Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0248
helligkeiten zwischen den Reichsstädtischen Magistraten und Bürgern, wie z. B. in Ulm,
die Ruhe und Sicherheit des ganzen deutschen Reichs im äußersten Grade interessiert ist.
Das Feuer — was in einem oder anderem Reichsstädtischem Gebiete in helle Flammen
ausbrechen würde — würde sich geschwind den benachbarten Reichslanden — worin auch
Mißvergnügen teils versteckt, teils schon klar sichtbar ist — mitzuteilen. Die immer zunehmende
Revolutionsmasse müßte zuletzt den Erbstaaten Ihrer Kaiserlichen Majestät
selbst äußerst gefährlich werden."

Der politischen Neugier des österreichischen Geschäftsträgers in Basel, Greßelsberg, der
sich am 19. März 1798 wegen Müller an den K. K. Generalwachtmeister Baron von
Kempf in Freiburg mit der Bitte um Einholung von Auskünften wandte, verdanken wir
den Hinweis auf dessen Tätigkeit in Ulm201. Verständlich war die Neugier Greßelsbergs
insofern, als Müller weitreichende demokratische Ziele verfolgte, die auch von schweizer
Politikern unterstützt wurden. Dr. Herr in Günzburg zog in Ulm persönlich „folgende
ganz zuverlässige Nachricht" ein, die er in seinem Bericht vom 6. Juni 1798 dem
österreichischen Landespräsidium in Freiburg übermittelte:

„Nach dem Bombardement von Kehl ist dieser unter dem Namen Miller daselbst ansässige
gewesener Buchhändler und Tabakfabrikant nach Ulm emigriert, weil ihm sein
Haus ganz zusammengeschossen wurde, und erhielt bei der neu errichteten Tabakfabrik
Hocheisen, Seeger und Comp, als Fabrikant eine Anstellung; seine Frau und Kinder
kamen nicht gleich mit dahin, sondern hielten sich in Wißbaden, woselbst die Frau eine
Baadkur gebrauchte, einige Zeit auf, bis sie ihrem Mann und Vater nachreisten. Seine
Frau befindet sich noch in Ulm, und wohnt in Johann Ludwig Hocheißens beim Kornhaus
Nebenhaus, und hat ein Kind bei sich. Den Namen Miller hat dieser Mann erst in Kehl
angenommen, sein eigentlicher Namen ist Bärenstecher, er ist im Württembergischen
gebürtig, und hat ehemals eine eigene Buchhandlung in Cleve. Er ist ein Mann von sehr
vielen Kenntnissen und beinahe in der ganzen Welt bekannt. Er ist ein großer Freund
von Projekten, und will alles im großen tun; er ging anfänglich damit um, das Ulmer
Ried in eine Colonie zu verwandeln202, Fabriken anzulegen, und weit aussehende Dinge
zu unternehmen, wobei es aber nicht immer und hauptsächlich an Geld und anderer
Unterstützung fehlte. Aus Mangel dieser Unterstützung, und weil er nichts hatte, wovon
er leben sollte, entschloß er sich endlich, sich als einen Tabakfabrikanten gebrauchen zu
lassen. Er soll insbesondere die Kenntnis besitzen, den sogenannten Tabac de Paris, wovon
das Pfund einen Dukaten kostet, zu verfertigen. Wahrscheinlich war ihm aber der
Platz in Ulm zu enge, ungeachtet er 600 G. Salarium und noch 400 G. extra für seine
Arbeit hatte. Bei seiner Neigung zu Projekten hat er sich wahrscheinlich auch in die
politischen Projekte der dortigen Bürgerschaft eingelassen, und weil er beinahe allenthalben
Bekanntschaften hat, und sehr gut französisch spricht, so wurde ihm von Seiten des
engeren Bürgerlichen Ausschusses der Auftrag gegeben, in Bürgerlichen Angelegenheiten
eine Reise nach Rastatt und Paris zu unternehmen."

In seinem weiteren Bericht über Müller gibt Dr. Herr auch die Informationen weiter, die
der in Rastatt befindliche Ratskonsulent Miller von Ulm über ihn eingezogen hat:
„1. er sei im Februar in Rastatt und bei der französischen Gesandtschaft gewesen. Eine
förmliche Vollmacht habe er damals nicht gehabt, als nur von dem Engeren Ausschuß der
Bürgerlichen Deputierten. Sein Anbringen sei gewesen, die französische Gesandtschaft
und das Gouvernement solle dazu helfen, daß Ulm von dem aristokratischen Druck des
Magistrats befreit, die Menge der bisher eingeschlichenen Mißbräuche abgeschafft, und der
Bürgerschaft bei der Verwaltung des gemeinen Wesens Anteil gegeben werde. Wenn

201 Bad. GLA Karlsruhe 79 Nr. 1382.

202 Im „Neuen Archiv für Gelehrte, Buchhändler und Antiquare", Hrsg. Heinrich Bensen und Jacob Palm,
Erlangen 1795, Bd. I, S. 113, befindet sich eine Suchanzeige nach „Müllers Bericht von der Entdeckung
der Torfgräbereien unweit Ulm. Gedanken und Vorschläge zur besseren Benutzung des Torfs". Nach
dem, was wir hier hören, dürfte der Bericht von J. G. Müller stammen. Dieser Bericht konnte bisher
nicht ermittelt werden.

246


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0248