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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 59
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Ruppert, Georg Frhr. Rudolf v. Schauenburg (ein Nachfahre von Grimmelshausens
ehemaligen Dienstherren), Overmann, Batzer u. a.14 sind hier zu nennen,
allen voran aber Gustav Könnecke. Sein schon durch den Umfang und die Detailfülle
imponierendes Werk trägt den bezeichnenden Titel „Quellen und Forschungen
zur Lebensgeschichte Grimmelshausens"15. „Es ist kein Ort", schreibt
er einleitend, „von dem ich wußte, daß Grimmelshausen an ihm geweilt hat, den
ich nicht besucht habe, um in privaten und in amtlichen Registraturen über ihn
Nachforschungen anzustellen."16 Könnecke war überzeugt, daß Grimmelshausen
„seinem Romanhelden Persönliches andichtet"17. Ihm ging es, wie allen Positi-
visten, darum festzustellen, „welche Eigenerlebnisse Grimmelshausen in seinen
Werken verarbeitet hat"18.

Freilich, die Urkunden und Dokumente ließen den Forscher oft im Stich. Sie
waren knapp und wenig ergiebig. So lag es nahe, dort, wo Belege fehlten, die
Biographie aus Werk-Elementen zu ergänzen. Die Erzählform des „Simplicissi-
mus" (Ich-Roman) verführte gerade dazu. Sie erklärt auch, warum man sich dabei
fast ausnahmslos auf diesen Roman stützte, obwohl Grimmelshausen im Ganzen
mehr als zehn größere Werke geschrieben hatte. Wo es sich, wie wir heute
wissen, um traditionelle und typische Elemente der pikaresken Erzählliteratur
handelt, vermutete man irrtümlich Autobiographisches und Bekenntnishaftes. Die
Erzählung vom Leben des Simplicissimus wurde unmerklich zur Lebensgeschichte,
zum „Lebensroman"19 Grimmelshausens. Das Kunstwerk las man als Biographie.
Erzähltes erhielt die Qualität und den Rang von Erlebtem. In diesem Sinn fragte
etwa Hermann E. Busse: „Woher weiß man denn heute so genau, wie Grimmelshausen
gewesen ist?" und erklärt sehr entschieden: „Aus seinen Büchern. Sein Wesen
spricht aus seinen Büchern, auch ohne seine Lebensangaben."20

Grimmelshausens „Hauptlehrmeister", so schrieb Otto Roquette 1862, „war das
Leben"21. Adolf Bartels erklärte ebenso überzeugt, Grimmelshausen habe seine

H Albert Duncker: Ein Geinhäuser Copialbuch des 16. Jahrhunderts mit der ersten Erwähnung der Familie
Grimmelshausen. — In: Zss. des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde. N. F. 9 (1882),
S. 385—396.

Phillip Ruppert: Regesten des mortenauer Adels II. Die von Schauenburg. — In: Zss. für die Geschichte
des Oberrheins 39 (1885), S. 83—182.

Phillip Ruppert: Johann Jakob Christof von Grimmelshausen. — In: Zss. für die Geschichte des Oberrheins
. N. F. 1 (1886), S. 371—375.

Ernst Batzer: Johann Reinhard von Schauenburg der Jüngere. (Der Verteidiger Offenburgs im Dreißigjährigen
Kriege und der Gönner Grimmelshausens.) — In: Die Ortenau 1 (1910), S. 103—114.
Alfred Overmann: Neues zur Lebensgeschichte Joh. Christophs von Grimmelshausen. — In: Zss. für die
Geschichte des Oberrheins 53 (1899), S. 486—489.

In Einzelheiten berichtet über diese Forschungen Jan Hendrik Schölte: Probleme der Grimmelshausenforschung
. — Groningen 1912, S. 107 ff.

*5 Vgl. Anm. 8; Hervorhebung durch den Verfasser.

1« Könnecke, Quellen, Bd. 1, S. 3.

17 Könnecke, Quellen, Bd. 1, S. 125.

18 Gisela Herbst: Die Entwicklung des Grimmelshausenbildes in der wissenschaftlichen Literatur. Phil. Diss.
Bonn 1957, S. 109.

19 Josef Nadler: Geschichte der deutschen Literatur. 2., erg. Aufl. Regensburg 1961, S. 166.

20 Hermann Eris Busse: Grimmelshausen. Stuttgart 1940, S. 33.

21 Otto Roquette: Geschichte der deutschen Literatur. Stuttgart 1862, S. 382.

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