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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 104
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weisbar. Die an der Grenze dieser beiden Gemarkungen gelegenen St. Brigidenmatten gehörten
zur Nutzung dieser Kirche. Geschichtliche Belege: „matten in der Sneyt vnden an
Sant Briden matt" 1479; „vff Sännet Breiden zu Weittenung matten" 1575; „vf die
Pfarr- oder Brigitten matten" 1654.

Ein Nebenaltar in der Steinbacher Pfarrkirche war der hl. Katharina geweiht. Mit diesem
Altar war eine Pfründe verbunden, zu der neben dem Pfründhaus auch Reben und Wiesen
gehörten. Dazu folgende Belege: a) „an dem huse, daz an sant katherine altar hört"
1402; „an Sanct katherinen Hoffestat" 1479; b) „an sanet katherin Pfründe reben"
1510; „an sant katherinen pfrunde matt" 1510.

Zu der dem hl. Martin geweihten Pfarrkirche in Sinzheim gehörten die seit dem 15.
Jahrhundert erwähnten St. Martinsäcker. Der Inhaber der Sinzheimer St. Nikolauspfründe
bewohnte wie in Steinbach das dazugehörige Pfründhaus und nutzte die Erträgnisse dieses
Pfründgutes, das sich auch in Flurnamen niedergeschlagen hat: „an sanct Niclaus
Caplans garten" 1510; „an Sanct Niclausen pfrüendt gut" 1526; „zwischen ..Sännet
Niclauß Pfründt ackher gelegen" 1575.

Angereiht seien weitere Namenbeispiele nach Patrozinien von Pfarrkirchen. Bis 1632
war der hl. Cyriacus Patron der Pfarrkirche von Stollhofen. Pfarrgut heißt 1447
„zwuschent sant eiliax lieht acker" und 1511 „an sanct Ciriax gut". Mit der St. Johanneskirche
in Oberbruch (Bühl) hängen St. Johannesgut und -matten zusammen: „an
Sannt Johanns Gut" 1533; „an Sannt Johanns maten" 1533. Auf die St. Nikolauskirche
in Kappelrodeck bezieht sich folgender Beleg von 1533: „an Sannt Niclaus Reben alda
hinuff an blosenberg." ALBERT KRIEGER3 nennt erst 1648 die St. Leonhardskapelle
in Lauf (Bühl); dazu kann folgender Beleg aus einer Urkunde von 1469 XL 10 beigesteuert
werden: „hus vnd hof zu louffe gelegen zu sant Lienhart." Nach dieser Kapelle
führt die St. Leonhardsgasse ihren Namen.

Unsere Namenauswahl sei abgeschlossen mit der St. Nazariuskapelle in Wintersdorf
(Rastatt), die 1424 erstmals urkundlich erwähnt wird und vereinzelt als Lagebezeichnung
vorkommt: „im Wintersdorffer feld einsyt an sanct Nazarien" 1511. KARL GLÖCKNER
hat in einer Diskussion diese Nazariuskapelle eine „historische Kostbarkeit" genannt,
weil zusammen mit anderen Fakten dieses Vorkommen ein Beweis für die Zugehörigkeit
von Wintersdorf zum Kloster Lorsch ist, dessen Patron der hl. Nazarius ist4.
Flurnamen nach Heiligen gehen im allgemeinen auf kirchlichen Besitz zurück, mitunter
auch auf die Lage. Bei diesem namengebenden Motiv ist zu klären, ob damit der Patron
der Pfarrkirche, Patrone von Nebenaltären und Kapellen gemeint sind, die oft mit einer
Pfründe ausgestattet waren. Auch Heiligenfiguren auf Bildstöcken konnten namenbildend
werden. Von besonderer Bedeutung sind Flurnamen nach Heiligen für die Patrozinien-
forschung vor allem dann, wenn es gelingt, an Hand der Namenüberlieferung den verschollenen
oder ursprünglichen Patron zu ermitteln, öfters gaben Flurnamen den Anstoß,
der Geschichte längst abgegangener Kapellen nachzuspüren.

3 Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden. 2. Bd., Heidelberg 1905, Sp. 36.

4 Max Weber, Das Kloster Lorsch im mittel-oberrheinischen Raum. 16. Protokoll der Arbeitsgemeinschaft
für geschichtliche Landeskunde am Oberrhein vom 6. Februar 1962, S. 9, 21.

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