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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 57
(PDF, 57 MB)
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war Grimmelshausen dort sein Schaffner und Burgvogt, wesentlich beteiligt an
der Instandsetzung der Burg, der Verwaltung der Güter und der Wahrnehmung
der Rechte und Pflichten eines „oeconomus in Ulenburg".

Sehr wohlhabend scheint Grimmelshausen auch hier nicht geworden zu sein.
Jedenfalls besaß er noch bis ins Jahr 1666 eine Wirtschaft, den „Silbernen Stern"
in Gaisbach, wohl um durch diesen Nebenerwerb seine materielle Situation etwas
zu verbessern.

1667 schließlich — etwa fünfundvierzigjährig — wurde Grimmelshausen Schultheiß
von Renchen. Er bekleidete damit ein Amt, das nur zum Teil dem des heutigen
Bürgermeisters entspricht9. Daß es nicht ganz leicht für ihn war, diese
Stelle zu erhalten, wurde schon angedeutet. Die bischöflich-straßburgische Behörde
stimmte seiner Anstellung erst zu, nachdem sich sein Schwiegervater für ihn verwendet
und die gewünschten materiellen Sicherheiten garantiert hatte. Ein solches
Amt war für einen Mann wie Grimmelshausen ohne Zweifel erstrebenswert,
denn er trat damit in öffentlichen Dienst und war wirtschaftlich gesicherter als
in privater Stellung oder gar als Wirt in einem kleinen Ort. So behielt er denn
9 Jahre hindurch — bis zu seinem Tod im Jahr 1676 — dieses Amt; wie uns
Dokumente zeigen, vielseitig beschäftigt mit „Eheberedungen" — so nannte man
damals die Heiratskontrakte —, mit Fragen der Flurbereinigung, mit der Schlichtung
von Delikten und manchem anderem.

Neben all diesen Tätigkeiten entstanden seine Werke, die eine stattliche Zahl von
Bänden füllen. Sie erschienen in den Jahren 1666 bis 1673, also fast ausschließlich
in seinen Renchener Jahren. Es ist jedoch kaum vorstellbar, daß Grimmelshausen
das umfangreiche Werk innerhalb weniger Jahre neben seinem Amt als Schultheiß
verfaßte. Wir müssen annehmen, daß Vorarbeiten, Entwürfe und vielleicht auch
endgültige Niederschriften auf frühere Jahre zurückgehen.

Leben, Werk und Legende

Dies sind die wichtigsten Daten aus dem Leben Grimmelshausens. Es sind nicht
mehr als dürre Fakten, die sich zum Teil auf Indizien stützen, zum größeren
Teil aber aus Urkunden ermittelt wurden.

Wie sah dies Leben nun in Wiklichkeit aus? Sicher war es mühsam, bewegt,
nicht ohne Enttäuschungen und Härten, eingezwängt in ein gesellschaftliches System
, das wenig Spielraum ließ. Dennoch: Es war das Leben eines einfachen Bürgersohnes
, der es schließlich zu Rang und Verantwortung brachte, — und dies
in einer Welt, die nicht nur gegen den Standeswechsel predigte, sondern jeder
Form von Aufstieg größte Hindernisse entgegensetzte.

• Schultheiß: „Am üblichsten ist dieses Wort auf den Dörfern, wo der Schuldheiß und im gemeinen Leben
Schulze, eine obrigkeitliche Person ist, welche für die Aufrechterhaltung der Policey (d. h. damals: der
Verwaltung, der Verf.) und guten Ordnung sorgt, die Befehle des Gerichtsherren vollziehet, die Abgaben
einsammelt und weiterliefert, zuweilen auch der Dorfrichter, oft aber noch von demselben verschieden
ist." (Adelung)

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