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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 8
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0010
Im Zeitalter Ellen Keys wählte Rolf Gustav Haebler die Partei der Reformerin.
Für eine schulpolitische Arbeit über die badische Schulgesetzgebung erhielt er
den Rißmann-Preis des Deutschen Lehrervereins:

„Das tiefste Elend aber ist, daß wir alle, wir alle vergessen haben, im Kinde
den Menschen zu sehen.. . Wir sehen im Kinde immer nur ein Wesen, das
etwas lernen soll, etwas Bestimmtes, um irgendeinmal etwas zu werden,
irgendeinen Beruf zu können, sei es nun Handwerker oder Beamter, Gelehrter
oder Maurer. Aber das Kind will im Grunde nicht irgend etwas werden, sondern
will zunächst sein. Will Kind sein. Es will freilich auch lernen, jedes gesunde
Kind will lernen, und wenn dieser Trieb nicht vorhanden ist bei einem Kinde,
dann ist es krank, körperlich oder seelisch krank . .. Wir lehren viele Dinge,
die es noch gar nicht fassen kann und nach denen es kein Verlangen hat. . . . Wir
lehren an das Kind hin, statt aus ihm heraus zu entwickeln. Und warum? Zunächst
deshalb, weil wir alle das bloße Wissen überschätzen. Nicht das Wissen
macht den Menschen, sonst müßte der größte Gelehrte der größte Mensch sein;
sondern das Können und die Stärke des Erlebens formt den Menschen . .. Unsere
Schule, unsere Kinder leiden unter dem gleichen System, unter dem wir
alle leiden." Der junge Lehrer hatte Ellen Key und ihr „Jahrhundert des Kindes
" aufmerksam und mit Gewinn gelesen. Er schloß sich der Sozialdemokratischen
Partei an und gründete eine „Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer
Lehrer".

Schon früh ahnte der Politiker aus Leidenschaft das Verhängnis, das am politischen
Himmel heraufzog. Als erster der sozialdemokratischen Lehrer in Baden
wurde Rolf Gustav Haebler 1933 wegen „nationalpolitischer Unzuverlässigkeit"
aus dem Schuldienst entlassen. Der beruflichen Ächtung folgte das Schreibeverbot
der Reichsschrifttums-Kammer. In jenen Jahren erlebte Haebler alle Not
und alle Schrecken, die er in seiner Novelle „Baruch und Willi" über Baruch
Rosenfeld hereinbrechen läßt.

Der rastlos Geschäftige durchforschte im Generallandesarchiv Aktenbündel
und Verhandlungs-Protokolle, er speicherte badische Landesgeschichte.

Das Jahr 1945 löste das Zaudern und Zagen, Rolf Gustav Haebler konnte wieder
frei und ohne Überwachung arbeiten. Im Verlag G. Braun, Karlsruhe, erschien
die geschichtliche Abhandlung „Ein Staat wird aufgebaut". Darin steht der
Nachweis, wie aus langwierigen Verhandlungen, Absprachen, Zugeständnissen
und Intrigen schließlich das Großherzogtum Baden entstand. Das Buch ist zugleich
eine Geschichte der Lande am Oberrhein in der Wende vom 18. zum 19.
Jahrhundert, genauer festgelegt vom Aussterben der Baden-Badenschen Markgrafen
-Linie bis zum Wiener Kongreß.

Als Nachruf für das Großherzogtum Baden schrieb Haebler eine „Badische Geschichte
". Hier gelang dem Verfasser, das Geschehen in unserm Landstrich,
dessen politische, wirtschaftliche und soziale Entfaltung auf engem Raum wiederzugeben
.

Seit Lösers „Geschichte der Großherzoglichen Stadt Baden" hatte der Kurort
keine weitere zusammenfassende Chronik erhalten. Haebler schreibt nach eingehender
und gründlicher Vorarbeit die zweibändige Geschichte der Stadt und
des Kurortes Baden-Baden, eine Stadtchronik, die Werden und Wachsen, Aufstieg
und Schicksalstage Baden-Badens in vielseitiger Betrachtung bietet.

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