http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1973/0097
Archäologische Ausgrabungen
zwischen Friesenheim und Schuttern
Von Josef Naudascher
Ein römischer Leistenziegel am Bahndamm verriet dem Beobachter in einem vorbeifahrenden
Zug die Stelle, auf der einst eine Siedlung seit prähistorischer Zeit bis
zum Untergang der Römerherrschaft bestanden hatte. Das Trümmerfeld liegt unweit
dem ehemaligen Kloster Schuttern auf der Friesenheimer Gemarkung Bannstude.
Nach der Zerstörung der Siedlung baute während der Christianisierung ein iro-
schottischer Mönch Namens Offo, wahrscheinlich im Auftrag des fränkischen
Episkopats in Straßburg, kaum ein Kilometer von dem römischen Trümmerfeld
entfernt, in Schuttern seine Zelle und legte dort den Grundstein zu einem bedeutenden
Kloster. Man könnte leicht annehmen, daß der Glaubensprediger diesen
Platz im Sumpf gerade wegen den nahen römischen Ruinen aussuchte, um sie als
Steinbruch zu verwenden. Diese Vermutung wird durch eine Reihe ähnlicher
Beispiele aus der Christianisierungszeit in unserem Lande gestützt. Wie dem auch
ist; sowohl das Wohngebiet der vorrömischen und kelto-römischen Siedlung als
auch die Zelle Offos lagen in der Niederung im Überschwemmungsgebiet der
Schutter in unmittelbarer Nachbarschaft.
Abgegrenzt war das über ein Hektar große Areal im Norden durch den Schämigraben
, den Lierbach im Süden, einen Feldweg im Osten und teilweise durch einen
heute noch gut sichtbaren versumpften Weier im Süden. Aus dem Südwestteil der
Siedlung führte eine breitgewölbte Römerstraße, die auf beiden Seiten von einem
Graben begleitet war, hinauf gegen den Friedhof von Hugsweier, wo sich schließ-
Kl.^ Schuttern
Friesh.
Römerstraßen bei Friesenheim
t^jDingl.
Rom. Siedl.
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