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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 53
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Grimmelshausen spricht dort von einem „sehr jungen Mußquedirer von Geburt
ein Geinhäuser". Wichtiger aber und aufschlußreicher ist in diesem Zusammenhang
die Eheurkunde, in der Grimmelshausens Vater als „Burger zu Gelnhaußen"
bezeichnet wird3. Darüber hinaus nennt sich Grimmelshausen in den Titeln
mehrerer Romane und Schriften „Gelnhusanus".

Der Krieg war es wohl, der Grimmelshausen in den Süden, an den Oberrhein,
brachte. In welchem Jahr das genau war und unter welchen Umständen, dafür
fehlen uns Belege und Mitteilungen. Denn die Angaben, die Grimmelshausen in
seinen Schriften — vor allem im „Simplicissimus" — über Ereignisse und Wirren
des Krieges, über Feldzüge und Schlachten bringt, dürfen nicht ohne weiteres
als Elemente seiner eigenen Biographie verstanden werden. Selbst wenn es in einer
Anekdote im „Ewigwährenden Kalender" heißt:

„Ich wurde einsmahls mit einer Parthey von der Götzischen Armee, die damahl zur
Newstatt uff dem Schwartzwalt lag / in die Schwabenheut commandirt"4,

ist zu berücksichtigen, daß es sich hier um eine erfundene, nicht verbürgte Erzählung
handeln kann.

Manches spricht indessen dafür, daß Grimmelshausen nach der Mitte der dreißiger
Jahre als Soldat, als Musketier im Regiment des Grafen Götz — also auf
der Seite des Kaisers — diente und als etwa Siebzehnjähriger mit diesem Regiment
an den oberrheinischen Feldzügen um 1638 teilnahm.

Mit dem Jahr 1638 stehen wir im letzten Drittel des Dreißigjährigen Krieges,
jenes fürchterlichen Krieges, der aus der eigentümlichen und unglücklichen Verquickung
von religiösen Überzeugungen und sehr konkreten territorialen Herrschaftsansprüchen
entstand und geführt wurde. Um die großen Kontrahenten in
dieser Auseinandersetzung, um die Habsburger Ferdinand IL, Ferdinand III.
(als Vertreter der Gegenreformation), und die Schweden, die Vorkämpfer des
Protestantismus, gruppierten sich im Wechsel der Jahre und der Ereignisse verschiedene
politische Anhänger und Heere.

Mit dem Kriegseintritt Frankreichs im Jahre 1635 verschärfte sich die Lage.
Frankreich stellt sich als mächtigster Gegner der Habsburger auf die Seite der
Schweden. Seine territorialen Forderungen richteten sich auf den Oberrhein. Lothringen
und einige Orte im Elsaß, z. B. Zabern, waren schon in seiner Hand; nun
sollte u. a. noch Breisach gewonnen werden. Die Kämpfe um Breisach waren sehr
heftig.

Das Götz'sche Regiment — in dem Grimmelshausen zu dieser Zeit aller Wahrscheinlichkeit
nach diente — zog auf Befehl des Kurfürsten Maximilian von
Bayern von Westfalen nach dem Süden, um die stark umkämpfte Festung Breisach
zu entsetzen. Ein Auftrag, der übrigens ohne Erfolg blieb; die Franzosen
konnten sich gegen die kaiserlichen Truppen behaupten.

3 Artur Bechtold: Grimmelshausen-Einträge in den Kirchenbüchern von Oberkirch und Renchen. In:
Die Ortenau, Bd. 1/2 (1910/11), S. 116.

4 Grimmelshausen, Ewig-währender Calender, S. 116.

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