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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 112
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keit. Der eigentliche Hintergrund und die Umstände, die den Geheimen Legationsrat
zum „berüchtigten Rochebrune" im Munde Ehrmanns stempeln, bleiben uns
wahrscheinlich verborgen. Sie interessieren uns historisch auch nicht so sehr als
das Verhalten der Markgrafen, die jenes Gerichtsurteil ohne Folgerungen zur
Kenntnis nehmen. Erinnern wir uns daran, wie etwa Markgraf Carl Friedrich
gegen das Gutachten seines Ministeriums den Kehler Buchhändler Johann Gottlieb
Müller wegen des Drucks und Verkaufs der „Memoires justificatifs de la com-
tesse des Valois de la Motte"17 in Karlsruhe eine Strafe verbüßen läßt, oder wie
hart man gegen Drucker Chanson in Kehl wegen einer bei ihm gedruckten Libelle
vorging18. Es bleibe dahingestellt, ob die Markgrafen tatsächlich an eine Unschuld
Rochebrunes glaubten; jedenfalls müssen überwiegend Nützlichkeitserwägungen
diese bewogen haben, Guillaume Plateret in ihre Dienste zu nehmen und ihn gegen
die im Grunde auch für sie peinlichen Angriffe zu schützen, wobei am Hofe ihre
Großzügigkeit nicht immer gebilligt wurde. Bereits bei der Schutzaufnahme
Rochebrunes findet sich in den Akten eine Bemerkung, daß es in der Tat eine sehr
beschwerliche und gefährliche Sache sei, daß man einem gemeinen Menschen zu
lieb, der sich verfehlt habe, einer Instanz abschlage, was sonst eine Obrigkeit der
anderen zu willfahren gewohnt sei. Bisher seien dergleichen Flüchtlingen die
landesfürstlichen Protektion ohne Unterschied zu Kehl versagt worden19. Geradezu
grotesk mutet uns aber an, daß Rochebrune selbst später als Zensor in der
Beurteilung des Druckers Chanson dem Markgrafen Carl Friedrich berichtet,
daß dessen „liederreiche Name ein Leihname" sei20, da er sich selbst ohne Hemmung
einen klangvollen Namen zulegte!

Die vorderösterreichische Regierung verlangt von Rochebrune die Auslieferung
Schauenburgischer Effekten

Im ersten Jahrzehnt seines Aufenthalts in Kehl reißen für Rochebrune die
Schwierigkeiten nicht ab: zu Beginn des Jahres 1764 verlangt die vorderösterreichische
Regierung in Freiburg von ihm die Auslieferung von Effekten aus dem
Besitz der Gräfin von Schauenburg. „In betreff deren von ihm in Händen gehabt
und noch zu habenden Effekten" wird monatelang der Staatsapparat in Bewegung
gesetzt, wird auf Ersuchen des Regierungs- und Kammerpräsidenten Freiherr
von Sumerau in Freiburg Rochebrune in Kehl unter Eid verhört, erstattet der
Hofkammerrat und Amtmann zu Kehl, Franz Dürfeid, seinen Bericht, bis dann
die fraglichen Koffer dem Postmeister in Kehl übergeben und an die Regierung
in Freiburg geschickt werden.

" Die Ortenau 52 (1972), S. 214.

18 Ebda., S. 192. — Unter Libelle versteht man eine „satirische Schmähschrift gegen die Rechtschaffenheit, die
Ehre und den Ruf einer Person" (Manfred Naumann, Artikel aus der von Diderot und d'Alembert herausgegebenen
Enzyklopädie, Frankfurt a. M., 1972, S. 737.

19 GLA 207 Nr. 132, Blatt 4.

20 Zur Druckerei Chanson: Die Ortenau 52 (1972), S. 191 f.

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