus Baugruben mehrere Inschriftsteine und wertvolle
keramische Funde geborgen worden.

Stichwortartig sollen noch einige weitere Fundplätze angefügt werden, um die Vielfalt
der Entdeckungsmöglichkeiten wenigstens anzudeuten: Brandgräber in Altdorf und Lahr,
eine größere Siedlung bei Helmlingen, eine wahrscheinlich römische Brücke in Kehl, Einfassungssteine
und Altarplatte eines Grabbezirks in Greffern, Reste eines Steinreliefs in
Friesenheim, Teil einer Jupitersäule in Sasbach.

Mit wenigen Ausnahmen (Grabungsschutzgebiete Lahr und Baden-Baden) sind Grabungen
und Fundbergungen von Mitarbeitern veranlaßt worden, die rechtzeitig auf bevorstehende
Baumaßnahmen aufmerksam machten oder selbst die Erdaufschlüsse kontrollierten. Erkenntnismöglichkeiten
wären nicht genutzt, wertvolles Kulturgut verschleudert und zerstört
worden ohne diese Hilfe, von der die Denkmalpflege auch weiterhin abhängig bleibt.
Zwar weist das neue, in diesem Jahr in Kraft getretene Denkmalschutzgesetz den Landratsämtern
wichtige denkmalpflegerische Aufgaben zu und sucht damit die eigentlichen
Fachbehörden zu entlasten. Doch sind die Möglichkeiten begrenzt, ohne fachlich geschultes
Personal zu Ergebnissen zu kommen. Nur wenn die Zahl der Helfer sich vergrößert,
die selbständig Geländebegehungen durchführen, alle Möglichkeiten zu Beobachtungen
nutzen und ihre Feststellungen weitergeben, können wir hoffen, daß die Umrisse vergangener
Epochen deutlicher werden. Alle geschichtlich und kulturgeschichtlich Interessierten
sind dazu aufgerufen.

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