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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 242
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gesprengt und weggeholt hätten. Spuren dieses „Steinbruchbetriebes" kann man heute
noch deutlich feststellen.

Wir aber müssen fragen: Wer waren diese „Herren aus Karlsruhe"? Konnten sie ohne
Erlaubnis Steine verlagern? und wo sind diese heute? Nachforschungen nach dem Verbleib
sind eingeleitet, bisher ohne Erfolg.

So mengen sich - selbst in der Gegenwart - Dichtung und Wahrheit, Irrtum und Wissenschaft
. Man möchte nur hoffen, daß die mit dem Landesdenkmalamt ausgemachte Begehung
einschließlich Grabung Licht und Klärung in diese Angelegenheit bringen wird.
Auch Hansjakob erwähnt 1891, also lange bevor es unsere Naturlehrpfad-Tafel tat, in
„Die Karfunkelstadt" („Schneeballen" I) die Nill-Heidenkirche: „Wenn man von der
Karfunkelstadt . . . über den Bergrücken unter dem Nillkopf hinübergeht, kommt man
in den 'hinteren Waldstein'; da liegt allerlei Gestein, und fragen wir das Volk ringsum
auf den spärlichen Gehöften, so sagt es uns: ,Da stund die Heidenkirche.' Heidenkirche
und römischer Tempel sind beim deutschen Volke stets identisch; denn die alten Kelten
und die alten Germanen bauten keine Kirchen. Das Volk will also sagen, daß dort einst
ein Heiligtum der heidnischen Römer stand."

Wenn auch Hansjakobs Angaben über die Römer im Fischerbachtal, in der Karfunkelstadt
und auf der Nill in Anmerkungen zur Neuausgabe der „Schneeballen" von Oberbaurat
Schmider, Haslach, angezweifelt werden, müßten wir, falls die Geschichte mit
dem Römerstein auf der Nill-Heidenkirche stimmt, doch vorsichtiger urteilen.

IL

Uns aber bleibt vorweg die Aufgabe, alles auf die beiden Heidenkirchen Bezügliche zusammenzutragen
. Da wollen wir zunächst einen Blick auf die Sagenwelt werfen. Wenn
sich die Ahnen mit den eigenartigen Felsengruppen der Heimatberge abgaben und auf
ihre Art eine augenscheinliche Erklärung suchten, dann ist dies verständlich.
Der schon erwähnte Hirth schreibt: „Die Riesen wollten den Himmel stürmen und haben
die Berge aufgebaut. Auf dem Platz der Heidenkirche ließen sie mächtige Felsblöcke
liegen. Diese wurden eine Opferstätte für die alten Heiden. Daher der Name Heidenkirche
." Die Kanzel - heute noch heißt einer der Steine so - soll der Opferstein gewesen
sein, auf dem Menschen- und Tieropfer dargebracht wurden.

Baumann W. schreibt in „Der Sagenschatz des Nordrachtales" („Die Ortenau", 1963):
„Während der Herrschaft Karls des Großen drangen auch in die abgelegenen Wälder
des Schwarzwaldes irische Mönche vor und verbreiteten den christlichen Glauben. Bald
sank die heidnische Kultstätte (der Heidenkirche) in die Stille des Waldes zurück . . .
An langen Winterabenden erzählt die Ahn . . . von den letzten Wotanpriestern, die ihre
Kultgegenstände aus Gold und Silber in einer Höhle unter den mächtigen Sandsteinfelsen
versteckten und vergruben. Mit Gruseln vernehmen die Kinder von dem großen
schwarzen Hund, der jeden zerreißt, der es wagen sollte, sich den Schätzen zu nahen,
um sie zu rauben."

Daß die Talbewohner in früheren Kriegszeiten „ihr Hab und Gut und Leben hier in
Sicherheit brachten", wie Hirth berichtet, klingt verständlich.

Ein Nordracher erzählt von einer „Kulthöhle, die unter einem großen Stein bis etwa
acht Meter in die Tiefe reichen soll".

Im Zusammenhang mit den Sagen dürfte es angebracht sein, eine (zwar nicht vollständige)
Sammlung der geographischen Heiden-Wörter aus der näheren und weiteren Umgebung,
also etwa der Ortenau, zu bringen: Oberharmersbach: Heidenstein — Schwaibach: Heidenoder
Keltenstein — Rammersweier: Heidengarten — Lahr: Heidengraben — Münchweier:
Heidenkeller - Freistett: Heidenkirchlein - Neumühl: Haiden-Bünd — Scherzheim:
Heidenfeld — Hofstetten: Heidenstein (Alemanorum), Heidburg, Heidenhof — Steinach:
Heideschlößle, Heidenbühl. Einen solchen gibt es auch noch in der Gemeinde Kinzigtal,
in Kirnbach bei Wolfach, in Griesbach und in Nordrach (sogar zweimal).

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