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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 83
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ein anderes Bad begeben und die täglichen Schoppen Wein mitnehmen wollen,
soll ihm dies - „so sonsten nit gebräuchig" - gestattet werden. Das Pfründgeld
betrug 275 Pfund bares Geld. Er muß versprechen, „statt eines silbernen Trinkgeschirrs
eine silberne, inwentig vergülte Schale von 20 lothen zu bringen, die
nach seinem Tod dem Spithal als Eigenthum verbleiben soll". Die zuletzt genannte
Schale gehörte zu den sogenannten „Accidentien", d. h. zusätzlichen Leistungen
, zu denen die Pfründner im 18. Jahrhundert laufend verpflichtet wurden.
Sie bestanden aus einem kleineren Geldbetrag, mit dem Sonderausgaben beglichen
wurden, Servietten, Handtüchern, einem Bett mit Anzug und einem Tischgeschirr
mit silbernem Löffel. Alle diese Gerätschaften fielen nach dem Tode des
Pfründners an das Hospital.

Von den Ober- oder Herrenpfründnern sind die Unterpfründner zu unterscheiden
. Für sie wurde ebenfalls ein Pfründbrief ausgestellt. Ihr Einkaufsgeld bewegte
sich zwischen 300 und 500 Gulden. Im Gegensatz zu den Oberpfründ-
nern, die sich frei bewegen konnten, wurden sie, wenn ihr Gesundheitszustand
es erlaubte, zu gewissen Arbeiten, wie z. B. im Garten, im Speicher oder im Keller
, herangezogen. Dafür wurde das Pfründgeld ermäßigt. Statt eines silbernen
Bechers mußten die Unterpfründner ein „zinnernes Schoppenkändtlin" einbringen
. Während die Oberpfründner eine heizbare Wohnstube und Schlafkammer
erhielten und das Essen am Herrentisch einnahmen, wohnten die Unterpfründner
mit anderen zusammen und speisten am Gesindetisch. Aber auch sie bekamen
zusätzliche, von ihrer Gegenleistung abhängige Reichungen an Brot und Wein;
letzterer war jedoch von geringerer Qualität und Quantität.

Das Jahr 1689, in dem Offenburg völlig zerstört wurde, bedeutet auch in der
Geschichte des St.-Andreas-Hospitals einen tiefen Einschnitt. Der Wiederaufbau
des Hospitalgebäudes ging verhältnismäßig rasch vonstatten. Das Portal der St.-
Andreas-Kirche trägt die Jahreszahl 1705. Für den guten Ruf des Offenburger
Hospitals, den es nicht zuletzt seinem weitbekannten Weinkeller verdankte,
spricht die große Zahl der auswärtigen Bewerber um eine Oberpfründe. Sie kamen
nicht nur aus der näheren Umgebung wie Ortenberg, Ohlsbach, Zunsweier usw.,
sondern aus Schweighausen, Gamshurst, Hügelsheim, Krozingen, Kürzell, Wolfach
, Schramberg, Ettlingen, ja sogar aus dem Elsaß (Ruffach, Molsheim und
Münster).

Wiederholt mußten Bewerber längere Zeit warten, da im Hospital kein Zimmer
frei war. Sie wurden in einem benachbarten Haus untergebracht und erhielten
aus dem Spital das Essen. 1803 weilten im Hospital 35 Pfründner, 26 Ober- und
9 Unterpfründner. Arme wurden nicht mehr aufgenommen. Daraus darf jedoch
nicht gefolgert werden, daß das Hospital sich nicht um sie gekümmert hätte. Im
Gegenteil. Über die Armenfürsorge wird in einem späteren Kapitel berichtet.

Das Spitalleben

„Es ist des Magistrats ernstlicher Wille, daß in dessen löblichem Stift der Fried,
Einigkeit und gute Verständnis allezeit dergestalten beobachtet werde, damit



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