Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 155
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1973/0157
eines Tages auf den Hals zu bekommen. Und während sich dieLandvogteiOrtenau
noch mit Baden-Baden, Hanau-Lichtenberg und dem Bistum Straßburg wegen gemeinsamer
Vermehrung der Rheinüberfahrten zu Rheinau, Straßburg und Grauels-
baum beriet, wie jede Herrschaft Volk, Geschütz, Proviant und andere Notdurft
bereit halten möchte, erteilten Meister und Rat laut einem Schreiben vom 13. Februar
an das Amt Willstätt den ungebetenen Gästen freien Paß über die Rheinbrücke
. Am 14. rückte das erste „uranische" Fußvolk, „armselig und bloß", in
etliche Dörfer um Bischofsheim zum hohen Steg (Rheinbischofsheim). Anderen
Tages folgten um 400 Reiter gen Willstätt und seine nächstgelegenen Ortschaften,
auch nach „Urlouffheim" (Urloffen), und begehrten in aller Ruhe Verpflegung
für Mann und Roß, was die Leute auf zwei oder drei Tage gerne zusagten. Ein
Fahnen Reiter nahm sein Nachtlager in den unteren Hanauer Dörfern bis Lichtenau
. Als sie andern Tages im Weitermarsch Renchen, Achern und Ottersweier
erreicht hatten, gab Baden-Baden ihnen den Zug weder durch die Markgrafschaft,
noch die Ämter Lahr-Mahlberg frei. Mitte Februar war so die Hauptmacht der
abgedankten oranischen Truppen über die Rheinbrücke gekommen. Während das
Fußvolk, davon ein Regiment „nit seer wol geputzt", im Hanauerland quartierte,
streifte die Reiterei in den nahen Herrschaften umher und wußte nicht aus, noch
ein. Rühmte man anfänglich ihre Bescheidenheit, so hallte es bald von Klagen
über Erpressungen der hungernden Soldateska wider: „Zwingen zum theil die armen
leuth, inen wein, fleisch und prott und anders zu kauffen, wo sie's armuth
halben nit vermögen." Aus Häusern und auf Straßen wurden Hafer, Wein und
Lebensmittel nach Gefallen geraubt, ja Drohungen ausgestoßen, die Kirchen der
Ortenau, wohin die geängstigten Bewohner ihre beste Habe in Sicherheit gebracht
hatten, aufzubrechen. Die geplagten Bauern wurden schwierig, und ein Aufruhr
war zu befürchten. Denn obwohl es die Beamten nicht an Beschwichtigungen fehlen
ließen, zu welchem Verderben es ihnen samt Weib und Kindern, Hab und Gut
wie dem ganzen Lande gereichen würde, „so will es doch nit helfen".

Eben schickte sich Pfalzgraf Wolfgang von Zweibrücken an, den Hugenotten ein
deutsches Hilfsheer zuzuführen. Seine Obristen, Freiherr Quirin von Geroldseck
und ein Herr von Granville, taten für die Errichtung zweier Regimenter zu Fuß
im Dorfe Kappel am Rhein einen Musterplatz auf. Ebenso erwartete der französische
König starken Zuzug an Reitern aus Deutschland. In lutherischer Engherzigkeit
und Unduldsamkeit halfen Markgraf Philibert von Baden-Baden und andere
der päpstlichen Partei bei der mörderischen Ausrottung ihrer calvinischen
Glaubensverwandten mit. In wenigen Tagen war das Land von oranischen Söldnern
geräumt. Die einen strömten Kappel, die anderen Rastatt zu, wo nach
Hörensagen der Markgraf bei 1500 Reiter annehmen würde; wieder andere gedachten
unmittelbar bei Pfalzgraf Wolfgang in Bergzabern Dienste zu suchen.
Ihres Königs Feinde am Rhein zu vernichten, rückten auch die Franzosen des Herzogs
von Aumale mit „schön groß Geschütz" über die Zaberner Steige ins Unterelsaß
und verübten hier die scheußlichsten Greuel an Unzucht und Totschlag.
Gegen diese Verletzung deutschen Reichsgebietes vermochten sich weder der Kai-

155


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1973/0157