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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 61
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schaft der Stadt als Eigentümerin die reizvoll in den Reben gelegene
Kapelle; sie sorgte 1886 für die Ergänzung der verlorenen Altardekorationen
(durch Th. Klem, Colmar) und 1956 für die Konservierung des
gesamten Altares. Im Jahr 1972 veranlaßte Dr. Jean Gramling, der Bürgermeister
Dambachs, eine Suchaktion nach der alten Altarbaurechnung, die
im Rathausspeicher glücklich wiedergefunden wurde. Inzwischen in die
Bestände des Dambacher Stadtarchivs einverleibt30, ergibt sich aus dem
Aktenheft (und zwar auf der Vorderseite des Blattes 18), daß vor hundert
Jahren der Familienname Winterhaider nur wegen Lesefehlern nicht registriert
worden ist. Denn „1691 den 14t Novembris und 2t Decembris erhielt
H: Philippus winderhalter der Bildthauer, Lauth seiner eigenen Handt im
Klitter register, in Abschlag seines verdiensts bezahlt 12 pf 5 ß". Die Entlohnungen
für Philipp Winterhaider, am 26. Januar 1691 begonnen, brechen
dann mit dem Eintrag vom 21. Dezember jenes Jahres ab, während Clemens
Winterhaider bis zum 22. November 1692 weiterarbeitete und noch bis zum
Ende des Jahres 1693 Abschlagszahlungen empfing. Daraus geht hervor,
daß Philipp Winterhaider beim Dambacher Altarbau nur eine nachgeordnete
Rolle spielte und sein Bruder Clemens der eigentliche Hauptmeister
gewesen ist. Verglichen mit den später in der Ortenau entstandenen
Skulpturen können Philipp Winterhaider auch vom Stilistischen her
nur die schwächeren Arbeiten des Sebastiansaltares (etwa „der wandelnde
Jesusknabe") zugeordnet werden. Was allerdings Philipp Winterhaider
zeitlebens beibehalten sollte, zeichnet schon das Dambacher Werk in besonderem
Maß aus, die Freude an überreicher Dekoration. Mit verschwenderischer
Fülle an Blatt- und Blütenwerk sowie Motiven aus Früchten und
Weintrauben überdeckten die beiden Bildhauer die klar gegliederte,
strenge Altararchitektur, durchweg schön und virtuos geschnitzt. Vor all
dieser Pracht zeigt sich als künstlerischer Höhepunkt der im Altaroberteil
schwebende Gottvater in Komposition und Ausführung so vollendet gestaltet
, daß er allein für sich genügen würde, den Meister Clemens Winterhaider
unter die bedeutendsten Künstler des ausgehenden 17. Jahrh. einzureihen
. Zu guter Letzt wäre noch auf eine kuriose Sache aufmerksam zu
machen: Unter dem Mittelbild des Altares, dem „heiligen Wandel" (einem
in der Barockzeit beliebten Motiv, das die heilige Familie auf der Wanderschaft
zum Tempel in Jerusalem darstellt und deswegen in Wallfahrtskirchen
gern verwendet wurde), sitzen die Eltern Mariens und betrachten verzückt
die Szene. Die Sessel von Joachim und Anna sind aus Laubwerk
geformt und tragen jeweils an der vorderen Stütze als oberen Abschluß
eine kleine Büste. Wer diese beiden unauffällig dem Altar beigefügten,
lebensnah geschnitzten Porträts, die zum gesamten ikonographischen Programm
keine Beziehung haben, genauer betrachtet, kommt um die Vermu-

30 Stadtarchiv Dambadi-la-Ville, S 5 a — Chapelle St-Sebastien

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