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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 86
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hielten die städtischen Musikanten ein Ohm Wein, 1805 ein halbes. Der Bürger-
Miliz wurden „wegen Paradierung beim Fronleichnamsfest" 2 Ohm Weißwein
und 8 Maß „besserer Gattung für die Offiziere" gereicht. Es sei auch daran erinnert
, daß die Stadt heute noch der Pfarrei Fautenbach eine beachtliche Menge
„Kompetenzwein" liefert.

Hin und wieder erregte das Verhalten mancher Pfründner den Unwillen der
Oberpflegschaft und des Magistrats. Im Januar 1797 waren beide darüber empört
, daß sowohl Ober- als auch Unterpfründner „sich nicht scheuen, Brot,
Fleisch und andere Speisen vom Tisch zu nehmen und den zum Vesper gegönnten
Laib Brot aus sträflichem Wucher zu verkaufen", und drohten mit Bestrafung.
Dann haben die Revolutionskriege das Spitalleben gestört. Die Pfründner wurden
aufgefordert, zur Linderung der Kriegsnot beizutragen; wenn sie bei den Schanzarbeiten
in Kehl nicht eingesetzt werden konnten, sollten sie einen Gulden entrichten
. 1799 sah sich die Hospitalverwaltung gezwungen, zu Sparmaßnahmen
zu greifen. Die Pfründner erhielten „bis auf bessere Zeiten" mittags und abends
eine Speise weniger und nur die halbe Weinportion. Ferner sollte ihnen am
Donnerstag und Samstag nur der halbe Laib Brot verabfolgt werden. Und im
Jahre 1802 mußte gespart werden, weil der Vorrat an Früchten und Wein aufgezehrt
und weder eine gute Getreideernte noch eine reiche Weinlese zu erwarten
war. Die Pfründner mußten den Wein, den sie nicht getrunken hatten, dem Spital
zu einem angemessenen Preis überlassen. Die Dienstboten erhielten täglich nur
einen, die Dienstmägde nur einen halben Schoppen. Die Pfründner, welche die
Pfründe „aus Gnade oder ohnentgeltlich genießen", sollten nur noch sonntags
einen Schoppen Wein bekommen.

Wirtschafts- und Verwaltungsprobleme nach 1803

Die von der Regensburger Reichsdeputation im Jahre 1803 beschlossene Säkularisierung
wirkte sich auch in der Verwaltung des St.-Andreas-Hospitals aus.
Das Bistum Straßburg, das das rechtsrheinische Archidiakonat verlor, mußte auch
die Oberaufsicht über das Hospital an das Innenministerium des Großherzogtums
Baden bzw. an die katholische Kirchenkommission in Bruchsal abtreten.
Deren Vorschriften hatte die Oberpflegschaft nun zu befolgen. Die Kommission
war der Meinung, daß die Mahlzeiten der Pfründner zu üppig seien. Darin wurde
sie bestärkt durch die Mitteilung des Hausmeisters, daß das Spital „durch die am
Freitag und Samstag mit Fischen, Anken, Butter, Mehl und Eiern aufgehenden
Kosten in einen merklichen Schaden versetzt" werde. Er schlug vor, am Samstag
zum Mittagessen Suppe, Rindfleisch, Bohnen, Ragout und am Abend Suppe, weiches
Ei und Käse zu verabreichen. Die Kirchenkommission billigte den Vorschlag
und empfahl dem Hausmeister, sich an das Pfarramt zu wenden. Der Pfarr-Rek-
tor wies den Vorschlag zurück, verlangte, daß wieder die katholische Sitte eingeführt
werde, und bezichtigte die Hospital Verwaltung des Geizes; denn die
Fastenspeisen waren teurer als die Fleischgerichte. Im übrigen war er der An-

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