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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 88
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sammen und beschlossen, daß das Hospital ein städtisches Heim bleiben, das Armenhaus
erweitert und darin zwei Säle eingerichtet werden sollen, in denen wenigstens
50 Personen mit Wollespinnen beschäftigt werden könnten. Und drei
Monate später, am 19. März 1813, ordnete das Kreisdirektorium an, daß keine
Pfründner mehr aufgenommen werden dürften und daß das Hospitalgebäude
nach dem Abgang der Pfründner verkauft werde. Diese Verfügung trat jedoch
nicht in Kraft; denn der Magistrat und die Oberpfleger konnten sich sicher nicht
entschließen, eine über 500 Jahre alte rühmliche Tradition aufzugeben. Aber das
weitere Schicksal des Hospitals bereitete ihnen erhebliche Sorgen. Das Pfründgeld
reichte nicht mehr aus. Im Jahre 1812 hatte das Hospital für die 19 Pfründner
4942 Gulden zuschießen müssen. Man erwog eine Erhöhung des Pfründgeldes.
Am 30. Juni 1813 empfahl das Innenministerium, die Spitalökonomie aufzuheben
und den Pfründnern jährlich ein „Aversum" auszuhändigen. Diese beriefen sich
aber auf ihre Pfründbriefe und baten darum, die Spitalkost weiterhin genießen
zu dürfen. Einen Monat später jedoch äußerten zwei Pfründner, der Ex-Dominikaner
Bruno Braun und der Ex-Franziskaner Josef Braun, ihre Unzufriedenheit
über die Kost. Dieselbe sei ungenießbar; das gute Gemüse werde verkauft, sie
müßten „Erdäpfel fressen und entgelten, was der Kontrolleur Rindfleisch die
ganze Woche hindurch im Spital fresse und saufe". Für den Mißstand machten
sie den Schaffner Bouffleur und dessen Frau verantwortlich und verlangten, daß
beide das Hospital verlassen. Was den Pfründnern aber besonders am Herzen
lag, war der Wein. Wegen mehrerer Fehlherbste war ihnen nur die Hälfte des
Tafelweines gereicht worden. Nachdem 1818 die Weinlese wieder gut ausgefallen
war, wandten sie sich gegen Jahresende an das Oberpflegamt: „Da nun der gütigste
Gott dieses Jahr ein gesegnetes Weinjahr geschenkt, so sind wir auch der
tröstlichen Hoffnung: eine hochpreisliche Oberpflegschaft möge uns, da der Wein
für uns Alte das beste Nahrungsmittel ist, denselben gnädigst zukommen zu
lassen, um welches wir anmit gehorsamst bitten wollen." Am 30. September 1819
wies Stadtrat und Oberpfleger Hog die Spitalschaffnei an, den Pfründnern vom
Andreastag (30. November) an „ihr vollständiges bedungenes Quantum Wein zu
verabreichen". Der Fehlherbst des Jahres 1820 erfüllte die Spitalverwaltung mit
neuer Sorge.

Aber nicht nur die Fehlherbste waren die Ursache des geringen Weinvorrats, sondern
die Mißwirtschaft. Die Käfersberger Rebhöfe waren in schlechtem Zustand,
die Reben „ganz im Verfall". Der Spitalfonds war „in seinem Fundamentum erschüttert
". Überprüfungen des Stiftungsvorstandes im Jahre 1821 ergaben, daß
die Haushaltung seit 14 Jahren ohne alle Aufsicht geführt worden war. Bei Verpachtung
der Güter und bei Zehntversteigerungen waren die geltenden Vorschriften
nicht beachtet worden. Eine Menge Rückstände wurde festgestellt. Die Schulden
waren „bis auf das unendliche" angewachsen. Ein Kapital von 8000 Gulden
mußte aufgenommen werden. Es war unverständlich, daß das Hospital „mit so
schönen Fonds in so großen Verfall geraten" konnte. Den Hauptschuldigen sah
man in dem Schaffner Bouffleur, der sich als untauglich erwies.

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