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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 178
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Kehl als Druckort in den Meßkatalogen 1782-1786

Von Erwin Dittler

Als Beaumarchais sein Unternehmen in Kehl aufhaute, waren seit der großen
Reich'schen Reform gut anderthalb Jahrzehnte verflossen. Jahrhunderte vollzog
sich das Buchgeschäft auf den Messen als Tauschhandel, in der Fachsprache
„Verstechen" genannt. Als Philipp Erasmus Reich, der führende Kopf des
Leipziger und zugleich des deutschen Buchhandels und Teilhaher der großen
Weidmannschen Verlags- und Sortimentbuchhandlung 1764 öffentlich erklärte,
er lehne hinfort jeden Tauschhandel ab und gäbe seine Bücher nur gegen Barzahlung
oder gegen Kredit in einer halbjährigen Rechnung zu einem Rabatt
von 16-25 °lo ab, da schlug die Geburtsstunde des modernen Buchhandels. Wohl
kam es besonders bei den kleineren Buchhändlern in Süddeutschland und Österreich
, den sogenannten Reichsbuchhändlern (im Gegensatz zu den kursächsischen
), anfangs zu Widerständen, aber bald sahen fast alle Buchhändler die
Vorteile des neuen Verfahrens ein und 1788, kurz nach Reichs Tode, ging sogar
von den süddeutschen Buchhändlern eine weitere Vereinfachung des Liefersystem
, der sogenannte Konditionshandel, aus: die Buchhändler tauschten Einzelstücke
von Neuerscheinungen aus, und der Lieferant verpflichtet sich, gelieferte
Bücher nach einer bestimmten Zeit zurückzunehmen, wenn der Absatz
nicht möglich erschien.

So stehen die Kehler Buchhandelsunternehmen der 1780er Jahre am Beginn des
modernen Buchhandelszeitalters.

Adalbert Brauer

Der Buchhandel hatte sich längst nach Leipzig, dem Zentrum des deutschen Buchhandels
orientiert, und Reich in Leipzig hatte veranlaßt, daß die Leipziger Buchhändler die Frankfurter
Messe nicht mehr besuchten1. Er selbst löste sein dortiges Lager 1764 auf2. Von
den Kehler Buchhändlern war es Johann Gottlieb Müller (Bärstecher) gewesen, der
während seiner Tätigkeit in Cleve am Niederrhein mit den Durchbruch nach Leipzig
schuf3, und der auch jetzt wieder in Kehl wichtige Verlagserzeugnisse nach Leipzig
brachte4:

Michaelsmesse 1782

Mannichfaltigkeiten, oberrheinische, eine gemeinnützige Wochenschrift. 2., 3. und 4. Quartal. 8. Kehl, und
zu Leipzig in Comm. bei J. Phil. Haugen.

1 Adalbert Brauer, Die Schwarze Kunst — Buchdruck und Verlagswesen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert
in Deutschland, in: Heinrich Pleticha, Lettern, Bücher, Leser, 1970. S. 88.

2 F. Uhlig, Geschichte des Buches und des Buchhandels, 1953, S. 44.

3 Dazu: Erwin Dittler, Johann Gottlieb Müller (Bärstecher), Verlagsbuchhändler im Zeitalter der Aufklärung
, in: Die Ortenau 52 (1972).

4 Zu ganz besonderem Dank sind wir der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel verpflichtet, die in
entgegenkommender Weise eine Einsichtnahme in die Meßkataloge von Frankfurt und Leipzig aus ihrem
überaus kostbaren Altbestand ermöglichte, nachdem sie bereits für die Ortenau 52 eine Übersicht über die
Drucke Bärstechers für die Zeit von 1771 bis 1774 zur Verfügung stellte.

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