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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0197
Molz30 gibt über den Standort an: Basel-Kehl 1781—1784 — StB. (Straßburg) A 41959,
1. Vj. 2. Aufl., Basel 1781 StB. A 41959.

Eine Nachprüfung der Titelblätter in der Stadtbibliothek Straßburg ergab aber nur Basel
als Ort der Herausgabe. Sie besitzt 14 Bände (1781 —1784). Des Rätsels Lösung finden
wir bei Kirchner31: „Das 1. Vierteljahr des 2. Jg. der Zeitschrift erschien außer in Kehl
auch in Basel, jedoch mit anderem Text. Hier setzte Thurneysen, der Verleger von Jg. 1,
die Zs. auf eigene Faust fort." Nach dem Urteil von Molz wurde diese Zeitschrift in
Straßburg viel gelesen, weil in diesen Jahren kein populäres Unterhaltungsblatt bestand.

Die Oberrheinischen Unterhaltungen für Kinder

In Straßburg ließ er 1782 bei Levrault auch die Oberrheinischen Unterhaltungen für
Kinder32 drucken, die er aber am 1. Juli wieder eingehen läßt, um mit ihrem Verfasser
Andreas Ulrich im nächsten Jahr einen neuen Plan zu verwirklichen. Und an Ideen fehlte
es ihm wahrhaftig nicht.

Das Projekt einer Enzyklopädie

Ein solches Vorhaben war nicht neu, und wie wir noch sehen werden, schon gar nicht bei
Müller. Das geplante Werk sollte sich unter Neubearbeitung durch deutsche Gelehrte an
eine französische Ausgabe anlehnen und aus 60 Bänden bestehen, bei einer Lieferzeit von
acht Jahren. Zu einer Verwirklichung kam es nicht, obwohl dem Unternehmen landesherrlicher
Schutz gewährt wurde. Die Art seines Vorgehens scheint mir aber wirklich
geeignet, einen Einblick in die Persönlichkeit dieses einfallsreichen Verlegers zu gewinnen.
In seinem Schreiben vom 15. August 1782 an den Freiherrn von Edelsheim erweist er sich
als moderner Werbefachmann, der genau weiß, worauf es bei Herausgabe und Vertrieb
eines solchen Werkes ankommt. Und wir können dem Brief auch entnehmen, daß er
keinesfalls im provinziellen Denken befangen war; er war schreibgewandt und im Umgang
mit prominenten Persönlichkeiten offenbar nicht unerfahren. An die Verwirklichung
seines Vorhabens wollte er mit Andreas Ulrich herangehen, der jährlich bei Müller auch
das „Geschenk für die Jugend" herausbrachte. Für die Vorfinanzierung hatte er offenbar
den Bankier Franck in Straßburg gewonnen, dessen Kredit und Ansehen und nicht zuletzt
seine Bekanntschaft mit Edelsheim eine ausgezeichnete Empfehlung bedeutete. Aber dennoch
könne er das Unternehmen nicht ohne Gunst und Fürsprache Edelsheims durchführen
, denn das Werk müsse unter seiner Protektion dem Markgrafen angekündigt und
durchgeführt werden. Er fügt auch gleich einen Entwurf für eine markgräfliche Ankündigung
bei, wie sie dem Publikum in etwa vorgelegt werden müßte und wie man ihn
heute als Waschzettel für eine Buchbesprechung erhält. Was die Gelehrten anbelangt, die
Müller gewinnen will, so erweist er sich als Psychologe: „Auch kennen Ew. Excellenz das
menschliche Herz, wie sehr es an der Ehre der Welt klebt und wie die Gelehrten manchesmal
am meisten daran hängen." Er schlägt deshalb vor, daß der Markgraf mit einem

30 Hans Molz, Die elsässische Presse im 18. Jahrhundert bis zum Ausbruch der Revolution (Schriften
der Elsaß-Lothr. Wiss. Gesellschaft zu Straßburg, Reihe A. Bd. XVII), Straßburg 1937.

St Joachim Kirchner, Die Zeitschriften des deutschen Sprachgebietes von den Anfängen bis 1830, Bd. 1,
Stuttgart 1969, S. 305, Nr. 5572. Kirchner: .Hrsg.: Joh. Caspar Weiss. Jg. 1—4. Basel: Joh. Jacob
Thurneysen Jünger (1782 ff.) Kehl: Verlag d. Expedition d. gelehrten Zeitung; Basel: C. A. Serini in
Comm. 1781—1784." Jahreszahlen vertauscht, Jg. 1 in Basel 1781 erschienen, ein Jg. 2 in Kehl 1782
(neben der Basler Ausgabe). Die Kehler Ausgabe von Müller wurde schon bei Hamburger-Meusel,
Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller, Bd. 55, Lemgo 1797,
S. 330, erwähnt. Die öffentliche Bibliothek der Universität Basel besitzt in der Kehler Ausgabe das
zweite Vierteljahr von 1782 und die Universitätsbibliothek Straßburg neben der Basler Ausgabe 1
(1781) — 4 (1784) auch eine Kehler 2 (1782) — 3 (1783/84).

32 Molz, S. 47. Kirchner I Nr. 664, „St. 1—26. Straßburg: gedr. bei Levrault 1782" ohne Hinweis auf
Müller.

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