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Sein holde Margaris, welch' Ihn mit Liebes-Blikken
In seinem Arbeitsschweiß', erfreulichst mög' erquikken!
Inzwischen nehmet hier, 6 theurer FLORIDAN,
Diß schlechte Trinkgeschirr, für eine Haußsteur, an.
War' ich ein reicher grosser Herr, dem Juno wolgewogen,
Es müste Silbern seyn, mit Goldschaum überzogen,
Nach Akaliabs kunst. So, giebts ein schlechter Mann;
Doch, wer giebt, was er hat, der hat genug gethan,
Und war' es nur papier, mit Versen überschrieben,
Daran Ihr, wie bekant, trägt alles Herz-belieben
So geh' ich kühner auch damit zur Thür hinein,
Durch Einen, der aus Lieb nur freundlich weiß Zu seyn,
Ob gleich ein scharfes Beil Er in dem Schilde führet,
Das, halt' ich, so gezukkt, die Feinde nur berühret
Der klugen Musenschahr: Bey denen Er aus Lieb'
Offt eingeschlaffen ist, so bald auch ihren Trieb
Im klugen Kopf verspürt, daß Ihm nun auch die feder
neust, wie sein Beihel haut, wann Er es Zeucht vom Leder.
Indessen werdet Ihr, Hoch wehrte Musen-Söhn!
Filandern lassen mit- in Eurer Liebe- gehn,
Versichert, daß er Euch hin wieder ehrt' und liebet,
Und mit dem lezten wort: Euch Gottes Schutz ergiebet!
Da Birken auf Quirins Schreiben vom Januar und Februar 1674 und die Ubersendung
des Gedichtes nicht reagierte, .erkühnte' sich Quirin im letzten uns von seiner Hand
erhaltenen Brief vom 13. Juli 1674 darnach %u fragen: wormit um M. H. H. Gesellschafter,
ich es doch irher müsse verschuldet haben, daß in so langer Zeit kein Schreiben mehr von Demselben
mir Zukomen?
Dabei scheinen Quirin Moscherosch auch Zweifel an der Stilhöhe und dem Inhalt des
oben abgedruckten Gedichtes gekommen zu sein, denn er fragt bei Birken an, ob er
etwa in seinem überschickten, Gott weiß, herzlich gemeinten Hochzeit Gedichte, im Brautscher^
der Sachen Zu viel gethan hab? So dieses, tröste ich mich doch dessen, daß solch Geiicht nicht als
truck in iedermanns Hände, sondern nur schriftlich in die einige getreue Hand M. H. H. Gesellschafters
gantz vertraulich gekörnen, der mich annoch underrichten kan, wo ich gefehlet habe?
will mich auch gern eines bessern belehren lassen.
Tatsächlich wäre es denkbar gewesen, daß Birken die Verse von den milchgefüllten
Brüsten seiner Braut und den bei ihr ausgejährten Versen - sie stand bei ihrer Heirat
im 68. Lebensjahr und Birken war ihr dritter Mann16 - als unpassend empfunden haben
könnte, obwohl die sinnenfreudigen barocken Dichter im allgemeinen, und vor allem
bei Hochzeiten, nicht gerade kleinlich mit oft weit derberen Anspielungen waren. Eine
Beurteilung des Gedichts durch Birken oder eine Danksagung von ihm ist uns auf
jeden Fall bisher, auch indirekt, nicht bekannt geworden. Vielleicht findet sich in
Birkens Tagebüchern, mit deren Edition begonnen wurde17, ein Hinweis auf Quirin
Moscheroschs gutgemeintes, möglicherweise aber schlecht aufgenommenes Hochzeitsgedicht
.
16 August Schmidt, a. a. O., S. 500.
17 Die Tagebücher des S. v. Birken. Bearb. von Joachim Kroll, Teil I, Würzburg 1971 (Veröff. d. Gesellsch.
f. Frank. Gesch., Reihe VIII, Bd. 5).
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