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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 255
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Schadbach, Schambach oder Schabach?

Und nun zur Namensherkunft des Wortes Schapbach. Die bisherigen Deutungen
und Auslegungen ergeben ein uneinheitliches Bild. Albert Krieger führt in seinem
vor nahezu siebzig Jahren erschienenen „Topographischen Wörterbuch" elf akten-
kundliche Erwähnungen von Schapbach auf, die zwischen 1222 und 1506 liegen.
Bei zehn von ihnen ist „Schappach" mit zwei p geschrieben (also p- und zeitlich
vorangegangene b-Lautung), und nur bei einer wird das Wort „Schadbach" genannt
(also d-Lautung). Diese Tatsache läßt den Schluß zu, daß das Wort nicht,
wie mancherseits angenommen, in die Familie der Schad- oder Schadenbäche gehört
. Ein Gegensatz hierzu ist die Siedlung „Schapbuch" (heutige Schreibweise),
die in der Nähe von Oberstenweiler im Bodensee-Hinterland liegt. Sie wird in
alten Schriften zwischen 1176 und 1367 elfmal erwähnt, und zwar fast ausschließlich
mit der t- oder d-Lautung: Scathebuhc, Shattebuch, Schadbuch usw.
Erst vom Ende des 14. Jahrhunderts ab wird sie Schappuch und Schapbuch geschrieben
.

Sturmfels und Bischof haben für Schapbachs Wortherkunft zwei Erklärungen
parat. Sie legen sich ebenfalls auf die d-Lautung fest und leiten Schapbach von
Schadbach ab, was einen „schadenden Bach" bedeute, der große Hochwasserschäden
anrichtet. Es könne sich jedoch, so bemerken sie weiter, auch um einen
Bach handeln, der mit dem Begriff „Schatten" zusammenhängt, weil er im Schatten
hoher Berge dahinfließt. Letztere Meinung vertritt auch Hans-Werner Landgraf
in seiner 1970 erschienenen Abhandlung über den Ort Schapbach. Beide
Meinungen dürften jedoch nicht zutreffend sein, da dem „Schadbach" das mittelhochdeutsche
Verbum schaden (älter scadon) = Schaden verursachen und dem
„Schattenbach" das mittelhochdeutsche Substantiv schate(we) (älter scato)
= Schatten die etymologische Richtung geben müßten.

Hans Bahlow widerspricht sich in seiner Auslegung. Während er - sicherlich
nicht unrichtig - dem namensverwandten Städtchen Schapen (bei Braunschweig)
und dem württembergischen Rems-Zufluß Schapfenbach ein, nach seiner Meinung
dem Wörterbuch unbekanntes Wasserwort „scap" zugrunde legt, unterstellt
er dem Glotter-Zufluß Schappach und dem Wolf-Zufluß Schapbach eine Assimilation
von Schadbach. Aus welchem Grund er das Wort scap zwar dem Schapen
und dem Schapfenbach, nicht jedoch den Schapbächen zubilligt, läßt sich nicht
ersehen.

Ohne weiteres von der Hand zu weisen sind einige früheren Meinungen von
Heimatforschern, daß die Schapbäche den gleichen Wortursprung hätten wie die
Schadbäche und die Scham- und Schembäche. Alle seien aus dem Grundverbum
„schaden" hervorgegangen. Bezüglich der Scham- und Schembäche läßt sich diese
These deswegen nicht halten, weil dieselben eindeutig vom althochdeutschen Wort
scam = kurz (mittelhochdeutsch = schäm) abzuleiten sind und damit einen kurzen
Lauf andeuten. Sie gehören also in die Familie der Kurz- oder Kurzenbäche.
So z. B. der Schempbach zum Wildschapbach, der Schembach zum Rippoldsauer

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