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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 177
(PDF, 57 MB)
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sen Beinamen „der Riechende" sich Sigmund Betulius verbarg, wird später die
Rede sein.

Die auserlesendste und langlebigste aller deutsch-literarischen Gesellschaften bildete
sich anno 1644 zu Nürnberg als „Pegnitzorden", auch unter weiteren phantasievollen
Bezeichnungen wie „Gekrönter Blumenorden an der Pegnitz", „Pegne-
sischer Blumenorden", „Blumenhirten-Orden" oder „Pegnitz-Schäfer-Orden" in
der Literaturgeschichte aufzufinden. Gründer waren Georg Philipp Harsdörffer
(1607-1658) und Johannes Klaj (1616-1656). Harsdörffer war bis zur Gründungszeit
Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft" unter dem Namen „der
Spielende"; Verfassser des berüchtigten Nürnberger Trichters: die Zusammenfassung
seines sonderbaren Lehrsystems mit dem Titel „Poetischer Trichter, die
Teutsche Dicht- und Reim-Kunst in sechs Stunden einzugießen . . .", nebst zwei
Folgebänden 1646-1653 zu Nürnberg erschienen. Johannes Klaj, auch Clajus,
war 1644 als Lehramtskandidat nach Nürnberg gekommen; später ev. Pfarrer
zu Kitzingen, Autor geistlicher Schauspiele ohne nennenswerte Resonanz, dennoch
von Harsdörffer als „Vater des deutschen Dramas" bezeichnet.
1658, nach dem Ableben der beiden Gründer, übernahm Sigmund von Birken
(1626-1681), der inzwischen geadelte Betulius, das Amt des Oberhirten der Pegnitzschäfer
, denen er seit 1645 als „Floridan" angehörte. Dieser war es, der seiner
Gesellschaft neue Impulse und damit Fortschritte gab.

Chronologisch einzuordnen ist hier einer der wichtigsten Vertreter des Frühbarock
, Johann Rist (1607-1667), der mit der 1660 zu Hamburg erfolgten Gründung
des „Elbschwanenordens", auch „Elbischer Schwanen-Orden" die Opitz'-
schen Ideen fördern wollte. Der als Dichter von „Ewigkeit, du Donnerwort",
„Das Friede jauchzende Teutschland" u. a. bekannt gewordene ev. Pfarrer von
Wedel sah nach Opitz in der Poeterey „nichts anderes als eine sinnreiche Fassung
aller Sachen, die man sich einbilden kann . . .".

In das Jahr 1673 fällt der Anschluß des hanau-lichtenbergischen Pfarrers Quirin
Moscherosch an den Pegnitzorden. Als 34. Mitglied wurde er unter dem Schäfernamen
„Filander" eingeschrieben, zwei Jahre vor seinem Tode. Wenn auch dieses
Mannes Lebensweg nicht von hohem literarischen Ruhm begleitet erscheint, so
gelten dennoch die in dem folgenden Beitrag von H. R. Fluck ausgewählten Zeugnisse
aus dem poetischen Schaffen Moscheroschs als treffliche Beispiele. Kennzeichnend
für eine dem barocken Lebens- und Sprachempfinden eigene Poetik
mit all ihren rhetorischen Glanzpartien, den Identifikationen mit der antiken
Götterwelt, der seltsamen Mischung von arkadischer Schäferpoesie mit Wort-,
Zahlen- und Versspielen. Wie sie besonders gepflegt wurden in der Gelegenheitsdichtung
zu Geburt, Hochzeit und Tod hoher Persönlichkeiten; aufgenommen zum
„reinsten Entzücken der edlen Gemüter . . .".

Zur Ergänzung der Liste literarischer Gesellschaften des 17. Jahrhunderts bedarf
es noch einer Erwähnung der 1678 zu Leipzig begründeten „Deutschübenden
poetischen Gesellschaft", sowie der „Kurpfälzisch-teutschen Gesellschaft", die von
Mannheim ihren Ausgang genommen hatte.

12 Ortenau 1973

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