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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 118
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Wir wissen nicht, was Rochebrune bewegt haben könnte, in diesen unruhigen
Jahren vor der Revolution wieder nach Frankreich zurückzukehren. Er war
zwar in jenem Jahr in Prozesse verwickelt und man suchte in den Ämtern wieder
einmal seine Akten wegen der jungen Gallay (Galle), aber sie bieten uns keine
triftige Erklärung. Möglicherweise hing seine Überlegung mit familiären Dingen
zusammen, die uns Ehrmann25 anzüglich schildert:

„Aber . . . was dem guten Mann da vor kurzem für ein Schabernak gespielt worden; da
kam ein luftiger französicher Aventurier, und — wie's denn immer geht, daß zu dem Feinsten
noch ein Feinerer kommt —■ wußte dem Herrn Hofrath von Rochebrune seine einzige
Tochter abzuschwazzen. Der schlaue Kauz bekam sie. Als aber der Herr Schwiegerpapa
auch atwas von dem großen Vermögen des Chevalier de PIndustrie sehen wollte, da gab's
Lärm, und . . . Prozeß."

Einleuchtender ist sein Verhalten nach der Revolution, vor allem nach Ausbruch
des 1. Koalitionskrieges. In einem Brief vom 15. Februar 1793 an den Baron von
Edelsheim äußert er Befürchtungen wegen seiner kritischen Lage, in der er sich
in Kehl wegen des Krieges befinde, da er als Franzose geboren sei. Diese Tatsache
könne für ihn sehr gefährlich werden in einem Land, das während des Krieges
nur von wenig deutschen Truppen besetzt werde. Wenn die Franzosen in Kehl
erschienen, würden sie ihn wie einen Emigranten behandeln, der sein Vaterland
verlassen habe. Angesichts der bedrohlichen Lage im Frühjahr 1796 bittet Rochebrune
im Februar, also vier Monate vor dem Rheinübergang Moreaus, um eine
Bestätigung für die Municipalität in Straßburg, daß er kein französischer Emigrant
sei, sondern bereits vor den Zeiten der Revolution in badischen Diensten gestanden
habe. Das Hofrats-Protokoll vom 1. März vermerkt, daß man keinen Anstand
finde, Rochebrune die verlangte Bestätigung zu erteilen.

Rochebrune vermacht seine Bibliothek dem Staat

Am 22. September 1799 meldete das Oberamt Baden-Baden, daß Rochebrune
dort am Nachmittag nach einer langwierigen Krankheit verstorben sei und ein
Testament hinterlassen habe. Nach der Eintragung im Sterberegister verschied er
im Alter von 80 Jahren, so daß Rochebrune vermutlich 1719 geboren ist. Er
wurde vom Pfarrer der Kollegiatskirche auf dem Friedhof der Pfarrkirche des
Armenspitals begraben.

Rochebrune hatte schon seit vielen Jahren über seinen schlechten Gesundheitszustand
geklagt; vor allem wurde er nachts von Krämpfen in den Armen und Beinen
gequält. Er hatte es 1786 längere Zeit mit der Galle zu tun, und schließlich mußte
er auch wegen rheumatischer Schmerzen am rechten Oberschenkel immer wieder
Bäder aufsuchen. Vor seinem Tode muß er schon längere Zeit in Baden-Baden zur
Kur geweilt haben, da er während seines Aufenthalts am 25. Mai 1799 ein Testament
errichtete. In seiner Rückschau auf sein Leben stellt er darin fest, daß er fast
vierzig Jahre im Dienste des Hauses Baden gestanden habe. In Dankbarkeit für
den Markgrafen Carl Friedrich verfaßt er als einer der dienstältesten Beamten

25 Ehrmann, a. a. O., S. 90.

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