Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 94
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1973/0096
gewiesen. Das Verpflegungsgeld, 1.65 M. pro Tag, wurde von der St.-Andreas-
Stiftung vertragsmäßig an das Vinzentiushaus bezahlt. Die Stelle des Spitalverwalters
wurde aufgehoben. Der letzte, der dieses Amt versah, Carl Theodor König,
starb am 14. Januar 1888. Am 4. Juli desselben Jahres wurde der „Besondere
Stiftungsrat" aufgelöst. Der Gemeinderat übernahm die Stiftungsverwaltung, die
mit der Verwaltung des Gemeindevermögens vereinigt wurde. Die neue Regelung
ermutigte 1892 mehrere Frauen, sich um Aufnahme in die Pfründe zu bewerben.
Ihnen wurde jedoch bedeutet, daß begüterte Personen nur ausnahmsweise durch
besondere Übereinkunft aufgenommen werden könnten. Die Einkaufssumme war
vorübergehend auf 3000 M. festgesetzt worden. Aber der Gemeinderat kam zu
der Auffassung, daß diese Summe in fünf Jahren aufgezehrt sei, während alle
Pründner länger leben würden, und forderte, daß die Pfründner für die lebenslängliche
Verpflegung nicht nur einen Geldbetrag, sondern ihr ganzes Vermögen abtreten
sollten. In den folgenden Jahren nahm die Zahl der Pfründner wieder zu.
1901 lebten im Vinzentiushaus 18 Pfründner.

Der Weinschoppen, der immer noch täglich zum Essen gereicht wurde, war für
die Pfründner eine Enttäuschung geworden. Im März 1893 hatten sie in einem
Schreiben an den Gemeinderat erklärt, daß sie „den herben Apfelwein unmöglich
trinken" könnten, und um Bewilligung einer „besseren Sorte Tischwein" gebeten.
Nach einigen Monaten kam die Stiftungsbehörde ihrem Wunsch nach und verfügte
: „Es soll kein Obstwein mehr gekauft und der vorhandene durch Zugabe
von einigen Ohm Traubenwein verbessert werden."

1921 erfolgten nochmals einige Pfründner-Aufnahmen. Bedürftige Personen wurden
auf Kosten der öffentlichen Fürsorge im Armenhaus, Okenstraße 27, verpflegt
.

Am 16. April 1940 erklärte das Finanzamt den Hospitalfonds mit seinen Einkünften
als steuerpflichtig. Am 31. März 1943 wurde der Fonds als Stiftung aufgehoben
. Das Vermögen ging auf die Stadt über mit der Maßgabe, daß die
Erträgnisse künftig für Zwecke des Städt. Krankenhauses Verwendung finden.
Die Räume des Hospitalgebäudes dienten zunächst Schulzwecken. 1900-1960 beherbergten
sie das Museum und das Stadtarchiv, seit 1960 das Stadtbauamt. Das
Gebäude mit der Andreas-Statue über dem Barockportal, das Andreaskirchlein,
die Plakette am Eingang zur Passage und das St.-Andreas-Weingut halten die
Erinnerung an die fast 600 Jahre bestehende karitative Stiftung wach.

Quellen-N acbweis :

Stadtarchiv Offenburg: Urkunden und Akten des St.-Andreas-Hospitals. Ratsprotokolle
seit 1589. Akten Rubrik 42: Stiftungen, Vermächtnisse, St.-Andreas-Hospital-Fonds.

Literatur:

E. Batzer, Die Urkunden des St.-Andreas-Hospitals 1905.

J. Kuhn, Aus der Geschichte des Heilig-Geist-Spitals zu Freiburg (Phil. Dissertation)
1914.

W. Haug, Das St.-Katharinen-Hospital der Reichsstadt Eßlingen. Eßlinger Studien 1965.
A. Semler, Geschichte des Heilig-Geist-Spitals in Überlingen am Bodensee. 1957.

94


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1973/0096