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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0204
Ma correspondance

Es ist anzunehmen, daß er 1784 auch eine weitere Zeitung, „ma correspondance" 47, herausbrachte
, doch findet sich kein Exemplar, so daß es ungewiß ist, wann sie erstmals
erschien. Wie aus einem späteren Schreiben Müllers an den Prätor in Straßburg hervorgeht
, scheint die Zeitung keine französische Ausgabe des „Oberrheinischen Hinkenden
Boten" darzustellen. Das Blatt konnte sich auf die Empfehlung des Prätors stützen und
genoß anscheinend auch das Wohlwollen Straßburger Geistlicher, was nicht nur für das
Ansehen seines Verlegers, sondern auch für dessen kluge Geschäftspolitik spricht.
War das Jahr 1783 mit dem Druck der „Oberrheinischen Mannigfaltigkeiten", der „Jugendzeitung
" und des „Magazins für Frauenzimmer", der in den ersten Monaten noch in
Straßburg erfolgte, schon recht aufreibend, so hatte dieses Jahr mit der Herausgabe des
„Oberrheinischen Hinkenden Boten" und der französischen Zeitung „ma correspondance"
vermehrte Arbeit mit sich gebracht. Und doch war damit sein Arbeitspensum noch lange
nicht ausgeschöpft, denn im Herbst bietet Müller verschiedene Kalender an, die er auch
über die Gymnasiums-Niederlage in Karlsruhe durch seinen dortigen Verwalter, den
Perückenmacher Johann Dominis Kühnle, vertreiben läßt. Es handelt sich u. a. um folgende
„Kalender":

1. Historischer und Haushaltungskalender auf 1785,

2. Landkalender auf 1785,

3. Genealogie der jetztlebenden hohen Personen in Europa,

4. Comptoir oder Wandkalender auf 1785,

5. Der heiligen Rom. Reichs freien Stadt Offenburg Kalender,

6. Schreibkalender auf 1785.

1784 war Deutschland im wesentlichen noch ein Agrarland, aber doch schon im Vorstadium
der industriellen Umwälzung. In Ratingen eröffnete Brüggelmann die erste halbmechanische
Baumwollspinnerei. Führend in der technischen Entwicklung war England,
und in jenes Jahr fällt ein wichtiger Fortschritt in der Stahlgewinnung durch die Einführung
des Puddelverfahrens von Henry Cort. Die technische Entwicklung schlägt sich auch
bei Müller nieder, der 1784 neben Hizig, Die Augspurgische Konfeßion, eine „Kurze
Nachricht von Aerostatischen Maschinen, ihrem Baue, und den bisher damit angestellten
Versuchen, mit 1 Kupfer" in Kehl druckt und im Buchhandel die in Amsterdam gerade
erschienene französische Übersetzung des klassischen Werkes der Nationalökonomie des
Schotten Adam Smith anbietet, der mit seiner Untersuchung über die Natur und Ursachen
des Volkswohlstandes (1776) den Drang nach individualistischer wirtschaftlicher Freiheit
wissenschaftlich begründete. Nicht weniger aktuell ist er auf dem philosophischen Gebiet
der Aufklärung; wie er erstmals am 20. 7. 1784 im „Oberrheinischen Hinkenden Boten"
mitteilt, konnte man die Werke Voltaire's in der Ausgabe der „Societe" in Straßburg bei
dem Bankier Frank besichtigen. In Kehl verliefen die letzten Monate des Jahres recht
abwechslungsreich. Im Oktober berichtete der „Hinkende Both" über die Feiern anläßlich
des Geburtstages Carl Friedrichs, und im November bietet ein Besuch von Beaumarchais
seinem Direktor und Gesellschafter Le Tellier die Gelegenheit, mehr als hundert Personen
zu einem Festessen einzuladen. Ein weiterer Anlaß zu Festlichkeiten ist der Besuch des
Prinzen Heinrich von Preußen in der französischen Druckerei. Weniger erfreulich war ein
Erdbeben in der Nacht vom 29./30. November, während ein Htägiges Quartier von 1600
Mann kaiserlidier Truppen, die Anfang Dezember durch das Dorf Kehl ihren Marsch in
die Niederlande fortsetzten, Goldscheuer und Marlen betroffen hatte. Auf dem Marsch
war aber auch die Revolution in Frankreich.

47 Kirdiner I Nr. 5648 führt an: „Ma correspondance. Wien: Hohenleitter. 1784 ff. Bestand noch 1787."
Journal erschien wöchentlich zweimal. Nach Mitt. der österr. Nationalbibliothek vom 2. 6. 71 ist der
Titel weder im Katalog der Universitätsbibliothek Wien noch in ihren Katalogen verzeichnet, so daß
keine Beziehung hergestellt werden kann.

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