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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 185
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Natürlich trat ein, was der Geheime Rat in Karlsruhe schon beim Gesuch des Le Tellier
um ein Privileg bedacht hatte, daß nämlich „der Ort der Druckerey, auch wenn er
nicht auf den Titel gesetzt erscheine, nicht lange verborgen bleiben könne".
Neben Libellen erschien u. a. ohne Druckort:

Adresse ä tous les bons citoyens de Strasbourg, rel. ä la Situation politique actuelle de
la ville, par F. J. J. Hoffmann. Imprime en Allemagne (Kehl). 178 922.

Interessant ist aber auch die Nennung Kehls als fingierter Druckort bei folgenden Werken23
:

Confidence monacale sur le temps present. Kell (Paris). 1787.

Lettre du public parisien ä P. A. C. de Beaumarchais. Kell, aux depens de notre bourgeois (Paris). 1787.
Journal de ce qui s'est passe ä Dijon (par Landes). Kehl, Baskerville (Dijon). 178924.

Bücherschmuggel durch Straßburg

Wenn die „Societe" ihre Werke in Frankreich verkaufen wollte - ohne „vorherige spezielle
Vergünstigung" durfte übrigens keine deutsche Edition herausgebracht werden -,
so mußten natürlich auch entsprechende Vorkehrungen getroffen werden, um sie möglichst
ungehindert einführen zu können. Bettelheim25 weist darauf hin, daß Beaumarchais
trotz Bestechung des frz. Generalpostdirektors und durch geschickte Behandlung der
Minister Schwierigkeiten mit den Ämtern zweiten und dritten Ranges hatte. Nicht nur
die „Societe" in Kehl, sondern auch ihr Spediteur ließ sich einiges einfallen, wovon die
Akten im Straßburger Stadtarchiv26, die meist aus der Hand des Inspektors Hermann
stammen, beredtes Zeugnis ablegen.

Eine erneuerte Ordnung für die Buchdruckerei und den Buchhandel vom 20. Februar
1786 errichtete in Straßburg eine chambre de censure, der die Visitation der Bücher und
die Plombierung der ins Elsaß oder nach Frankreich bestimmten Büchersendungen oblag27
. Doch die Zensoren Straßburgs hatten es mit der Durchführung der neuen Verordnung
nicht leicht und mußten oft ohnmächtig zusehen, wie die aus Kehl kommenden
Bücherballen ihrer Zensur entzogen wurden. Ihre bemerkenswerte Beschwerde vom
10. April 1786 an den königlichen Prätor28 überliefert uns, daß der Bücherschmuggel
nach Straßburg mit Unterstützung durch die Offiziere der Garnison geschah, welche die
Bücher selbst in ihrem Wagen beförderten oder durch ihre Bediente unter Kleidern und
Mänteln verstecken ließen. Da die Zensoren offenbar mit unliebsamen Reaktionen der
Offiziere rechneten, baten sie darum, eine Unterstützung des Magistrats seitens der Kommandanten
zu veranlassen. Die Klagen der Zensoren reißen in jenen Wochen und Monaten
nicht ab, befürchteten sie doch, für diesen laufenden und umfangreichen Bücherschmuggel
verantwortlich gemacht zu werden.

Am 12. April, also zwei Tage nach der Beschwerde über die Garnisonsoffiziere, rollte
am späten Nachmittag wieder ein schwerbeladener Wagen mit zwölf Bücherpacken aus
der Kehler Druckerei über die Rheinbrücke. Der Zollwächter an der Rheinbrücke be-

22 Weller, Bd. IL, S. 239.

23 Weiler, Bd. II, S. 232, 233, 241. — Mit einem Fragezeichen versieht er Kehl als Druckort (S. 112) bei:
Der Buchhändler Paul Manuz und der Buchdrucker Peter Hammer. Ein Duo-Drama. Kehl (?) 1777.

24 Nach freundl. Mitt. von Herrn Archivar B. Savouret v. 10. 5. 73 weder im Bestand der Stadtbibliothek
Dijon, der andere Schriften von Landes enthält, noch der Nationalbibliothek in Paris enthalten.

25 Bettelheim, a. a. O., S. 356.

26 Für Hinweise und tatkräftige Unterstützung bin ich Herrn Edmond Ponsing, Stadtarchiv Straßburg, zu
herzlichem Dank verpflichtet.

27 Goldfriedrich, a. a. O., S. 407. Brucker, Urkunden über die Verhältnisse des Buchhandels und der
Presse in Straßburg im 18. Jahrhundert, in: Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels, VIII,
Leipzig 1883. Streitberger, a. a. O., S. 251 ff., S. 281 ff. (mit Hinweisen auf Kehl).

28 Stadtarchiv Straßburg AA 2357/33.

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