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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 41
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sog. „liegender Dachstuhl" ohne Firstsäule, wie es Schilli beim Kinzigtäler Bauernhaus
beschrieben hat8. Bei den Häusern im Mühlenviertel kommt noch der altertümliche
„Fenstererker" und der Seiteneingang im erhöhten Geschoß hinzu, ebenfalls
Kennzeichen des Kinzigtalhauses. Das Fachwerk, auf dessen Einzelheiten wir
hier nicht eingehen können, zeigt bei diesen wie bei den späteren zweigeschossigen
Häusern schwäbischer Bauart die einfachsten Konstruktionsprinzipien, d. h. eine
noch gotische „kistenweise Abzimmerung" des Wohngeschosses, bei welchem die
Fachwerkwände mit Schwelle, senkrechten Pfosten und oben abschließendem
Rähm auf den Deckenbalken aufliegen, deren Enden unter der Schwelle sichtbar
sind und bei zweigeschossigen Häusern über das untere Geschoß vorkragen.
Die zweite Altersgruppe umfaßt alle Häuser des Wiederaufbaus von 1590, für
welche die uns bereits bekannten behördlichen Verfügungen bestimmend wurden.
Es sind sämtlich zweigeschossige Fachwerkbauten mit der Giebelseite an der Straßenfront
. Der Eingang führt durch das massive Erdgeschoß und durch Innentreppen
gelangt man in die Wohngeschosse. In diesen liegt die Wohnstube mit zwei
Fenstern und eine anschließende Kammer mit einem Fenster an der Giebelseite. Dieser
Innengrundriß ist am Fachwerk außen ablesbar. Als Modell gleichsam für diesen
Haustypus mit unsymmetrisch gegliederter Fassade bestimmte Tschira die beiden
nebeneinanderstehenden Häuser Spitalstraße 23 und 25, die aller Wahrscheinlichkeit
nach auf das Baujahr 1590 zurückgehen. In dem Haus Nr. 25 soll auch diese
Jahreszahl als Inschrift vermerkt sein. Es gibt aber sicher noch mehrere Häuser
auch innerhalb der Stadtmauer, die nur noch nicht untersucht oder im Fachwerk
freigelegt sind, die diese Struktur zeigen. Abgewandelt begegnet sie beim sog.
„Jägerhäusle", Schenkenzellerstr. 11, das im schönen, verzierten Renaissance-
Türgewände die Jahreszahl 1590 zeigt. Hier ist auch an der voll sichtbaren westlichen
Traufseite, welche eine reine Zweckkonstruktion mit stockwerkhohen Bügen
oder Streben, zwei vorstehende Lauben im Rückteil und nur ein Fenster im 1.
Stock am Eckpfosten zeigt erkennbar, daß die Häuser seitlich wenige oder keine
Lichtöffnungen besitzen.

Die dritte Altersgruppe der Erbauungszeit zwischen 1590 und 1791 bringt die Ausnahmen
der Regel und zahlreiche Abwandlungen des Typus, wie sie das Schilt-
acher Häuserbild letztlich doch vielgestaltig erscheinen lassen. Dazu gehören zunächst
die an das ehemalige Hintere Tor sich anschließenden eindrucksvollen großen
Häuser in der Schenkenzellerstraße Nr. 16 (Haus Fieser) und Nr. 18
(„Strumpfweberhaus"), wovon letzteres noch im 18. Jahrhundert an die städtische
Allmende grenzte, also offenbar das äußerste östliche Haus war. Beim Strumpfweberhaus
, das wie Hauth meint, zwischen 1686 und 1716 erbaut sein muß, fallen
erstmals Zierformen in Gefachen des Giebels und teils durchgehende seitliche
Laubengänge ins Auge. Das untere Stockwerk, das übrigens bereits 17 eigene Besitzer
hatte, hat eine Stube mit einer gebogten, gotischen Bohlen-Balkendecke, die
sich am Außenfachwerk abzeichnet. Hier wie beim danebenstehenden Haus Nr.

8 Hermann Schilli: Das Schwarzwaldhaus, Stuttgart 1953, S. 159 ff., und ders.: Die Hausformen der Or-
tenau, in „Die Ottenau" 40 (1960), S. 112 ff.

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