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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 63
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Philipp und Clemens Winterhaider. Den jüngeren der beiden Bildhauerbrüder
kann ich ebenfalls in Ebersmünster nachweisen. Taufeinträge der
Kinder Franciscus Josephus und Maria Magdalena des in der Abtei bedien-
steten Ehepaares Christoph Kaißer und Magdalena Christ („famulorum
nostrae Abbatiae") nennen am 15. Oktober 1693 und 26. Mai 1696 den
„Dominus Clemens winderhalter" als Taufpaten35. Daraus ist zu schließen,
daß der hochtalentierte Barockkünstler in Ebersmünster nach Abschluß der
Dambacher Arbeiten über mehrere Jahre hinweg eine Beschäftigung fand,
die sehr umfangreich gewesen sein muß. Von seinen Werken dürfte fast
alles dem Kirchenbrand zu Beginn des 18. Jahrhunderts zum Opfer gefallen
sein. Lediglich ein Ausstattungsstück der Klosterkirche, das möglicherweise
von der Hand Clemens Winterhaiders stammt, scheint vor den Flammen
bewahrt worden zu sein. Ich meine den gewaltigen Samson, der unter der
nicht zugehörigen Kanzel steht, die man erst am Anfang des 19. Jahrhunderts
installierte, als die Ebersmünsterer Kirche nach den Verwüstungen
der Revolutionszeit wieder für den Gottesdienst hergerichtet wurde. Die
Gestalt des Samson, unbestreitbar die wertvollste Skulptur in Ebersmünster
, zeigt eine Ausarbeitung, die unwillkürlich an den Meister des
Dambacher Altares denken läßt. Im übrigen war Ebersmünster der Punkt,
an dem sich die Lebenswege der Winterhaiderbrüder (verursacht durch
die Verheiratung des Philipp?) endgültig trennten. Wohin es den Clemens
nach 1696 verschlagen hat, gelang mir bisher leider nicht festzustellen.

Philipp Winterhaiders Lebensspuren können wir recht gut weiterverfolgen.
Bereits am 2. März 1693 ließ er in Straßburg einen Sohn taufen36. Daß
dabei seine Ehefrau als „Eva Petrin" bezeichnet wurde, ist ein dem Schreiber
unterlaufener, die Situation etwas verwirrender Fehler, der aber durch
die Zusammenhänge mit der um 1690 für den Straßburger Bischof arbeitenden
Bildhauer-Equipe erklärlich wird. Der bischöfliche Verwalter
Johan Noll („Oeconomus curiae Episcopalis") und die Ratsherrenfrau Anna
Maria Saxin unterschrieben als Taufpaten. Zumal sich die Ehefrau „(Maria)
Eva Fridrichin" in Einträgen der folgenden Jahre auch als „M. Eva Rüme-
lin (Rimily)" genannt findet, muß ich zu ihrer Identifizierung etwas ausholen
. Am 6. Februar 1673 heiratete der aus der Pikardie stammende
Bildhauer Franciscus Remily in Zabern die Jungfrau Eva Baronin37, deren
Familienname (französische Form?) wohl — entsprechend anderen Beispielen
— sehr frei mit Fridrichin gleichgesetzt werden muß38. Aus der Ehe
Remily-Baronin (Fridrichin) gingen mehrere Töchter hervor, die später

35 ADB Straßburg, 3 E 115 — Nr. 2 Ebersmunster, Baptemes 1690-1746, f. 8 a und 11 b.

36 AM Strasbourg, N 154, St Pierre-le-Vieux (cath.), Baptemes 1683-1697, p. 193: „Joannes Philippus
Philippi Winterhalters sculptoris hic morantis, et Evae Petrin conjugum filius".

37 AM Saverne, Reg. No 509, Mariages 1623—1686, p. 327. Freundliche Mitteilung von Herrn Prof. A.
Wollbrett, Zabern.

38 Z. B. nannte sich die Ehefrau des bischöflichen Bildhauers Peter Petry wechselweise M. Elisabeth Rep-
stecklerin und M. Elisabetha La vigne.

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