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In dieser umfassenden Perspektive gewinnen die dürren Fakten seiner Biographie
unversehens Leben, dies aber nicht im Hinblick auf das Einmalig-Besondere seiner
Existenz (das Spezifische seiner Persönlichkeit ist nicht rekonstruierbar), sondern
im Hinblick auf Grimmelshausen als Repräsentanten eines Standes, der um Selbstverständnis
, Selbstbestätigung und Selbstrechtfertigung ringt.
Grimmelshausen
Daß ich nicht lache:
Du zapftest den Wein
Zu Gaisbach im Silbernen Sternen!
Bei Gott, dein Gast hätt ich mögen sein,
Du Federfuchser, du Schreiberlein,
Du Riese im Silbernen Sternen.
Dein Gast:
Wenn am Abend die Kerze flackt,
Wenn das Vieh sich legt in den Ställen,
Wenn ins Strohsackbett gekrochen die Magd,
Dann hocken wir hinter dem Tisch, bis es tagt,
Bis die Hunde den Morgen verbellen.
Du seltener Wirt
Einer trunkenen Nacht,
Deine tolle, wilde Geschichte,
Sie hat mich umwettert, umflucht, umlacht,
Sie hat mir die Welt zur Schenke gemacht,
Zum Zapfhaus großer Gesichte.
Oskar Kohler
Grimmelshausens „Simplicissimus" in russischer Sprache
Im Jahre 1967 erschien im Verlag „Nauka", Leningrad, der „Simplicissimus" in
einer russischen Übersetzung von Alexander Morosow1. Der umfangreiche Band
(672 S.) wurde von dem Verlag der Akademie der Wissenschaften der UdSSR in
die 1948 gegründete Reihe der „Denkmäler der Literatur" aufgenommen. Morosow
arbeitete seit 1931 an seiner Übertragung, der die Ausgabe von 1671 zugrunde
liegt, und benutzte dabei die einschlägige Literatur aus den Bibliotheken von Moskau
und Leningrad, der BRD und der DDR, Österreichs und der Tschechoslowakei.
Er kennt die Beiträge über Grimmelshausen in unserer Zeitschrift'-, und selbstverständlich
fühlt er sich mit der Stadt Renchen, deren Festschriften ihm geläufig
1 Die Übersetzung des 6. Buches besorgte E. G. Morosowa. — Der Band ist vergriffen. — Eine Besprechung
durch den sowjetischen Germanisten Prof. Boris I. Purischew erschien in der Zeitschrift „Woprossy litera-
rury", 1968. Heft 7, S. 211.
Alexander Anton Morosow, Schriftsteller, geb. am 4. November 1906 in Moskau. Nach Besuch der Moskauer
Universität (1925—1929) und Absolvierung des Studiums der Literatur lebt er seit 1930 in Leningrad
. Er trat als Literaturhistoriker, Volkskundler und Übersetzer hervor. Für seine wissenschaftlichkünstlerische
Biographie von Lomonossow wurde er 1952 mit dem Staatspreis der UdSSR ausgezeichnet.
- Morosow (S. 534) zitiert Oeftering, Die schöne Literatur der Ortenau. Die Ortenau, Bd. XVI, 1929, S. 305.
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