Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 157
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1973/0159
bürg zur Unterstützung Heinrichs von Navarra ein ansehnliches Kriegsvolk, das
über die Zaberner Steige nach dem Kriegsschauplatz zu gelangen suchte. Weil aber
die Herzöge von Lothringen und Guise, die erbittertsten Feinde des Calvinismus,
stark zur Gegenwehr rüsteten und die Pässe verwahrt hielten, blieb das „navar-
rische Volk" wochenlang in den bischöflichen, hanauischen und anderen Dörfern
und Flecken des Unterelsasses still liegen. Bald vermochten die Kriegsleute ihren
Unterhalt in dem ausgesogenen Lande nicht mehr genügend zu finden; in blutigen
Kämpfen mußten die Bauern ihre Habe gegen die diebischen Zugriffe der hungernden
Soldateska verteidigen. Für diesen räuberischen Durchzug hugenottischer
Hilfsvölker erfand das Elsaß den Spottnamen: der Diebskrieg2.
Diese ruhelosen Wochen bildeten auch für die rechtsrheinischen Gebiete eine ständige
Gefahr. Täglich ließen sich die Soldaten haufenweise an den Rheinüberfahrten
sehen und spähten voll Sehnsucht nach dem diesseitigen Ufer, so daß zu erwarten
stand, dieses „Gesündlin" würde eines Tages herüberdringen und das Land
gleich dem überrheinischen Elsaß ins Verderben stürzen. Zwar sollte Straßburg
den erbetenen Pass über die Rheinbrücke schon dreimal abgeschlagen haben; allein
dem Frieden war nicht mehr zu trauen. Ein besser Mittel, als Pässe und Fähren
mit eigenem Volk zu verwahren, wußte man allerdings nicht. Daher gab Markgraf
Jakob von Baden3 für sich, seinen Bruder Ernst Friedrich (Baden-Durlach) und
Vetter Philipp von Baden-Baden die Erklärung ab, innerhalb sechs Tagen sieben
Fähnlein geworbenes Kriegsvolk - Landvolk wollte er nicht - auf die Beine zu
bringen, wenn die benachbarten Stände ebenfalls nach Gebühr beitragen wollten.
Die hanauischen Amtleute versicherten, ihrerseits an den Fähren und Pässen ihres
Gebietes bereits alle notwendige Vorsehung getan zu haben. Zur Errichtung einer
gemeinsamen Landesrettung wurde dann im Verlauf des August mehrfach zu einer
Tagsatzung nach Offenburg eingeladen. Dabei wurde Hanau wegen beiden Ämtern
Lichtenau und Willstätt ein Fähnlein gut gerüsteter Kriegsleute oder für je
100 Mann 1000 fl. in barem Gelde, Österreich für die Landvogtei Ortenau zwei
Fähnlein Knechte zu halten, auferlegt; die Ämter Oberkirch, Lahr und Mahlberg
sollten ebenfalls Kriegsvolk und Geld verwilligen. Im übrigen wurde Hanau aller
Beistand der Ortenau in Aussicht gestellt (Fasz. 451). Um sich nun gegen den zu
befürchtenden Einfall dieser Scharen zu verteidigen, übernahm Markgraf Jakob
den Oberbefehl über die Truppen, welche er selbst, sein Bruder Ernst Friedrich
und die vorderösterreichische Regierung angeworben hatten (Weech S. 277). Daraufhin
verzogen die hugenottischen Hilfsvölker des Burggrafen Fabian zu Dohna
noch im August durch die Vogesentäler nach Frankreich.

Navarrisches Kriegsvolk 1589

Auch als König hatte Heinrich von Navarra noch einen jahrelangen Kampf mit
seinen fanatischen Gegnern, die sich spanischer Unterstützung erfreuen durften,

2 Reuß, Der Diebskrieg. Straßburg 1876.

3 Markgraf Jakob III. von Baden erhielt bei der Erbteilung die Herrschaft Hochberg zugesprochen und
residierte in Emmendingen. Siehe Weech, Bad. Geschichte, S. 273.

157


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1973/0159