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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 166
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nicht auszumachen. Möglicherweise hatte schon Voglers Vorgänger, Abt Placidus Heuss14,
eine solche unterhalten, so daß ihr selbstverständliches Vorhandensein mit Einsetzen der
Tagebuchaufzeichnungen Voglers keiner weiteren Erklärung bedürfte.

Die kriegerischen Zeiten ließen einen solchen Mittelsmann in der bedeutendsten Stadt
der näheren und weiteren Umgebung besonders wichtig werden. So übernahm es Emerich,
die Kontributionsforderungen der französischen Militärregierung in Straßburg zu erfüllen15
. Er benachrichtigt über neue Forderungen16 und versucht Kürzungen der Kontributionsauflagen
zu erreichen17, wobei er sich nicht selten geistlicher Bittsteller, etwa
des Dechanten von Jung-St. Peter, bedient haben dürfte18. Emerich gibt Ratschläge, um
die Härte der Forderungen zu mildern19, oder drängt auf Lieferungen, wo er Repressalien
der Militärs befürchtet20. Über das Volumen solcher Transaktionen vermittelt die
Jahreszahlung von 2247 Gulden im Jahr 1690 ein ungefähres Bild21. Sofern diese Abgaben
in Geld zu entrichten waren, lieferte Vogler an Emerich Weizen22 oder Wein23,
die jener zum Marktwert, nicht selten auch ungünstiger, verkaufte24. Ob dabei auch
Mittelsmänner bestochen werden mußten25, läßt sich nicht ganz feststellen; sicher hat
Emerich neben den üblichen Quittungen26 auch einmal eine echte und zugleich eine fingierte
Abrechnung zugeschickt27.

Vogler kennt seine Abhängigkeit von Emerich und bittet ihn verschiedentlich um Wahrnehmung
seiner Interessen28. Emerich verspricht dies einmal auch besonders29, zeigt aber
vor allem durch sein Verhalten, wie sehr er sich als Treuhänder des Klosters versteht.
So warnt er etwa Vogler davor, jemanden in die Stadt fahren zu lassen, da wegen der
ausstehenden Kontribution Inhaftierung zu befürchten sei30. Er erlaubt ihm bei Feindnähe
im Garten seines Schwiegervaters in Straßburg die Glocken des Klosters zu vergraben31
.

Ganz selbstlos kann er als Kaufmann natürlich nicht sein. Er ist eine Art Privatbankier
des Abtes und vermittelt die nötigen Transaktionen. Vogler muß deshalb immer wieder

14 Placidus I Heuss von Breisach, gewählt 1674, gest. 1686: J.G.Mayer, Die Äbte der Klöster Ettenheim-
münster und Schuttern, FDA. 14 (1881), S. 166.

15 14. 5. 1689; 4. l.j 7. l.j 25. 1.; 2. 2.; 8. 2.; 12. 2.; 6. 4.; 1. 5. 1691; 18. 4. 1697.

16 11. 1.; 2. 2.; 29. 3.; 25. 6.; 5. 9.; 11. 12. 1697.

17 31. 3. 1691; 3. 2. 1697.

18 Vgl. den Brief Emerichs v. 1. 2. 1697, GLAKA: Bad. Generallandesarchiv Karlsruhe 104/71 und Tgb.
9. 5. 1699: „divertere volebam apud D. Cognatum Decanum ad S. Petrum Iuniorem, verum eum domi
non inveni." Dieser Dekan de la Valle, den Vogler hier als Verwandten, im Brief v. 7. 1. 1693; GLAKA
104/71, als Vetter anspricht, mochte selbst wieder die Vermittlung des Generalvikars der Diözese in
Anspruch genommen haben, wie es aus dem Brief Emerichs vom 1. 2. 1697 hervorgeht. Daß dieser in
diesem Sinne schon früher um Fürbitte angegangen wurde, scheint auch der Tgb.-Eintrag v. 5. 12. 1691 zu
belegen.

1» Tgb. 3. 2. 1691; 29. 11. 1697.

2» Tgb. 7. 12. 1689; 2. 2. ; 31. 10.; 25. 12. 1697; 30. 9. 1699.

21 Tgb. 25. 1. 1691.

22 Tgb. 31. 7.; 2. 8. 1689; 24. 1.; 30. 1. 1697.

23 Tgb. 11. 1.; 24. 1. 1697.

24 Tgb. 2. 4.; 5. 4. 1697.

25 Tgb. 9. 8. 1697: „D. mareschallo de Choiseul assigno apud D. Emrich 24 saecos avenae juxta petitionem."

26 Tgb. 19. 5. 1689; 5. 3. 1699.

27 Tgb. 13. 5. 1689.

28 Tgb. 26. 10. 1689; 8. 7. 1691: Scribo D. Emerich ratione praefatarum rerum et ut antevertat omni periculo,
cum innotuerit gallos ob moram solutionis 3 pagos Durlacenses combussisse prope Pforzheimb."
28. 2. 1697.

29 Tgb. 12.7.1691: „D. Emerich significat se ä conto aeeepisse 200 fl(abs P. Subpriore) iuxtaque promittit
sese invigilaturum, ne defraudemur solito in praestatione foeni Keilam transferendi."

30 Tgb. 29. 11. 1697.

31 Tgb. 27. 11. 1689.

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