Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0247
Formio am 18. Oktober 1797 in Passariano einen vorläufigen Abschluß fanden. Auf dem
Friedenskongreß in Rastatt (9. 12. 1797—20. 4. 1799) standen die vom Reichstag zu
billigende Abtretung aller linksrheinischen Gebiete, die Säkularisation der geistlichen
Fürstentümer und ein damit zusammenhängender Länder- und Menschenschacher auf der
Tagesordnung. Die Französische Revolution und die französischen Armeen hatten ganz
Europa in Bewegung gebracht, aber die Französische Republik hatte längst die Straße
revolutionärer Grundsätze verlassen, die dort zur Freiheit führen sollte, wo immer die
Völker ihr Ancien Regime zu beseitigen wünschten. Die von der Abtretung des linken
Rheinufers betroffenen Fürsten wetteiferten im Handeln und Feilschen um Gebiete, die
ihnen im Einvernehmen mit Frankreich als Entschädigung zugestanden werden sollten,
und ihre mehr oder minder verständliche Sucht nach Ausweitung ihrer Territorien kannte
buchstäblich keine Grenzen. Begreiflich, daß der Kongreß lebhafte Unruhe unter der
Bevölkerung schuf und deshalb der Plan reifen konnte, ihn zu sprengenm. Die für
Januar 1798 angesetzte Aktion scheiterte nicht zuletzt daran, daß die zugesagte französische
militärische Unterstützung ausblieb, da Frankreich sich berechtigte Hoffnungen
machen konnte, durch Verhandlungen mit den deutschen Fürsten eine bessere Garantie
für seine Ziele zu erhalten. Der die süddeutschen Fürsten erwartende Gebietszuwachs, der
ja dann auch tatsächlich verwirklicht wurde, machte sie praktisch zu politischen Partnern
Frankreichs.

Als Deputierter der Ulmer Opposition in Rastatt und Paris

Von dem Streben nach Machtzuwachs fühlten sich auch die schwäbischen Reichsstädte bedroht
, deren bürgerschaftliche Opposition in der gebietlichen Neuordnung eine willkommene
Gelegenheit sah, ihre reichsstädtischen Republiken zu demokratisieren. Solche
Bestrebungen konnten aber damals nicht gegen den Willen Frankreichs durchgesetzt werden
; Rastatt und Paris wurden Treffpunkt der Abgesandten bürgerschaftlicher Opposition
, die in den Reichsstädten Eßlingen, Reutlingen und Ulm besonders aktiv war. Die
dort regierenden Geschlechter reagierten erschreckt auf die bekanntgewordenen politischen
Unternehmen ihrer Opposition. Inmitten des entstehenden politischen Wirbels steht
überraschend Johann Gottlieb Müller, der als Deputierter der Ulmer bürgerschaftlichen
Opposition im Februar 1798 in Rastatt eintrifft. Die badische Gesandtschaft hatte am
3. März davon Kenntnis erhalten, „daß ein gewisser Müller aus Ulm in der Absicht,
Subjektionsverträge abzuschließen, sich nach Stuttgart und Paris begeben habe"19S; sie
wurde Ende des Monats vom Ratskonsulenten Miller199 informiert, daß Müller („eigentlich
ein Banqueroutier von Kehl, namens Bärenstecher, — von dem neulich hier viel gesprochen
wurde", wie Geh. Rat Meier aus Rastatt berichtet) wirklich in Stuttgart und
bei der französischen Gesandtschaft in Rastatt gewesen sei, „um sofort nach Kehl, und
wie einige behaupteten, nach Paris abgegangen" sei.

Gewichtigkeit und Brisanz der Mission Müllers in Rastatt und Paris werden durch einen
Bericht des Reichsgeneralfeldmarschalls Staader an den Reichshofvizekanzler Fürst Collo-
redo vom 17. September 1798 verdeutlicht, in dem Staader im Zusammenhang mit der
revolutionären Stimmung in Schwaben die Beauftragung Müllers mit als Beweis für die
vorhandene Unzufriedenheit anführt und eindringlich auf die Gefahr dieses Unruheherdes
hinweist200: „Unstrittig ist es, daß bei den dermalen verwaltenden heftigen Miß-

197 Dazu: Erwin Dittler, Johann Georg Friedrich List, in: Badische Heimat, Ekkhart 1970, S. 60.

198 Politische Korrespondenz Karl Friedrichs von Baden 1783—1806, Heidelberg 1893, Bd. III, S. 98.

199 Es handelt sich um den Ratskonsulenten Gottlieb Dietrich Miller (Stadtarchiv Ulm, A 1062). Im
118. Subdelegationsdiarium vom 27. 3. 1798 lautet die Schreibweise irrtümlich Müller, während Erwin
Hölzle wiederum davon spricht, daß in Paris sich ein gewisser Miller eingefunden habe, um die
französische Unterstützung gegen den Magistrat zu erhalten (Das alte Recht und die Revolution, 1931,
S. 210).

200 österreichisches Staatsarchiv, Abt. Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Reichskrieg gegen Frankreich,
Fasz. 65b.

245


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0247