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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0230
Geßner & Co. in Zürich herausgekommen. Das Werk war verboten worden und Wieland
hatte den Roman nicht weitergeführt. Er wollte ursprünglich den Druck der Neuauflage
selbst übernehmen und war nun gerade dabei, die Vollendung des Romanes dem Leipziger
Verleger Reich anzubieten, als ihm Fritz Jacobi ein entsprechendes Angebot übermittelt
. Der „junge, sehr active Mann" 112 will den buchhändlerischen Vertrieb übernehmen
und kündigt auch tatsächlich im Meßkatalog zur Ostermesse 1772 „Wielands Geschichte
des Agathon" an, nachdem Wieland am 4. Juni 1772 in Erfurt einen Verlagskontrakt
entworfen hatte113:

Entwurf eines Contracts mit dem H. Bärstecher
Buchhändler zu Cleve

Der Regierungs-Rath Wieland zu Erfurt überläßt und cediert an vorbenannten Hrn. Bärstecher sein Eigen-
thums-Recht an den Verbesserten und Vermehrten Agathon, unter nachstehenden Bedingungen:

1. Hat Hr. Bärstecher vor allen Dingen mit dem Hrn. Hof-Cammer-Rath Jacobi zu Düsseldorf sich wegen
aller und jeder Auslagen, so der Hr. Hof-Cammer-Rath Jacobi wegen der vorhabenden Neuen Ausgabe des
Agathon gehabt hat, wie solche nur immer Nahmen haben mögen, zu völligem Vergnügen desselben abzufinden
.

2. Macht sich besagter Hr. Bärstecher anheischig, Fünfhundert Exemplare des Agathons auf feines Holländisches
Pappier, und Drcyhundert Exemplare Dito auf schönes inländisches Schreib-Pappier, zu Händen des
Hr. R. R. Wielands ohnentgeltlich abzugeben, und nach dessen ordre franco Frankfurt oder Leipzig zu
liefern.

3. Sollen dem Hrn. R. R. Wieland sowohl von dem Holländischen als Schreibpappier, welches zu den
Ihm gratis abzugebenden Exemplaricn des Agathon gebraucht werden soll, in Zeiten Proben eingeschickt
und sowohl in Absicht des Papiers als Drucks alles nicht anders als mit seinem Vorwissen und zu seiner
völligen Zufriedenheit eingerichtet werden.

4. Soll H. Bärstecher für jeden Teil des Agathon Ein Titel-Kupfer (wozu Hr. Wieland die Erfindung selbst
angeben wird) somit in allem Vier Kupfer zu besagtem Werke auf seine des Verlegers, eigene Kosten, durch
geschickte Meister, zeichnen und stechen lassen; und sollen die Zeichnungen vorher an H. R. R. Wieland
zur Beurtheilung eingeschickt werden.

5. Macht Hr. Bärstecher sich anheischig, außer denen articulo 2. bemeldeten ohnentgeltlichen Exemplarien,
dem Hrn. R. R. Wieland pro Cessione seines Eigenthums Rechts auf den Agathon die vollständige Summe
von Ein Tausend Reichsthalern, in Louisd'or zu 5 rthl. und zwar in drey Terminen, jedesmal mit
66V3 Louisd'or zu bezahlen, von welchen Terminen der lte in der Leipziger Ostermesse 1773, der 2te in
der Leipziger Herbstmesse 1773 und der 3te in der Leipziger Ostermesse 1774 fällig seyn soll; und soll
Jhme Herrn R. R. Wieland und dessen Erben von Hrn. Bärstecher dieser Summe wegen hinlängliche
Sicherheit gegeben werden. Dagegen und

6. soll es dem Hrn Barstecher freystehen für itzt und künftig den Agathon zu seinem eigenen avantage so oft
und viel, und in welcher Gestalt er will, aufzulegen und zu ediren, jedoch mit der ferneren ausdrücklichen
Bedingung, daß und daferne,

7. Jhme Hrn. Bärstecher beliebig seyn sollte, außer den oben num. 2. bekannten Exemplarien welche er an
den Hrn. R. R. Wieland, zu Händen der sich angegebenen Praenumeranten, gratis abzugeben sich anheischig
macht, noch mehrerer dergleichen Exemplarien des Agathon auf Holländisch oder fein Schreibpapier
zu seinem eigenen avantage drucken zu lassen, er, Hr. Bärstecher nicht befugt seyn solle, ein
Exemplar auf Holländisch Papier anders als um Einen Louisd'or und ein Exemplar auf fein Schreibpapier
anders als um Drey Reichsthaler acht gute Groschen zu verkauffen; Wo hingegen demselben für itzt und künftig
unbenommen bleiben soll, eine oder mehr schlechtere Auflagen zu machen, und um beliebigen Preis zu
verkauffen.

Und alles dies zu beyden Seiten getreulich und ohne Gefährde!

Erfurt den 4. Jun. 1772 C. M.Wieland

112 Karl Buchner, Wieland und die Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1871, S. 54.

113 H. H. Borcherdt, Neue Funde zur Literaturgeschichte, in: Der Sammler, Beilage der Münchner-Augsburger
Abendzeitung, Augsburg 1921, Nr. 89, S. 5 f. Den Hinweis darauf verdanke ich den „Nationalen
Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar — Goethe- und Schiller-
Archiv — vom 21. 1. 1972 (Eva Beck).

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