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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 239
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Stets freilich hat der Kommentar zu jenem Werk auf dessen eigene Zeit und
eigenen Raum zurückzugehen. Daher sei es zuletzt konfrontiert mit einigen Versen
von Johann Ulrich Megerle aus Kreenheinstetten bei Sigmaringen, geboren wiederum
während des Dreißigjährigen Krieges und als Sohn armer Wirtsleute (welcher
Zunft man hier ja nicht zum ersten Mal begegnet), in dem der Großmeister
barocker Predigt erstand: Abraham a Santa Clara. Ihm verdankt sich ein enzyklopädisches
Buch über fast sämtliche Berufe und Gewerbe, worin diese im Dienste
moralisierender Lehre ausgedeutet sind. So auch das Tun des Bildhauers, das,
zum Gleichnis eines göttlichen erklärt, der folgenden Ermahnung Anlaß bietet:

Betrübtes Hertz, halt Gott nur still,

wann Er durch Kreutz schön bilden will,

dich schweres Stuck von Staub und Erden.

Wer hie deß Adams Bild verliert,

der wird mit Christi Bild geziert,

und dort deß Himmels Zierrath werden.5

Durch geduldig ertragenes Leiden sollte der adamitische zum christlichen Menschen
sich umbilden lassen — zum resignativen Ebenbild desselben Christus, der
noch heute, mit dem Ausdruck jenes Leidens als eines endlich ausgestandenen, eines
Durchgangs zum Sieg, über dem ältesten Rastatter Kirchhof sich erhebt. Solche
Vollendung im Tod mag dem Künstler und dem Stifter wie ihren Leidensgenossen
dort und damals der einzige glaubwürdige Sinn und Trost eines sonst sinnlosen,
trostlosen Lebens gewesen sein.

Die zwei Heidenkirchen im Räume Zell (Harmersbach)

Von Thomas Kopp

L

Selbst in der engeren Heimat ist es nicht allgemein bekannt, daß es bei uns zwei Heidenkirchen
gibt. Die eine liegt auf Gemarkung Oberharmersbach, am Südosthang des
Rautschkopfes, die andere auf Gemarkung Fischerbach, am Südosthang der Nill. Von
letzterer wußte man früher kaum etwas; erst nachdem 1932 bei der Anlage des Naturlehrpfades
Zell-Brandenkopf neben den Nillhöfen eine Hinweistafel angebracht wurde,
ist der Wanderer darauf aufmerksam geworden. Eine kürzlich erneuerte Tafel hängt
jetzt an der großen Kastanie vor dem Nill-Höhengasthof; der Text lautet:

Nillhöfe

Bereits im Jahre 1313 erwähnt. Auf dem Nillkopf (878 m) waren früher Reste eines
römischen Heiligtums (im Volksmund Heidenkirche). Worterklärung: Nill vom mittelhochdeutschen
nulle = Scheitel, Berggipfel.

5 Zit. nach: Fritz Heibig (Hrsg.), Die Bauleuthe etc. München 1963, Faksimile gegenüber S. 40; zu den
ursprünglichen Druckorten vgl. Nachwort, S. 63 f.

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