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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 23
(PDF, 57 MB)
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hafte Darstellung des Narrenrates im stilisierten Schäferkleid (sie hüten und leiten die
Fasnacht), als ehrfurchtsgebietende Ratsherren (die Fasnacht hat auch ernste Seiten!), als
fürstenbergische Jägermeister, als Herren des einstigen hohen Rates... Suchen wir also den
Lehrmeister in unseren traditionellen Narrenstädten und nicht im mehr oder weniger
gleichförmigen Karneval, der außerhalb des Alemannenlandes seine volle Berechtigung
haben mag.

Wenn sich der Historische Verein bewußt der Brauchtumspflege widmet, dann bestimmt
auch aus der Erkenntnis heraus, daß sich auf diesem Gebiet oft die Heimatgeschichte im
Gegensatz zu Urkunden, alten Gegenständen und Gebäuden noch lebendig darstellt, fernab
von jeglichem musealen, aktenstaubigen Charakter. Zur Veranschaulichung möchte ich
gerne den Steinacher Nikolausbrauch anführen, in dem wir noch deutlich den Ubergang
vom heidnischen Fruchtbarkeitsbrauch hin zum abendlichen Besuch des christlichen Heiligen
, durch dessen Person und Autorität das Dämonenhafte überwunden, an die Kette
gelegt wurde. Soll aber solch ein Brauch - dies gilt für viele andere auch - nicht als Spek-
takulum, als „heidnische Unsinnigkeit" abgetan werden, müssen wir den Ursprung, die
Darstellung, Sinn und Zweck erklären, verständlich machen und dabei nicht nach heutigen
Maßstäben beurteilen oder gar verurteilen. Es fehlt manchmal nur am aufklärenden
oder gar verklärenden Wort, an der Aufhellung des historischen Hintergrundes, der sich
meist weit hinter dem äußeren Erscheinungsbild verborgen hält. Wenn wir uns aber ernsthaft
der Brauchtumspflege widmen wollen, dürfen wir folgende Gedanken nicht übergehen
.

Das jeweilige Brauchtum, dem wir im Gang durch das volkstümliche Jahr begegnen, darf
nie das Wesentliche, den Kern überdecken oder gar davon ablenken, es soll vielmehr die
nüchternen Wahrheiten, die menschlichen Selbstverständlichkeiten, unumgängliche Anlässe
mit Leben erfüllen, unsere Phantasie anregen, den Alltag mit Freude erfüllen, die Sinne des
Menschen veredeln, ein Zeugnis unserer Eigenständigkeit und ein Ausdruck unseres alemannischen
Wesens sein. Kurz, der gemütvolle, beseelte Rahmen um ein Bild, das durch
eine kalt und nüchtern berechnende Zeit, durch eine Welt aus Eisen und Beton und einen
schrillen, hektischen Alltag geprägt ist. Wir wollen aber in der Pflege unseres heimatlichen
Brauchtums, besonders im Zeichen der fortschreitenden Arbeitszeitverkürzung, auch eine
Möglichkeit der sinnvollen, erholenden und stärkenden Freizeitgestaltung sehen. Darüber

Die

Oberwolfacher
Wölfe und Hexen
sind ein Beispiel
für ein

neugeschaffenes
Fasnachtsbrauchtum
.
Aufn.:
Kurt Klein,
Hausach

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