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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 56
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winnbringender zu nutzen, bedurfte er eines tatkräftigen Schaffners. „Oeconomus
in gaißbach", „Schaffner in Geißbach", „schaWenburgischer Schaffner im Geißbach
", so wird er nun z. B. in den Taufbucheinträgen seiner zu dieser Zeit geborenen
Kinder genannt7; 10 Kinder wurden den Grimmelshausens übrigens geboren
, 6 Töchter und 4 Söhne.

Die Tätigkeit als Schaffner — heute würden wir sagen: als Vermögensverwalter,
als Wirtschafts- und Rechnungsführer — umfaßte eine Fülle von Aufgaben verschiedenster
Art. Die Vertragsdokumente, Klageschriften, Rechnungen, Aufstellungen
und Notizen, die uns von der Hand Grimmelshausens erhalten sind, oder
in denen er genannt wird, machen dies deutlich. Danach hatte Grimmelshausen
ebenso gut die Grundstücksverträge seines Herrn zu schreiben, als den Bürgergulden
— die festgelegte Bürgersteuer — einzuziehen. Er mußte bei den Bauern
den Zins eintreiben und sich um die Abgabe und Aufbewahrung der Naturalien,
der Zehnterträge, kümmern. Das bedeutete sich um den Eingang von Wein und
Vieh zu sorgen, bis hin zur Registrierung der gelieferten Eier und Forellen! Zu
Grimmelshausens Pflichten gehörte die Verwaltung der Schauenburger Familienkapelle
St. Georg ebenso wie die Haltung des Gemeindestiers für den Ort
Gaisbach! Die sog. Schaffneirechnungen, die uns zum Teil erhalten sind, d. h. die
jährliche Aufstellung der Kosten, Abgaben, aber auch der Außenstände an Geld
und Naturalien, zeigen den Umfang und die Schwierigkeit dieser Tätigkeit. Denn
— bedingt durch die Kriegsfolgen — waren viele Zahlungs- und Lieferungspflichtige
wirtschaftlich nicht in der Lage, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Die
Gegend war teilweise stark verwüstet. Wir hören, daß zehnt- und zinspflichtige
Grundstücke zum Teil nicht bebaut wurden, daß Weiher verwüstet und abgegraben
, Fischbäche zerstört und Mühlbäche nicht betriebsfähig waren. Kein Wunder
, daß die Außenstände, die „Extanzen", wie man damals sagte, immer mehr
anwuchsen — und damit wohl auch die Spannungen zwischen Grimmelshausen
und den Schauenburgern, die offensichtlich in dem Schaffner den Verantwortlichen
sehen wollten. Schon 1655 hatte Grimmelshausen — wie es scheint — die
Kündigung erwogen (vgl. vorzeitige Abrechnung), 5 Jahre später verließ er dann
endgültig die Stelle des Schaffners der Schauenburger. Eine Rechnung vom
7. September 1660 trägt den Vermerk: „Letzte undt Schluss-Rechnung Hanß
Jacob Christoff von Grimmelshausen . . ."8

Nach der Trennung von den Schauenburgern trat Grimmelshausen in die Dienste
eines Bürgers, des Arztes Johann Küffer in Straßburg. Er war als „verschiedener
Fürsten und Reichsstände Rat und Leibmedicus" bekannt: ein weithin berühmter,
sehr gesuchter Arzt und ein äußerst begüterter Mann. Dieser Dr. med. Küffer
ließ sich 1661 die in der Nähe von Oberkirch gelegene Ruine Ullenburg als Lehen
übertragen, um nach dem Wiederaufbau eine von Straßburg aus gut erreichbare,
angemessene Sommerresidenz zu haben. Mindestens 3 Jahre lang, von 1662—1664,

7 Bechtold, Grimmelshausen-Einträge, S. 116—117.

8 Gustav Könnecke: Quellen und Forschungen zur Lebensgeschichte Grimmelshausens. Hrsg. von Jan Hendrik
Schölte. 2 Bde., Weimar 1926. — Bd. 2, S. 157.

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