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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 276
(PDF, 57 MB)
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tung. Sie setzt eine Zäsur zum Zeitpunkt, da ein neues Kapitel kommunaler Chronik
beginnt: im Übergang von Traditionsformen zu Idee und Bild moderner Großraumvorstellungen
.

Die Geschichte der Grundherren-Siedlung und des ritterschaftlichen Dorfes Hofweier zu
schreiben - mit Sigebot de Hoviwilar erstmals anno 1111 urkundlich nachweisbar -, erforderte
gleichermaßen wissenschaftliche Akribie wie liebevolle Sorgfalt bei der Quellensuche
, beim kritischen Auswerten und tiefgründigem Forschen. Ein Unterfangen, das nach
Gesamtanlage, Vielfalt der Einzelgebiete, in ihren sichtbaren Verflechtungen und latenten
inneren Bezügen, ein nicht leicht überschaubares Stoffgebiet umfaßt.

Vom Autor, dem hervorragenden Kenner der ortenauischen Geschichtslandschaft, werden
die Entwicklungsphasen und alle Erscheinungsformen kommunalen Lebens, in sachgerechtlogischer
Disposition bis zur Dokumentation aufgebaut. Die klaren Darstellungen, von
der Einweisung in die Raumgeschichte der Ortenau, als Basis der historisch-politischen
Entwicklung ausgehend, führen dann über die Erstbesiedelung zur Entstehung des ritterschaftlichen
Dorfes; klären die oft verwirrenden Besitz-, Lehens- und Pfandrechts-Situationen
, über die Jahrhunderte hinweg, in ihrer Abfolge immer wieder in das Zeitgeschehen
des erweiterten Umweltraumes synchron eingeordnet. (Vergleiche die Freiburger
Dissertation des Verfassers unter dem Titel „Verfassung und Verwaltung des ritterschaftlichen
Dorfes Hofweier", vorgelegt 1923).

Im folgenden ging es Otto Kähni darum, die ortsgebundenen Einzelerscheinungen wie:
Verfassung, Gerichtsbarkeit, Abgaben, Frondienst usw. neben die Funktionen von Amtmann
, Vogt und Stabhalter, bis zum Leibeigenen und späterem Gemeindemitglied zu
stellen und in ihren wechselseitigen Beziehungen untereinander aufzuhellen. Anschaulich
geschildert sind die Aufschlüsse über die Dorfmark, bäuerliche Existenz, Dreifelder- und
Fruchtwechsel-Wirtschaft, Allmende, Weide und Wald, damit gleichzeitig die rechtliche
Stellung des Dorfbewohners einbeziehend, bis zum Ende der Herrschaft Binzburg und
die Eingliederung in das badische Staatswesen.

Breiten Raum und dennoch Auslotung nach der Tiefe, erhielt das dörfliche Geschehen
mit Beginn des 19. Jahrhunderts, in der Entfaltung zur heutigen Wohngemeinde und dem
Teilverlust rein bäuerlicher Charakteristiken. Umfassend und eingehend - ohne Detailgebiete
außer acht zu lassen - zeichnet der Verfasser die Bilder gemeindlichen Lebens,
der politischen, kirchlichen, kulturellen und schulischen Gegebenheiten, der Genealogie
ansässiger Familien, von Persönlichkeiten, über Volkstum (Mundart, Tracht, Brauch und
Sagen), Flurnamen, Flurbereinigung und bauliche Entfaltung. Tabellarische Übersichten
und Statistiken ergänzen das Werk, dem begrüßenswerterweise drei Gemarkungspläne
Hofweiers der Jahre 1858, 1964 und 1970 beigefügt sind.

Die Bilder flüchtiger Erscheinungen in ihren tiefreichenden und gemeinschaftsbildenden
Wirkungen und Verkettungen zusammengefaßt, ergeben ein klar konturiertes Mosaik der
Hofweierer Dorf- und Ortenauer Gaugeschichte.

Dank der literarischen Sicherung historisch geprägten Kulturgutes, die zu echten historischen
Erkenntnissen führt, darf dieses Buch von Otto Kähni mit Fug und Recht einen
hohen Rang in der Ortenauer Geschichtsschreibung beanspruchen. Denn es führt über den
eingrenzenden Begriff eines vorbildlichen Heimat- und Dorfbuches hinaus und ist zu
einem gut fundierten Nachschlagewerk - das zu vergleichenden Studien anregt - für
die späteren Historiker und Heimatforscher geworden.

(Corrigenda S. 38: setze Heinrich V. (1105-1123) anstelle Heinrich II.)

Ernst-Robert Preiser

Geroldsecker Land. Jahrbuch einer Landschaft. Heft 15. 1973. Schriftleitung
Dr. Rudolf Ritter. Verlag E. Kaufmann, Lahr 256 S.

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