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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0190
Johann Gottlieb Müller (Bärstecher)

Verlagsbuchhändler im Zeitalter der Aufklärung
Von Erwin Dittler

Drei Druckereien im „dreifachen Ort" Kehl
La societe litteraire-typographique de Kehl

Mit Ausbruch des 1. Koalitionskrieges (1792—1797) gegen das revolutionäre Frankreich
endete für den „dreifachen Ort", wie Theophil Friedrich Ehrmann1 einmal Dorf, Stadt
und Festung Kehl nannte, eine jahrzehntelange Friedenszeit. Unabhängig von den kriegerischen
Ereignissen war auch eine sehr kurze, aber kulturgeschichtlich außerordentlich bemerkenswerte
Zeitspanne zu Ende gegangen, die für die junge aufstrebende Stadt größte
wirtschaftliche Bedeutung hatte und sie geradezu „weltberühmt" machte. Kehl war im
weitesten Sinne eine offene Stadt, die mit ihrem Handel und Verkehr aufgrund ihrer
Lage eine beträchtliche Anziehungskraft ausübte: etwa zur gleichen Zeit richteten sich drei
Druckereien ein, von denen die Druckerei von Beaumarchais die berühmteste wurde.
Caron de Beaumarchais, der übrigens schlicht als Pierre Augustin Caron und Sohn eines
Uhrmachers das Licht der Welt erblickte, hatte mit der ihm eigenen Tatkraft einen Vorschlag
des ihm befreundeten Grafen von Maurepas aufgegriffen: die Herausgabe der
Werke des 1778 verstorbenen Francois-Marie Arouet, blendendster Vertreter der französischen
Aufklärung, der unter dem Namen Voltaire zwar eine Epoche berühmt machte,
dessen Schriften aber in Frankreich verboten waren. Der alte Premierminister Jean-
Frederic Phelypeaux, comte de Maurepas, hatte sich elegant aus der Klemme gezogen,
als Beaumarchais ihn bestürzt davon unterrichtete, daß Katharina II. diese in Rußland
drucken lassen wolle: er kenne nur einen einzigen Menschen, der es wagen würde, sich
auf ein solches Unternehmen einzulassen2. Und tatsächlich war Beaumarchais dieser Mann.
Er wandte sich an den Markgrafen Carl Friedrich von Baden, der über ihn wohlunterrichtet
war. Du Pont de Nemours, ein französischer Physiokrat, mit dem der Markgraf
seit einem längeren Aufenthalt in Paris in Verbindung stand, hatte seinem Brief vom
26. Februar 1774 die verbotenen „Memoires, um aufgeklärt zu werden über Pierre Augustin
Caron de Beaumarchais, Sekretär des Königs und Generalleutnant der königlichen
Jagden . .. Angeklagter" beigefügt und für diesen Partei ergriffen3. Jene Denkschriften
hatte Beaumarchais während seines Prozesses gegen den Grafen Falcoz de la Blanche
verfaßt, der ihm eine beträchtliche Summe schuldete. Der Prozeß endete für Beaumarchais
mit dem Verlust aller bürgerlichen Rechte. Was er vom Markgrafen verlangte: „Einen
Winkel der Erde, wo wir sicher sein können vor voreiligen Zensuren und einer unsre
Arbeit störenden Inquisition", wurde ihm schließlich im Dezember 1780 bewilligt. Der
Chef des großen Handelshauses Roderigue Hortalez & Cie., das Millionengeschäfte zur
Unterstützung der Vereinigten Staaten während des Nordamerikanischen Unabhängigkeits-

1 Theophil Friedridi Ehrmann, Briefe eines reisenden Deutschen, Frankfurt und Leipzig 1789, S. 85 ff.
- Gudin de Brenellerie, Histoire de Beaumarchais, publie par Maurice Tourneux, Paris 1888, S. 243.
3 Carl Friedrichs von Baden brieflicher Verkehr mit Mirabeau und Du Pont. Heidelberg 1892.

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