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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0229
In seiner Bitte führt er aus, daß er sich schon verschiedentlich darüber Gedanken gemacht
habe, woher es käme, daß man von den in Holland gedruckten Büchern und gelehrten
Nachrichten so wenig oder so spät in Deutschland erfahre, obwohl dieses kleine Land
eine der ausgesuchtesten Anzahl von Gelehrten besitze. Darüber hinaus solle alles gebracht
werden, was „zur Aufnahme der Gelehrsamkeit" dienen könne. Er hebt dabei nicht nur
auf die erhoffte Unterstützung seitens der Universität Duisburg ab, sondern auch auf
eine künftige eigene Korrespondenz mit den Gelehrten Hollands. Schon 14 Tage später fordert
der König die Klevische Kammer zur Berichterstattung auf, was am 9. März 1772 geschieht
. In dem angeforderten Bericht weist die Kammer skeptisch darauf hin, „daß die
Wissenschaften in den hiesigen Provinzen noch nicht in dem estime sind, daß man
gelehrte Nachrichten so sehr sucht". Bärstecher dürfe sich nur zu wenig Hoffnung machen
; die Entscheidung wird dem König anheimgestellt. In Berlin arbeitet man schneller
als in Kleve, denn schon am 31. März wird Bärstecher vom König das Privileg zunächst
unentgeltlich erteilt. Ihm wird wie üblich auferlegt, nichts gegen die Religion, gegen die
Landesverfassung und wider die guten Sitten oder sonst Anstößiges zu schreiben. Die
offizielle Erteilung stammt vom 5. Mai 1772. Mit Schreiben vom 20. April 1773 wird
Bärstecher von der Einsendung der Gelehrten Zeitung dispensiert, da sie nicht portofrei
verschickt werde und ihm das Porto nicht zugemutet werden könne.

Da das Privileg keine Bestimmung über die Zensur enthielt und die Zeitung nicht in
Kleve gedruckt wurde, legte Bärstecher sie auch nicht dem Zensor, Landgerichtsassessor
Rittmeier, vor, so daß sich dieser schon am 19. Dezember 1772 bei der Regierung beschwerte
. Bärstecher bat daraufhin, auch künftig unter Weglassung des Ortes Kleve ohne
Zensur bleiben zu dürfenlm, was offenbar auch in diesem Falle gewährt wurde. Nach
Bensei11" erschien das 1. Heft mit der Jahreszahl 1773 schon im November oder
Dezember 1772, wahrscheinlich wöchentlich zweimal. Wir wissen nicht, wie lange sich
das Blatt halten konnte, wahrscheinlich ging es 1773 wieder ein und sicherlich aus den
Gründen, die die Klevische Kammer in ihrem Bericht vom 9. März 1772 Bärstecher zur
Vorsicht raten ließen, aber den energiegeladenen aufstrebenden Verleger nicht hemmen
konnten. Es scheint ihm nicht gelungen zu sein, einen starken Mitarbeiterkreis aufzubauen
, und nach Bensei111 ist der weitaus größte Teil der Beiträge anderen gelehrten
Zeitschriften entnommen. Das Blatt legt sich weder inhaltlich noch örtlich Beschränkungen
auf; es zeigt nicht nur Verlagswerke aus den deutschen Zentren des Buchhandels an,
„sondern auch aus den germanischen Vorländern, aus der Schweiz, aus Mitau im Kurland,
aus Kopenhagen, vor allem aus den Niederlanden". Bensei stellt weiter fest, daß sich
eine bestimmte Richtung des Blattes, schon aufgrund der Abhängigkeit von anderen
Blättern, nicht feststellen lasse. Höchstens könne man sagen, daß eine maßvolle Aufklärung
vertreten worden sei.

Neben dem Projekt seiner gelehrten Zeitung vernachlässigte Bärstecher aber keineswegs
seinen Buchhandel. Am 8. Januar 1772 bietet er im „Courrier" eine neue Auflage des
Buches „L'An Deux Mille Quatre-Cent Quarante", 1772, an und gibt gleichzeitig bekannt,
daß er vom Verfasser in London das Alleinverkaufsrecht erhalten habe, alle anderen
Ausgaben von Schicken in Leipzig, Walter in Dresden usw. seien schlechte Nachdrucke.

Fritz Jacobi schlägt Bärstecher als Verleger des „Agathon" vor

Bärstecher war kaum zwei Jahre in Kleve, als ihm bereits der große Erfolg zu winken
schien. In Düsseldorf nimmt er Verbindung zu Friedrich Heinrich Jacobi auf, der dem
Publikum eine von ihm angeregte Neuauflage von Wielands „Agathon" und die Übernahme
der Pränumeration angezeigt hatte. Der „Agathon" war 1766 und 1767 bei Orell,

109 HSA Düsseldorf, Zensurakten Kleve-Mark X 4,1 fol. 140—145.

110 Bensei, S. 103 ff. Das Blatt wurde wahrscheinlich in Düsseldorf gedruckt.

111 Man muß hinzufügen, daß der Mangel an geeigneten Mitarbeitern nicht auf Bärstecher beschränkt blieb,
denn beispielsweise hatte auch Wieland Mühe, Beiträge für seinen „Teutschen Merkur" zu erhalten
(Otto Heraeus, Fritz Jacobi und der Sturm und Drang, Heidelberg 1928, S. 82 und S. 88).

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