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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 246
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Pfarreientstehung bei. Man wird bei der Aussage bleiben müssen, daß die Kirche des
13. Jahrhunderts in Oberkirch eine innerhalb der Großpfarrei Nußbach war und so auch
zur Ausstattung des Klosters Allerheiligen18 gehörte.

Oberdorf nahm eine gesonderte Entwicklung. Aufgrund des Nikolauspatroziniums,
1376. I. 2119 erstmals erwähnt, infolge der politischen Lage und Zugehörigkeit und vor
allem wegen der Funde20 wird man annehmen müssen, daß es sich hier um eine Kirche
des 11. oder 12. Jahrhunderts handelt, die unter dem Einfluß der Zähringer und der
Fürstenberger stand21. Das Patronatsrecht gelangte aber 1327. IX. 2522 an das Kloster
Allerheiligen, das damit sowohl Oberkirch als auch Oberdorf pfarrlich „beherrschte".
Dieses Moment muß im Zusammenhang mit den Stiftungen hervorgehoben und bewußt
gemacht werden. Wenn auch Oberkirch im Mittelalter als Pfarrei die Siedlungen Gaisbach,
Winterbach, Ringelbach, Wolfhag als Filialen23 miteinschloß, wie auch Oberdorf sicher
Lautenbach und vielleicht ödsbach24 als Filialorte hatte, sollen hier vor allem nur Stiftungen
aus Oberkirch zur Erörterung kommen.

Die mittelalterlichen Anniversarien

Bei der Betrachtung der mittelalterlichen Anniversarien im Räume Oberkirch kann man
nur auf überlieferte Urkunden Rückgriff nehmen, was methodisch die Überlegung zur
Folge hat, daß eine Übersicht eben von der Urkundenlage abhängig und damit lückenhaft
ist. Gilt bei der Beschäftigung mit den Anniversarien hauptsächlich das Augenmerk
den bürgerlichen Stiftungen, macht man bei einem Überblick über betreffende Adelsregesten21
' doch die Erfahrung, daß die frühesten Stiftungen aus dem Adel kommen. Von
den Schauenburgern und den Neuensteinern kann man sechs Stiftungen26 erwähnen, die
als Seelgerät wohl auch mit Jahrtag gestiftet wurden, wie sich aus dem Allerheiliger
Anniversar27 erschließen läßt. Diese Stiftungen wurden zu Lebzeiten vorgenommen und
hatten dem Seelenheil des Stifters förderlich zu sein. Sie wurden alle an das Kloster
Allerheiligen vermacht. Von vier weiteren Stiftungen aus diesen Adelsfamilien ergehen
zwei als Jahrtags- und Seelgerätsstiftungen an das Kloster Allerheiligen28 und eine an
St. Laurentius in Straßburg29. Aus der Stiftung Konrads von Schauenburg von 1343.
XII. 21 kann man entnehmen, daß auch hier der Jahrtag mit der Vigil und einer Messe30
begangen wurde.

18 Gemäß der Gründungsurkunde von 1196 (I. D. Sdlöpflin, Alsatia aevi merovingici . . . Mannheim
1772—1775, Nr. 363, S. 307). Vgl. J. Börsig, Geschichte des Oppenauer Tales. Karlsruhe (1950), S. 165
bis 169.

1» Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins (= ZGO) 39, 1885, S. 133, Nr. 147.

20 Vgl. Oberkirch. Schrift aus dem Wirtschaftsverlag H. Paeffgen. Oberkirch 1966, S. 2 und 5.

21 Vgl. D. Kauß, Pfarrorganisation, S. 222.

22 Fürstenbergisches Urkundenbuch. Band II. Tübingen 1877, Nr. 154, S. 102.

23 Vgl. D. Kauß, Pfarrorganisation, S. 225.

24 Vgl. a. a. O., S. 223.

25 Ph. Ruppert, Regesten des mortenauer Adels. 1. Neuenstein, in: ZGO 37, 1884, S. 385—411; 38, 1885,
S. 130—156; dcrs., Regesten des Mortenauer Adels. 2. Die von Schauenburg, in: ZGO 39, 1885, S. 83
bis 181; H. P. Sattler, Die Ritterschaft der Ortenau in der spätmittelalterlichen Wirtschaftskrise, in:
Ortenau 44, 1964, S. 30—32, nennt die hier folgenden Stiftungen nicht.

2« 1239. November: Seelgerätstiftung Bertholds von Schauenburg (ZGO 39, 1885, S. 108 Nr. 15); 1301. I. 25
ebenfalls der Schauenburger (ZGO 39, 1885, S. 112, Nr. 40); 1307. V. 2 Johanns von Neuenstein
(ZGO 37, 1884, S. 393, Nr. 11); 1311. 111.25 Ottos von Schauenburg und seiner Frau Clara (ZGO 39,
1885, S. 114, Nr. 53 a); 1410. XI. 29 Bernhards von Schauenburg und Anastasia von Nuweneck (ZGO 39,
1885, S. 155, Nr. 225); 1479. IV. 12 Obrechts von Neuenstein (ZGO 38, 1885, S. 149, Nr. 200).

27 GLA 64/1 aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit Nachträgen aus dem 17. Jahrhundert (vgl.
Inventare des Großherzoglich Badischen Generallandesarchivs. Band I. Karlsruhe 1901, S. 187).

28 1306 Johann von Neuenstein und seine Frau Anna (ZGO 37, 1884, S. 392, Nr. 8); 1343. XII. 21 Konrad
von Schauenburg (ZGO 39, 1885, S. 120, Nr. 83).

29 1388. VIII. 17 Cuntzo dictus Sendelbach nach St. Laurentius Straßburg (GLA 33/47).

30 ZGO 39, 1885, S. 120, Nr. 83.

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