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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0219
2) Alle Revolutionen und Begebenheiten dieses ganzen Königreichs und nach allen Provinzen
. Darunter gehören alle Neuigkeiten, Süß und Sauer, aus der Hauptstadt Paris,
und aus allen Provinzen dieses weitläufigen Reichs, die eine Anzeige verdienen."

3) Alle Neuigkeiten aus der Schweiz, die er als Absatzgebiet besonders anführt, und sämtlichen
anderen Ländern schließt er ein. Diese moderne Art der Berichterstattung ermöglicht
ihm, insbesondere die Ereignisse und die Entwicklung in Frankreich seinen Lesern
nahezubringen, ohne sie kommentieren zu müssen. Im übrigen erhalten die Abonnenten
das Blatt im Dezember 1789 in neuer Art ohne Aufschlag70. Die Umgestaltung blieb tatsächlich
nicht auf das Äußere beschränkt; Müller hielt, was er versprochen hatte. Im neuen
Gewand präsentiert sich das Blatt als moderne Zeitung, die beispielsweise am 9. 2. 1790
eine Beilage über den Finanz-Zustand der Stadt Straßburg Ende des Jahres 1789 bringt.
Was das Blatt betrifft, so wird noch alles an den Unternehmer J. G. Müller in Kehl gesandt
; in Straßburg ist das Hauptbüro in der J. G. Treuttelschen Buchhandlung in der
Langen Straße Nr. 15, dessen Zuständigkeit dann auf ganz Frankreich ausgedehnt wird.
Die enge Beziehung zu Treuttel, der übrigens nach der Höhe der Zwangsanleihe, die durch
Dekret vom 10. Brumaire II von den Volksrepräsentanten Saint-Just und Lebas für die
reichen Bürger Straßburgs verfügt wurde, sehr vermögend war, findet ihre Bestätigung
auch in dem Hinweis auf die Neugestaltung des Blattes, daß „alle Neuigkeiten, die in der
„Treuttelschen Buchhandlung" zu haben sind, wie auch in anderen, angezeigt werden. Es
ist ganz offensichtlich, daß Treuttel immer stärkeren Einfluß auf die Blätter Müllers
nimmt.

Verkauf der Zeitungen und Rückgabe der Privilegien

Die neue Aufmachung seiner Zeitungen bot die beste Voraussetzung für einen guten
Absatz, aber wie konnte ein Journalist über die Entwicklung in Frankreich objektiv
berichten, wenn er nichts bringen durfte, was vielleicht einem gekrönten Haupt Anlaß zur
Klage bieten konnte? Die Zensur machte ihm jetzt das Leben sauer. In Frankreich waren
1790 die Klubs zum Mittelpunkt der demokratischen Bewegung geworden, aber wie
konnte Müller über die dort stattfindenden geistigen und politischen Auseinandersetzungen
berichten, wenn ihm dazu durch ein Dekret vom 28. April die Voraussetzung genommen
wurde? Kauf und Verkauf von Stücken, die von der französischen Revolution handelten,
bedurften einer besonderen Genehmigung. Weitere Zensurverschärfungen vom 2. Mai für
seine beiden Zeitungen lassen ihn alle Lust verlieren. Offenbar sieht er unter diesen Umständen
keine Möglichkeit mehr, sie am Leben zu erhalten. Er druckt bis etwa Mitte Mai
noch weiter, um dann seine Kehler Druckerei bis auf eine Presse aufzugeben. Zunächst
behält er drei Leute für die Erledigung von Akzidenzaufträgen. Die Zeitungen verkauft
er an Treuttel in Straßburg. Doch am 25. Mai muß sich der Hofrat erneut mit einer
Anzeige beschäftigen. Müller habe in das 120. Stück des Politisch-Litterarischen Kuriers
gewisse Verhältnisse des Fürstbischofs von Speyer aus Anlaß mit den im Elsaß entstandenen
Unruhen einrücken lassen. Dem Hofrat war zwar bekannt geworden, daß die
Zeitungen verkauft waren, doch stand angeblich im Impressum noch Kehl, so daß er sich
weiter damit befassen mußte. Müller wurde in Karlsruhe von Hofrat Brauer dazu vernommen
, und er führte zu seiner Verteidigung an, daß er nur bis zum 117. Stück verantwortlich
sei. Er sollte zwar nach dem Beschluß des Hofrates in die gebührenden Schranken
verwiesen werden, doch ließ man nach einem weiteren Beschluß vom 26. Juli die
Angelegenheit auf sich beruhen. Allerdings gab er nicht sang- und klanglos auf, sondern
legte dem Markgrafen in zwei Schreiben eindringlich dar, wie einschneidend seine Erlasse
sich auf einen Zeitungsbetrieb in Kehl auswirken mußten. Wir erfahren, daß er neben
seinen Zeitungen hauptsächlich Abhandlungen über die Französische Revolution für Auswärtige
nachdruckte, wobei ihn die Nachbarschaft zum Elsaß begünstigte, aber alle in
französischer Sprache. Diese Nachdrucke waren in Kehl nicht abzusetzen. Was aber an
dergleichen nachgedruckt wurde, mußte schnell geschehen. Wegen des Zeitverlustes konnte

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